HISTORICAL EXCLUSIV Band 21
ging, konnte sie ihm ihren Fall darlegen und die Schuldigen noch vor dem Mittagessen überführen. Hoffentlich befand sich die Halskette noch bei Whalsey, denn dann würde sie diese persönlich Lady Culpepper zurückbringen können.
Die undankbare Dame hätte somit die Möglichkeit, ihre Meinung über Miss Bellewether zu ändern. Alle würden sie endlich ernst nehmen müssen, überlegte Georgiana aufgeregt. Dann könnte endlich ihre heiß ersehnte Laufbahn als anerkannte Detektivin beginnen.
4. KAPITEL
Georgiana stand auf der Straße gegenüber Lady Culpeppers Wohnsitz und bemühte sich, so unauffällig wie möglich zu wirken. Das erwies sich als schwierig, da sie seit dem frühen Morgen hier Posten bezogen hatte und die Bediensteten der umliegenden Residenzen ihr bereits misstrauische Blicke zuwarfen. Sie harrte dennoch auf ihrem Platz aus und wanderte nur ein wenig die Straße auf und ab. Schließlich verfolgte sie ein wichtiges Ziel.
Der Londoner Detektiv, der am Abend zuvor angekommen war, würde bestimmt früher oder später den Tatort besichtigen. Dies war zumindest Georgianas Überzeugung, und sie hatte sich vorgenommen, ihn dann anzusprechen. Doch die Angewohnheit Lady Culpeppers, lange auszuschlafen, verschob den Besuch des Polizeibeamten wohl auf den späteren Vormittag. Bisher waren nur Diener und ein ziemlich heruntergekommener Mann mittleren Alters im Lieferanteneingang verschwunden.
Als der besagte Bursche eine halbe Stunde später wieder herauskam, dachte sich Georgiana nichts dabei, bis er die Straße überquerte und direkt auf sie zusteuerte. Unwillig runzelte sie die Stirn, denn sie hatte keine Lust, ihre Zeit mit jemandem zu vergeuden, der ihr vermutlich etwas verkaufen wollte. Schließlich musste sie Lady Culpeppers Haus im Auge behalten, oder sie würde ihre Chance verpassen.
„Verzeihen Sie, Miss“, begann der Mann höflich. Er hatte sich so vor sie hingestellt, dass sie dazu gezwungen war, ihren Hals zu recken, um den Eingang zum Haus Lady Culpeppers weiterhin beobachten zu können. „Sie scheinen sich für das Gebäude dort zu interessieren. Könnten Sie mir netterweise sagen, warum?“
Georgiana war von seiner direkten Art überrascht und betrachtete sich den Fremden nun genauer. Auch wenn seine Kleidung einen schlechten Schnitt aufwies, wirkte er doch seriös. Sie verbarg ihre Ungeduld und versuchte, freundlich zu wirken. „Haben Sie denn noch nicht gehört, dass ein Londoner Detektiv mit der Aufklärung des Diebstahls von Lady Culpeppers Halskette beauftragt wurde?“, fragte sie.
Der Mann schien überrascht, und seine dicken braunen Brauen zogen sich zweifelnd zusammen. Er wirkte erschöpft, und sein Gesicht wies mehr Falten auf, als das für sein Alter zu erwarten war. Georgiana hätte sich unter anderen Umständen durchaus dafür interessiert, jemanden außerhalb ihres gewöhnlichen Bekanntenkreises kennenzulernen; doch heute war sie einfach zu beschäftigt. Sie hatte auch keine Zeit, ihm die Einzelheiten des Raubes darzulegen, falls er diese noch nicht kannte.
„Entschuldigen Sie meine Aufdringlichkeit, Miss, aber was hat das mit Ihnen zu tun?“, erkundigte er sich und schaute sie neugierig an.
„Ich warte auf ihn“, sagte Georgiana erhaben und hoffte, dass der Mann dies als Wink, die Unterhaltung zu beenden, verstehen würde.
Er tat es nicht. Der Fremde blieb weiterhin vor ihr aufgepflanzt und versperrte ihr mit seiner untersetzten Figur den Blick. Er zeigte sich keineswegs entmutigt, sondern legte vielmehr seinen Kopf zur Seite und blickte sie an. „Wilson Jeffries, zu Ihren Diensten, Miss.“ Warum geht er nicht endlich weg, dachte sie. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite schien sich etwas zu tun, und sie versuchte ungeduldig, einen Blick über seine Schulter zu erhaschen.
„Warum wollten Sie mich sprechen?“
„Sie?“ Georgiana blinzelte ihn überrascht an.
Der Mann nickte, und sein Mund verzog sich zur Andeutung eines Lächelns. „Ja, Miss. Ich bin der Londoner Detektiv.“
Sie atmete tief ein und vergaß, Lady Culpeppers Haus zu beobachten. Genau genommen war sie ein wenig enttäuscht, da Wilson Jeffries überhaupt nicht so aussah, wie sie sich das von einem Londoner Verbrecherjäger vorgestellt hatte. Für sie hätte er ein kühner junger Polizist sein sollen, der etwas Geheimnisvolles ausstrahlte.
Nun sah sie sich einem nicht besonders großen Mann gegenüber, der die Schultern hängen ließ und ziemlich müde wirkte. Die Erschöpfung spiegelte
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