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HISTORICAL EXCLUSIV Band 22

HISTORICAL EXCLUSIV Band 22

Titel: HISTORICAL EXCLUSIV Band 22 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MARGO MAGUIRE JACQUELINE NAVIN
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mochte und warum Maggies Worte Annie so verärgert hatten. Ein merkwürdiger Ort, dieses Windermere Castle. Kathryn hielt es für noch merkwürdiger als Burg Somerton, wo Baron Somers seine Tage im Zustand trunkener Umnebelung verbrachte und seine Frau jeden Nachbarn und Besucher, der vorbeikam, in ihr Bett zerrte. Wenigstens kannte sie in Somerton ihren gesellschaftlichen Wert – oder besser ihren Nichtwert.
    Selbst Wolf schien sich schnell einen Begriff von den Zuständen in Somerton gemacht zu haben. Sein Missfallen Kathryns Stiefvater gegenüber war ebenso deutlich wie sein Widerwille gegen Lady Ediths Versuche, mit ihm zu liebäugeln.
    Es hätte so einfach sein können, sich nach den anstrengenden Tagen im Sattel einfach in dem Zuber zu entspannen, aber der Gedanke an den schweigsamen Wolf ließ sie nicht zur Ruhe kommen. Die Art, wie er sie dahinschmelzen ließ mit einem einzigen Blick seiner aufmerksamen grauen Augen und sich dann umdrehte und Dinge sagte, durch die sie sich wieder wie ein Kind fühlte, das getadelt, gerügt und dann erfolgreich in seine Schranken verwiesen wurde.
    Sie fragte sich, was geschehen mochte, wenn er erfuhr, dass sie die Frau vom See war. Ganz gewiss würde er sie dann nicht mehr „Grünschnabel“ nennen.
    Einige Zeit später, als sie am Kamin saß und ihr Haar trocknete, erwachte Bridget. „Wie fühlst du dich, Mütterchen?“, fragte Kathryn.
    „So als ob Edmond Grindcobs riesige Kuh Mathilda sich auf meine Brust gesetzt hätte.“
    Kathryn lachte. „Das solltest du auch. Du hast einen schrecklichen Husten und einen rasselnden Atem dazu. Aber wir werden dich schon bald wieder gesund haben.“
    „Was haben diese alten Esel mir gegeben?“
    „Nichts, was ich dir nicht auch gegeben hätte.“
    „Gut. Lass sie mir nur nicht zu nahe kommen, wenn du nicht dabei bist“, keuchte sie.
    „Das würde ich niemals zulassen.“
    „Das weiß ich doch, mein Kätzchen. Komm, setz dich zu mir.“ Bridget klopfte mit der Hand neben sich auf das Bett und hustete. „Ich fürchte nur, dass es lange dauern wird, bis ich wieder gesund bin.“
    Kathryn stand auf und setzte sich auf den Rand des Bettes. „Unsinn. Es wird dir bald besser gehen. Und dann reisen wir nach London.“
    „Du musst dich für das Abendessen mit dem Earl umziehen.“
    „Das ist wahr“, gab Kathryn zurück. Sie wusste, Bridget würde darauf bestehen, dass sie etwas Anständiges anzöge, und hatte nicht das Herz, sich mit ihr darüber zu streiten – schon gar nicht jetzt, da ihre Base so blass und schwach war.
    „Trag das tiefgrüne Samtkleid, Kätzchen“, sagte Bridget. „Und dazu das cremefarbene Gebände. Das steht dir so gut.“
    „Was? Nicht das Weiße?“ Das weiße Gewand mit dem zierlich bestickten Oberteil hatte ihrer Mutter gehört und war von der treuen Bridget all die Jahre lang aufgehoben worden. Kathryn war überrascht, dass ihre Base nicht vorgeschlagen hatte, heute Abend ihr feinstes Kleid zu tragen.
    „Du musst dir das Weiß-Goldene aufheben, bis du König Heinrich vorgestellt wirst. Versprich mir das.“
    „Schon gut, Mütterchen“, sagte Kathryn lachend, während sie begann, sich anzukleiden, „ich verspreche dir, dass ich das weiß-goldene Gewand nur dann trage, wenn du es willst.“
    „Und benimm dich“, ermahnte sie Bridget.
    „Du kennst mich doch.“
    Bridget verdrehte nur wortlos die Augen.
    Wolf konnte sich noch gut an Philip Colston erinnern. Obwohl Wolfs Cousin nun schon Ende dreißig war, hatte er sich in den letzten Jahren nicht sehr verändert. Der Schnurrbart war jetzt dichter und säuberlich in Form gebracht, genauso wie der spitze braune Bart, der sein Kinn bedeckte. An seinen Schläfen zeigte sich das erste Grau, und eine tiefe Falte stand zwischen den Brauen.
    Und er hatte noch immer diesen grausamen Zug um den Mund.
    Es war schwierig für Wolf, friedlich in der Großen Halle zu sitzen, der sein Vater vor so langer Zeit vorgestanden hatte. Er erinnerte sich an jede Einzelheit, bis hin zur letzten schäbigen Glasscheibe in den Fenstern und zu den Bannern, die nun zerschlissen von den riesigen Eichenbalken an der Decke herunterhingen. Fast glaubte er, seine Brüder John und Martin zu sehen, wie sie mit ihrem Vater, dem Earl, nach einer Jagd oder einem Ausflug in das Dorf hereinkamen; Wolf war noch zu jung gewesen, sie zu begleiten.
    Besonders lebendig war seine Erinnerung an Martins Sarg, der durch die Haupttür getragen wurde, und an die weinende Gestalt seiner Mutter,

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