HISTORICAL EXCLUSIV Band 21
„Meinen Sie damit, dass solche Personen nie auf die falsche Seite des Gesetzes geraten?“, fragte sie.
„Das nicht, Miss“, erwiderte er.
„Dann hören Sie mir zu! Ich habe nicht absichtlich nach Whalsey und seinem Komplizen Ausschau gehalten. Rein zufällig hörte ich mit an, wie sie ihren Plan ausheckten.“ Dann erzählte sie ihm so genau, wie sie sich erinnern konnte, was sie hinter der großen Topfpflanze belauscht hatte, wobei sie natürlich die Verwicklung mit Ashdowne ausließ.
Sie war etwas enttäuscht, dass Jeffries sich keine Notizen machte, und entschloss sich, ihm das später vorzuschlagen. Für den Augenblick war sie darum bemüht, ihn von der Richtigkeit ihrer Schlussfolgerungen zu überzeugen. Deshalb berichtete sie ihm auch noch von ihrem Gespräch mit dem Viscount im „Pump Room“.
Sie waren inzwischen beinahe im Zentrum von Bath angelangt, und als sie ihre Geschichte beendet hatte, rieb sich der Detektiv nachdenklich das Kinn. „Das klingt tatsächlich verdächtig, Miss, aber ich kann nicht zu Lord Whalsey gehen, ohne mehr Beweise zu haben.“
„Aber Sie können ihn doch zumindest befragen“, protestierte Georgiana. Die Begabung der Londoner Detektive für Verhöre war schließlich legendär. „Ich bin mir sicher, dass er im Handumdrehen gestehen würde.“
„Ich weiß nicht, Miss“, sagte Jeffries unentschieden und schüttelte den Kopf. In Georgiana begann es zu brodeln. Ihr ganzes Leben hatte sie es mit skeptischen und herablassenden Männern zu tun gehabt, aber sie war sich sicher gewesen, dass wenigstens dieser Polizeibeamte ihre Überlegungen nicht anzweifeln würde. Er gehörte doch zu den Besten. Er war doch einer ihrer Helden. Warum nahm er sie nicht ernst?
Sie wandte sich zu ihm und wollte von ihm verlangen, dass er zumindest mit Whalsey sprach, bevor es zu spät war. Sie schwenkte ihr Ridikül hin und her und kämpfte gegen die Versuchung an, es auf seinen Holzkopf zu schlagen, denn sie war sich nicht sicher, wie eine derartige Attacke auf einen Vertreter des Gesetzes geahndet werden würde. Zum Glück lenkte sie jedoch eine Stimme, die ihren Namen rief, von ihrem Vorhaben ab.
„Miss Bellewether, wie ich sehe, sind Sie heute Vormittag sehr beschäftigt.“
Ashdowne! Georgiana hätte nicht gedacht, dass sie für die Anwesenheit des Marquess einmal dankbar sein würde. Zwar hatte sie sein Angebot, als ihr Assistent zu agieren, notgedrungen angenommen, aber in diesem Moment war sie tatsächlich überglücklich, ihn zu sehen. Ihre Gefühle mussten sich auf ihrem Gesicht gespiegelt haben, denn für einen Augenblick zögerte der Marquess, ganz so, als ob ihre Freude ihn verblüffen würde. Dann lächelte er unverbindlich.
„Ashdowne! Ich bin so froh, dass Sie da sind.“
„So sieht es aus“, sagte er und beugte sich mit einem amüsierten Gesichtsausdruck über ihre Hand. „Und welchem Umstand darf ich diese plötzliche Freude über meine Anwesenheit zuschreiben?“
Georgiana ignorierte ihr plötzliches Herzklopfen und zeigte auf Jeffries. „Mylord, das ist Wilson Jeffries, der Londoner Detektiv, der den Diebstahl von Lady Culpeppers Halskette untersucht.“
„Jeffries.“ Der Marquess nickte dem Mann zu. „Aber was gibt es da zu ermitteln? Sie müssen ihm doch sicher von Ihren Untersuchungen berichtet haben“, fragte er sie und hob eine Braue.
Georgiana war sich einen Augenblick lang nicht sicher, ob er sich über sie lustig machte, aber er schien auf eine Antwort zu warten. „Nun, das habe ich auch, doch er glaubt mir nicht. Können Sie sich so etwas vorstellen?“
Ashdowne sah empört aus, was sie sogleich besänftigte. „Wirklich?“, sagte er und wandte sich Jeffries zu. Georgiana beobachtete vergnügt, wie der Londoner Detektiv unter dem Blick Seiner Lordschaft zusammenzuckte. Auch wenn er sich geweigert hatte, ihr zuzuhören, so würde er dies bei einem Marquess nicht wagen. Sie lächelte zufrieden bei dem Anblick von Jeffries’ offensichtlichem Unbehagen. Den Marquess als ihren Assistenten zu wählen war tatsächlich eine ausgezeichnete Idee gewesen.
Nachdem er einen Moment lang unschlüssig erschienen war, räusperte sich Jeffries hörbar. „Ich könnte natürlich mit Lord Whalsey sprechen, wenn Sie meinen, dass dies von Vorteil wäre“, sagte er.
„Das denke ich doch“, erwiderte Ashdowne mit einer Nüchternheit, die sich deutlich von Georgianas Begeisterung abhob. Sie fragte sich, was den Marquess überhaupt in Aufregung versetzte, und
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