HISTORICAL EXCLUSIV Band 21
gestrichen, da er so aufrichtig an der Untersuchung interessiert ist. Er bot mir sogar an, mir behilflich zu sein, und ist augenblicklich dabei, das Haus des Schuldigen zu beobachten“, erzählte Georgiana. Das hoffte sie zumindest.
„Wirklich?“
Sie hatte für einen Augenblick den Eindruck, dass sie ein Grinsen über das verschlossene Gesicht des Mannes huschen sah, doch sie fand es besser, dies zu ignorieren. Sie wollte nicht so viel über Ashdowne sprechen, hatte sie doch letzte Nacht lange genug wach gelegen und über ihn und seine Küsse nachgedacht. Nun war sie froh, dass der Londoner Detektiv da war, um die Ermittlung endlich abzuschließen.
Damit würde ihre Beziehung zu ihrem ersten und einzigen Assistenten ebenfalls bald zu einem Ende kommen. Auch wenn sie zugeben musste, dass ihr seine Anwesenheit ausgesprochenes Vergnügen bereitete, stellte der gut aussehende Gentleman doch eine Bedrohung für ihre Sinne dar. Sie konnte kaum einen klaren Gedanken fassen, wenn er in ihrer Nähe war, und das war sicher nicht das Richtige für jemanden, der so gern mit dem Kopf arbeitete.
Nein. Ashdowne lenkte sie selbst jetzt noch viel zu sehr ab. Sie bemühte sich, ihre Gedanken wieder in gerade Bahnen zu lenken und sie auf das augenblickliche Gespräch zu konzentrieren. „Dann verdächtigte ich einen gewissen Mr. Hawkins, der aus Yorkshire stammt“, vertraute sie dem Detektiv an.
„Wirklich?“, erkundigte sich Jeffries, und Georgiana war froh, als sie ein gewisses Interesse des Detektivs zu hören vermeinte.
„Ja, er schaut sich in der Stadt nach einer neuen Stelle um und …“
Jeffries unterbrach sie ungläubig: „Sie beschuldigen den Vikar?“
„Nun, ja“, gab sie zu. „In den meisten Fällen sind diejenigen, die ein religiöses Leben wählen, sicher über jeglichen Verdacht erhaben, aber leider bin ich mir auch sicher, dass einige die gleichen Sünden begehen wie gewöhnliche Männer. Und auch wenn Lady Culpepper Ihnen schon Auskunft über Mr. Hawkins gegeben hat, so muss ich aus eigener Erfahrung hinzufügen, dass er kein Vikar wie jeder andere ist“, erklärte Georgiana. „Ich habe zwei Mal mit ihm gesprochen, und seine Reden schienen mir beide Male sehr befremdlich.“
Sie wandte sich noch vertraulicher an ihren Gesprächspartner. „Er hegt den Reichen gegenüber Groll, und ich glaube nicht, dass es sich nur um Neid handelt. Außerdem sucht er ja nach einer neuen Stelle, und ich kann mir vorstellen, dass er dafür Geld braucht.“
„Sie glauben also, dass ein Geistlicher in Lady Culpeppers Schlafzimmer schlich, die Halskette stahl und dann aus dem Fenster geklettert ist?“, erkundigte sich Jeffries und schaute dabei mehr als zweifelnd drein.
„Warum nicht?“, gab Georgiana zurück und reckte sich zu voller – zugegebenermaßen kleiner – Größe hoch. „Ich sage Ihnen, er hat etwas gegen die Reichen. Warum also nicht gegen Lady Culpepper?“
Jeffries wirkte zu ihrer Beruhigung ein wenig nachdenklich. „Aha. Aber Sie haben auch ihn als Hauptverdächtigen ausgeschlossen?“
„Nicht wirklich. Ich bin nur auf jemanden gestoßen, der eher infrage zu kommen scheint“, verkündete sie und nickte einem vorbeigehenden Paar zu. Dann flüsterte sie Jeffries ins Ohr: „Am Abend des Diebstahls hörte ich, wie zwei Männer etwas höchst Verdächtiges ausheckten. Den einen von ihnen erkannte ich sogleich als Lord Whalsey, und der andere stellte sich als ein gewisser Mr. Cheever heraus.“
„ Lord Whalsey?“, wiederholte Jeffries mit einem Stöhnen. „Entschuldigen Sie, Miss, aber warum müssen Ihre sämtlichen Verdächtigen dem Adel oder der Geistlichkeit angehören? Lassen Sie mich raten. Dieser Mann ist ein verdammter Herzog, nicht wahr?“
Georgiana verstörte nicht so sehr Jeffries’ Ausdrucksweise, die zweifellos als Straßenjargon zu bezeichnen war, sondern vielmehr sein Vorwurf, und sie reckte das Kinn. „Ich kann Ihnen versichern, dass ich diese Männer nicht wegen ihrer Titel ausgesucht habe“, sagte sie. „Außerdem ist Whalsey ein Viscount mit sehr leeren Taschen, was sehr wohl Anlass zu einem Verbrechen sein könnte.“
Jeffries schüttelte den Kopf und sah seine Begleiterin mit einem unglücklichen Ausdruck an. „Zuerst beschuldigen Sie einen Marquess, dann einen Vikar und nun einen Viscount. Miss, ich muss sagen, Sie haben eine äußerst lebhafte Fantasie.“
Georgiana schaute ihn empört an. Mehr und mehr gewann sie den Eindruck, dass er ihr nicht glaubte.
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