HISTORICAL EXCLUSIV Band 21
eine Pistole eindeutiger gewesen, und diese Peitsche hatte eine merkwürdige Form, die sie noch nie gesehen hatte.
Der Marquess unterbrach ihre Überlegungen. Mit einem Räuspern sagte er: „Georgiana, ich glaube kaum, dass dies das Werkzeug eines Einbrechers ist.“
„Also, ich weiß ja nicht. Es sieht mir alles sehr verdächtig aus“, antwortete sie und wühlte bereits weiter.
„Verdächtig schon“, meinte er in einem Tonfall, der belustigt klang. „Aber nicht so, wie Sie meinen.“
Georgiana ließ sich nicht abhalten. Sie steckte ihren Kopf in die Holzkiste und merkte, wie etwas ihre Nase kitzelte. Eine Feder? Sie hob ihren Kopf, verspürte aber auf einmal den Drang zu niesen. Dabei verlor sie das Gleichgewicht und stürzte kopfüber in die Truhe. Wild zappelte sie mit den Beinen in der Luft herum.
Ihre Lage war mehr als unangenehm. Die Röcke waren hochgerutscht, und ihre Hände, mit denen sie sich abstützte, zerstörten möglicherweise gerade wichtige Beweise. Sie versuchte sich so schnell wie möglich freizustrampeln. Auf einmal vernahm sie unerklärliche Laute, die sie in Panik versetzten. Was spielte sich da hinter ihr ab? Wo war Ashdowne?
Georgiana, deren Gesicht noch immer zwischen einer Ansammlung verstaubter Dinge steckte, fragte sich, ob der Vikar oder sein Diener womöglich inzwischen zurückgekehrt waren und nun den Marquess bedrohten. Erst als sie es geschafft hatte, einen Fuß auf den Boden zu setzen, und den Kopf heben konnte, wurde ihr klar, dass das, was sie gehört hatte, Ashdownes Gelächter war.
Indigniert schob sie den Deckel nach oben, der über ihre Schultern gefallen war, und hievte sich aus der Truhe. Ihr sogenannter Assistent saß, anstatt ihr zu helfen, auf dem Boden und konnte sich vor Lachen kaum halten. Als ob das nicht schon schlimm genug gewesen wäre, presste er auch noch die Hände auf den flachen Bauch, ganz so, als ob ihm das Gelächter Seitenstechen verursachte. Georgiana hoffte inständig, dass er schreckliche Schmerzen litt.
„Nun …“, sagte sie und warf ihre Locken nach hinten.
Das schien Ashdownes Aufmerksamkeit wieder auf sie zu lenken, denn er hörte zu lachen auf, um ihr einen kurzen Blick zuzuwerfen. Daraufhin brach er erneut in schallendes Gelächter aus, wobei er seinen Kopf zurückwarf. Misstrauisch betastete Georgiana ihre Haare und entdeckte die Feder, die in einer ihrer Locken hängen geblieben war und senkrecht nach oben stand. Empört riss Georgiana sie sich vom Kopf und warf sie in die Truhe zurück.
„Da! Ist das besser?“, fragte sie ihn wütend. Sein Lachen wurde ein wenig leiser, und er starrte sie an. Georgiana bemerkte, dass ihm Tränen in den Augen standen. Das hätte sie noch mehr verärgern sollen, doch irgendwie ließ sein Anblick, die Tatsache, ihn so entspannt, so menschlich, so erreichbar zu sehen, ihr Herz schmelzen. Außerdem musste sie zugeben, dass sie es wesentlich lieber mochte, wenn Ashdowne über sie lachte, als wenn ein anderer Mann auf ihren Busen starrte.
Sein Lachen war nicht grausam, sondern entsprang seiner Heiterkeit. Georgiana lächelte beim Anblick seines Gesichts, das Wärme ausstrahlte und das so ganz anders war als das des beherrschten Mannes, den sie zunächst kennengelernt hatte. Sie wandte sich ab, um ihre Empfindungen nicht zu zeigen, legte die Betttücher wieder über die Truhe und schob diese in die Ecke zurück. Dann trat sie einen Schritt zurück, um zu sehen, ob sie den Behälter wieder an seinen alten Platz gestellt hatte. Sie trat noch einen Schritt weiter zurück und fiel über Ashdownes ausgestreckte Beine.
Wild rudernd versuchte Georgiana das Gleichgewicht zu halten. Dann fingen sie seine starken Arme auf und zogen sie auf seinen Schoß, wo sie mit einem Keuchen landete. Als sie Ashdowne anschaute, wischte er sich mit dem Handrücken die Augen und schüttelte dann den Kopf. „Miss Bellewether, Sie sind wirklich entzückend.“
„Nun, ich bin froh, dass ich Sie amüsieren konnte“, sagte Georgiana und versuchte sich aufrecht hinzusetzen.
Aber der Marquess hielt sie fest, und sie schaute ihn überrascht an. „Das Lachen tut mir gut“, erwiderte er. „Ich hatte ganz vergessen, wie sehr ich es …“ Er beendete den Satz nicht, sondern beugte sich nach vorn. Georgianas Mund öffnete sich gerade rechtzeitig, um den seinen zu empfangen.
Seine Lippen waren warm und sanft und so berauschend, wie sie sie in Erinnerung hatte. Flüchtig dachte Georgiana daran, dass sie ihm nicht erlauben
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