HISTORICAL EXCLUSIV Band 21
schaute sich suchend um.
„Hier bin ich“, sagte Bertrand, der plötzlich neben ihnen aufgetaucht war. Savonierre warf ihm einen stählernen Blick zu, begrüßte den unerwarteten Gast jedoch höflich. Ashdowne wirkte so eisig, dass Georgiana Schreckliches zu befürchten begann.
„Wir sehen uns später, Mylord“, sagte sie leise, aber er starrte sie lediglich an.
Sie war auf einmal sehr bedrückt, und nur die Hoffnung auf die Lösung ihres Falles hielt sie aufrecht. Bertrand, dem nie etwas auffiel, war ihr da keine Hilfe, während Savonierre wie immer kalt und bedrohlich wirkte. Georgiana fragte sich zum ersten Mal, ob dieser Fall wirklich so wichtig war.
Sie fühlte sich schrecklich. Die Kehle war ihr eng und das Herz so schwer, als habe sie einen schweren Verrat an Ashdowne begangen. Dabei war er doch nur ihr Assistent. Aber sie merkte, dass sie sich in dieser Hinsicht nicht mehr belügen konnte. Er war mehr als das. Plötzlich wurde ihr klar, dass sie sich in den letzten Wochen in den eleganten Marquess verliebt hatte.
Diese Erkenntnis ließ sie weniger begeistert als vielmehr trübsinnig werden. Wenn es das war, was ihr Großonkel Silas in seinem Leben vermisste, dann konnte Georgiana es nicht verstehen. Liebe war nicht das Allheilmittel, für das es ihre Mutter und ihre Schwestern hielten. Es war ein Gefühl, das Schmerzen und Ängste auslösen konnte. Am liebsten wäre sie zurückgerannt und hätte Ashdowne die Wahrheit gesagt. Aber wie würde er auf ihr Bekenntnis reagieren? Entsetzt? Belustigt? Peinlich berührt? Sie krümmte sich bei dem Gedanken.
Augenblicklich allerdings hatte sie genug mit Savonierre zu tun. Georgiana wandte sich wieder dem Mann neben ihr zu, denn sie glaubte, dass nur noch eine schnelle Lösung des Falles, der inzwischen mehr denn je ihr Glück trübte, helfen konnte.
Sie war froh, dass ihr Bruder dabei war, als sie gemeinsam in der engen Kutsche saßen, und empfand seine Anwesenheit auch im Haus Lady Culpeppers als ausgesprochen hilfreich, denn die Gesellschaft verlief völlig anders als die Veranstaltung vor einigen Tagen. Diesmal waren weit weniger Leute da, und die Atmosphäre war intimer, soweit das in den großen Räumen überhaupt möglich war.
Dann ließ Bertrand sie mit ihrem Begleiter stehen, und Georgiana bedauerte wieder einmal, sich auf ihren Bruder verlassen zu haben. Savonierre machte ihr nicht den Eindruck, besonders interessiert an Lady Culpepper zu sein, obwohl er sich doch angeblich in Bath aufhielt, um die Dame zu unterstützen. Er behandelte sie mit derselben distanzierten Höflichkeit, die er jedermann erwies. Georgiana bezweifelte noch immer, dass sie wirklich aufrichtig war. Als er sich nun ihr zuwandte, zuckte sie zusammen.
„Ich hoffte sehr, dass wir Gelegenheit hätten, uns unter vier Augen über den Diebstahl zu unterhalten“, sagte er. Er nahm sie beim Arm und führte sie in den Salon, wo sie Lady Culpepper vor einigen Tagen zu dem Einbruch befragt hatte. Jetzt war das Zimmer menschenleer, und Georgiana zögerte einen Moment, über die Schwelle zu treten. Sie hatte allzu aufdringliche Verehrer bereits des Öfteren in die Schranken weisen müssen, und wenn sie auch nicht glaubte, dass Savonierre sich in einen solchen Hitzkopf verwandeln würde, ahnte sie doch, dass es nicht klug war, mit diesem Mann allein zu sein.
Auf einmal ließ die Erinnerung an ihre Erlebnisse mit Ashdowne sie erröten. Savonierre strebte derartige Intimitäten bestimmt nicht an, doch als er die Tür hinter ihnen schloss, brach ihr für einen Moment der Schweiß aus.
„Nehmen Sie Platz“, sagte er und wies auf ein zierliches Kanapee. Georgiana setzte sich steif. Sie war froh, dass er selber den Fauteuil gegenüber wählte. Auch wenn das Ganze nicht nach Verführung aussah, so verspürte sie in dem nur schwach von Kerzen erhellten Zimmer doch ängstliche Unruhe.
„Vielleicht können wir hier offener über den Einbruch sprechen. Ich habe den Eindruck, als ob Sie sich in Anwesenheit anderer stets Zurückhaltung auferlegen“, sagte Savonierre glatt.
„Es gibt nichts, was ich noch sagen könnte“, erwiderte Georgiana und vermied seinen Blick, während sie fieberhaft überlegte, welche Frage sie ihm stellen sollte.
„Tatsächlich?“, bohrte er nach und sah sie dabei so durchdringend an, dass es ihr ganz heiß wurde. „Ich hatte geglaubt, dass Sie klüger sind, Miss Bellewether.“
Georgiana stellten sich die Haare auf. Machte er sich über sie lustig? Er war nicht
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