HISTORICAL EXCLUSIV Band 21
kann.“
Als sein Handlanger eifrig nickte, holte Karl eine Münze aus seiner Westentasche. „Warum bestellst du dir nicht etwas zu trinken, Hague?“, schlug er vor. „Das ist das Wenigste, was ich für dich tun kann, nachdem du mir O’Rourke gebracht hast.“
Hague fing die Münze, die Severn ihm zuwarf, gerade noch auf. „Danke sehr, Sir. Das ist sehr gütig von Ihnen, Mr. Severn.“
„Gute Nacht, Hague“, erwiderte er und ging aus dem Saloon, wohl wissend, dass aller Blicke auf ihn gerichtet waren. Er lächelte zufrieden, bis er in sein eigenes Zimmer zurückgekehrt war. Schon bald, das nahm er sich vor, würde er sich nicht mehr mit den idiotischen Ideen seines Partners herumschlagen müssen. Oder auch mit seiner Einmischung. Ein unbekannter Ganove namens Digger O’Rourke würde ihm diesen Ärger vom Hals schaffen.
Und wenn nicht? Nun, wer würde schon einen Mann wie O’Rourke vermissen, der erst vor Kurzem nach Barbary Coast zurückgekehrt war? Niemand.
Severn prüfte nach, ob seine Pistole geladen neben seinem Bett lag. Nachdem er die Tür verriegelt hatte, legte er sich hin. Ein Lächeln, das noch kein Mensch jemals hatte sehen dürfen, spielte um seine Lippen, nachdem er eingeschlafen war.
19. KAPITEL
Ein Klopfen an der Tür zu Hannahs Wohnung weckte Deegan aus einem tiefen Schlaf. In Sekundenschnelle griff er nach seiner Waffe, die geladen auf dem Nachttisch lag.
Lilly neben ihm machte die Augen auf und strich sich das Haar aus dem Gesicht. „Was ist?“, fragte sie leise.
„Vielleicht nichts“, flüsterte er und legte einen Finger auf den Mund, um sie zum Schweigen zu veranlassen. Er fasste nach seiner Hose. Falls es Lilly überraschte, dass er bereits die Pistole in der Hand hielt, zeigte sie es jedenfalls nicht. Hatten die Erfahrungen der letzten Tage sie so abgebrüht, dass nichts mehr sie erschrecken konnte?
„Hannah!“, rief eine ihm bekannte Stimme im Treppenhaus. „Ich bin es, Hague!“
Anstatt nun entspannt zu sein, ließ das plötzliche Auftauchen seines alten Freundes aus der Kindheit Deegan noch nervöser werden.
„Hannah!“
Er konnte hören, wie rasch ein paar Stühle beiseitegeschoben wurden. Finley hatte ihn nicht geweckt, damit er die Wachablösung übernehmen konnte. Hatte der Detektiv die Tür verbarrikadiert, bevor er sich selbst zur Ruhe begeben hatte? Vermutlich wusste Finley genau, was sich im Schlafzimmer in der vergangenen Nacht abgespielt hatte. Zwar hatte Deegan versucht, die Geräusche, die er und Lilly verursacht hatten, zu dämpfen, doch die Wände waren sehr dünn. Schließlich hatte er in seiner Jugend des Öfteren Hannah und Trusty beim Liebesspiel gehört.
„Ich komme“, rief Hannah laut. Ihre Stimme klang verärgert, aber Deegan war sicher, die Verärgerung war nur vorgetäuscht. Wie er wusste sie nur allzu gut, dass sie vorsichtig sein musste. Bestimmt war ihr klar, dass es ihrer aller Tod bedeuten könnte, wenn Severn sie gemeinsam mit seinen Männern in Hannahs Zimmer fände.
Deegan zog sich mit einer Hand die Hose an, während er auf Zehenspitzen zur geschlossenen Tür schlich, die Pistole gezückt.
Als er einen Blick auf das Bett warf, stellte er fest, dass auch Lilly bereits dabei war, sich anzuziehen.
„Hannah!“ Aus Hagues Stimme sprach inzwischen seine Ungeduld.
Aber er hatte wohl nicht mit Hannah gerechnet. „Was fällt dir ein, eine Frau in ihrem Schönheitsschlaf zu stören?“, schimpfte sie und stieß dabei absichtlich einen Stuhl beiseite.
Dieses Geräusch schien Hague zu beruhigen. Er lachte, als er noch einmal an die Tür klopfte. „Verdammt, Frau, was ist los? Bist du betrunken, oder hast du einen Mann bei dir?“ Wieder lachte er, als ob beide Vorstellungen geradezu grotesk wären.
Deegan schlich noch näher an die Tür. Am liebsten hätte er sie geöffnet, um mit eigenen Augen sehen zu können, was im anderen Zimmer geschah.
In diesem Moment wurde schwungvoll die Wohnungstür aufgerissen. „Ja, sie hat einen Mann bei sich“, donnerte Finley. „Wer, zum Teufel, bist du, um dich dafür zu interessieren?“
Wie gern hätte Deegan nun Hagues Gesicht gesehen!
„Ich bin … äh … ich … nun …“, stammelte sein alter Freund.
„Beruhige dich, mein Lieber“, sagte Hannah, wobei unklar war, wen von den beiden sie meinte. „Was gibt es denn, Hague?“
„Ich … äh …“
„Verflixt und zugenäht“,knurrte Finley. Die Scharniere ächzten, als er anscheinend versuchte, die Tür wieder zu
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