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HISTORICAL EXCLUSIV Band 22

HISTORICAL EXCLUSIV Band 22

Titel: HISTORICAL EXCLUSIV Band 22 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MARGO MAGUIRE JACQUELINE NAVIN
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seine Haltung als gefühllos. Zwar wusste sie nicht viel von der Welt außerhalb von Somerton, spürte jedoch, dass ein gewisser Ausdruck von Kummer hier sicherlich angebracht gewesen wäre. Sie war in ihrem Innersten überzeugt, dass der Earl of Windermere ein eiskalter Mann war, und sein merkwürdiges Verhalten ließ sie leicht die Stirn runzeln.
    Philip widmete seine Aufmerksamkeit fast ausschließlich Lady Kathryn, worüber viele Gäste an den anderen Tischen in der Nähe tuschelten. Lady Kathryns blaues Auge fand ebenfalls Beachtung. Man erzählte sich, dass ihr wohl schon vor dem Antritt der Reise zu Hause in Northumberland ein Missgeschick passiert sein musste. Niemand wusste genau, warum sie nach London reiste oder wie ihre Beziehung zu König Heinrich aussah, doch herrschte allgemein die Ansicht, dass der König sie zu seinem Mündel gemacht habe und sie unter seinem Schutz stehe. Man vermutete auch, dass der König für sie einen Ehemann auswählen würde.
    Wolf sagte nichts, um die Gerüchte um Kathryn zum Verstummen zu bringen, da er selbst nicht wusste, warum sie an den Hof gerufen worden war. Abgesehen davon stand für Wolf fest, dass die Gerüchte und Geschichten ihr nur zum Vorteil gereichen konnten. Je weniger alle von ihr wissen – und das gilt besonders für Philip –, desto besser, dachte er.
    Kathryn war erschöpft, als Philip sie endlich zu ihrer Kemenate geleitete. Sie wünschte sich nichts sehnlicher, als dass dieser anhängliche, lüsterne Edelmann endlich ihren Arm freigäbe und sie ihre Kammer betreten ließe. Er hatte sie schon den ganzen Abend mit Beschlag belegt; und jetzt kam er auch noch mit seinem Gesicht dem ihrem ganz nah und stank nach schalem Bier.
    Da sie ein Gast seines Hauses war und Bridget versprochen hatte, sich zu benehmen, trat sie ihm nicht mit aller Wucht auf den Fuß und stieß auch nicht das Knie in seine Leistengegend – wie sie es gerne getan hätte –, als er seinen unberechenbaren Arm um ihre Taille schlang und seine schwitzende Hand auf ihren verlängerten Rücken legte. „So ein kleines, entzückendes Wesen …“, sagte er, während Kathryn versuchte, sich ihm zu entziehen.
    „Mylord, lasst mich los. Sofort.“
    „Ihr gefallt mir, Kathryn“, sagte Philip langsam. „Jung, verlockend. Welche List muss ich anwenden, um Euch zu verführen …“
    Kathryn schlug seine Hand weg und dachte schon daran, ihm schlimmeren Schaden zuzufügen, als plötzlich Sir Gerhart leicht schwankend mit einer Kerze in der Hand auf dem Gang erschien und leise ein unanständiges Lied vor sich hin sang. Er kam auf sie zu, verlor das Gleichgewicht und stieß mit der Schulter des Earls zusammen. Kathryn überraschte seine Unbeholfenheit, denn obwohl er ein groß gewachsener Mann war, hatte sie bemerkt, dass er sich immer behände und gezielt bewegte.
    „Ich bin … untröstlich, Mylord“, lallte Gerhart. „Köstlicher Wein, be…rauschendes Fest.“
    „Fort, plumper Flegel!“
    „Ich … bitte Euch, Mylord.“ Noch bevor der Earl seinen Dolch zücken konnte, trat Kathryn zwischen die beiden Männer. Sie durfte nicht zulassen, dass die zwei auf dem Flur vor ihrer Kammer einen Streit begannen. In höchster Angst und kaum fähig zu denken, was sie als Nächstes tun sollte, um den unvernünftig aufbrausenden Earl zu beruhigen, sagte Kathryn in ihrem versöhnlichsten Ton: „Meine Eskorte hat … hat offensichtlich zu viel von Eurem guten Wein … und von Eurer … Gastfreundschaft genossen. Erlaubt mir, ihn in sein Gemach zu bringen, damit … nun … er uns nicht noch mehr in Verlegenheit bringt.“
    Sie nahm Gerhart die Kerze aus der Hand und zog ihn am Arm weg von Philip. „Kommt mit, Herr Ritter“, sagte sie und drehte sich dann zu Philip um. „Gute Nacht, Mylord.“ Damit legte sie den Arm um Gerharts Mitte, um den Betrunkenen zu stützen, und führte ihn den Gang entlang. Ein kurzer Blick über ihre Schulter zeigte ihr zu ihrer großen Erleichterung, dass Philip ihnen nicht folgte. „Aufgeblasener Esel …“, murmelte sie.
    Wolf war wirklich zu groß und zu schwer, um ihn noch viel länger stützen zu können. Es wäre besser, wenn seine Räumlichkeiten nicht mehr weit entfernt wären, sonst hätte sie keine andere Wahl, als ihn gleich hier im Flur auf den Boden fallen zu lassen. „Welches ist die Tür zu Eurem Gemach, Gerhart?“
    „Diese hier … nein … vielleicht noch ein Stückchen …“ Er lehnte sich zu schwer auf sie. Sie würden beide stürzen. „Du duftest

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