Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
HISTORICAL EXCLUSIV Band 22

HISTORICAL EXCLUSIV Band 22

Titel: HISTORICAL EXCLUSIV Band 22 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MARGO MAGUIRE JACQUELINE NAVIN
Vom Netzwerk:
war ein unheimliches Geräusch.
    „Der Hahn hat wieder eine hübsche kleine Henne gefunden für seinen Hühnerstall!“ Kathryn hob die Kerze hoch, um den Raum besser auszuleuchten. Der dunkle Schatten bewegte sich vor das Feuer, und Kathryn wusste, dass jemand dort sein musste. Zu verängstigt, um sich der Erscheinung zu nähern, stellte sie die Kerze ab und ging zurück zu dem Bett, auf dem Bridget lag. Ihr Messer hatte sie unter einem Kissen versteckt. Kathryn wusste zwar nicht, was der Eindringling wollte, war aber entschlossen, sich und Bridget zu verteidigen.
    „Wer seid Ihr? Was wollt Ihr von mir?“
    „Ich glaube fast, der Wolf wird die Pläne unseres Vogels durchkreuzen und ihn zum Abendessen servieren.“
    Bridget stöhnte leise im Schlaf, sodass Kathryn vor Schreck beinahe aus der Haut fuhr.
    „Ihr redet Unsinn! Kommt ins Licht, und lasst mich Euer Gesicht sehen.“ Das Letzte, was Kathryn sehen wollte, war der Dämon, der mit ihr sprach, doch sie nahm allen Mut zusammen und bestand auf einer Gegenüberstellung.
    Die kleine gebückte Gestalt bewegte sich langsam vom Feuer weg und näherte sich der Truhe, auf die Kathryn die Kerze gestellt hatte. Als sie schließlich nah am Licht zu stehen kam, wandte sie sich um. Kathryn sah, dass es eine alte Frau mit einem Buckel war, die ein Gewand aus grobem, dunklem Stoff trug.
    „Jawohl! Es wird schön sein, ihn am Boden zu sehen!“ Die Frau klatschte vor Freude in die Hände.
    „Wer seid Ihr?“, flüsterte Kathryn noch einmal.
    „Ich?“ Die Frau blickte Kathryn ungläubig an und schien es nicht fassen zu können, dass jemand sie nicht erkannte. „Ich bin die Countess of Windermere.“ Sie warf ihren Kopf in den Nacken und lachte tonlos. Es war ein absonderliches Gelächter, das Kathryn kalte Schauder über den Rücken trieb. Die elende Alte führte nämlich mit dem Mund Lachbewegungen aus, ohne dass auch nur ein Laut über ihre Lippen kam.
    „Ich … ich dachte, die Countess … wäre letzten Winter gestorben … Ihr seid doch nicht … Ihr könnt doch nicht … ihr Geist sein? Oder doch?“
    Noch mehr teuflisches Gelächter. Kathryn erschauderte und war sich sicher, den Geist der armen Clarisse vor sich zu haben.
    „Agatha.“
    „Was?“, flüsterte Kathryn, nun gänzlich durcheinander.
    „Ich! Ich bin Agatha. Frau von Clarence, dem Usurpator.“
    „Wer ist Clarence?“, fragte Kathryn in völliger Verwirrung.
    „Clarence war der Vater des Pfaus, der nun durch Windermere Castle stolziert. Philip ist sein Name.“
    Diese Rätsel bereiteten Kathryn Kopfschmerzen, und sie begann zu vermuten, dass es sich bei dieser Agatha ebenso wenig um eine Geistererscheinung handelte wie bei Bridget.
    „Was wollt Ihr?“
    „Habt Acht. Er braucht eine neue Henne, die ihm ein paar Küken schenkt. Die letzte konnte ihm keine Brut bringen.“
    „Ich verstehe Euch nicht! Könnt Ihr nicht einfacher sprechen?“
    „Euer Wolf wird alles finden, was er braucht, wenn er sich nur Zeit nimmt und weiß, wo er suchen soll.“
    „Mein Wolf …“ Mit einem Mal wurde ihr bewusst, dass diese Frau von Gerhart sprach. Doch der wurde von anderen nie Wolf genannt. „Was sagt Ihr da? Wen meint Ihr?“
    „Silberaugen. Schwarzer Schopf. Rechtmäßiger Earl.“ Sie sprach diese Worte so, als ob sie Teil eines Liedes wären, eines oft wiederholten Liedes.
    „Meint Ihr etwa Sir Gerhart?“
    „Ach, nennt man ihn jetzt so? Sohn von Bartholomew und Margrethe. Endlich gekommen, sein Geburtsrecht zu fordern.“ Sie lachte wieder jenes merkwürdige, lautlose Lachen.
    Schließlich drehte die Alte sich um und ging zurück in den Schatten. Dann war sie verschwunden.
    Kathryn stand einen Augenblick still und wagte nicht, sich zu rühren. Dies war die seltsamste Erfahrung ihres Lebens, und sie hatte nicht die geringste Ahnung, was sie damit anfangen sollte. Hatte die Frau sich einfach in Luft aufgelöst? Wohin sollte sie gegangen sein? Die Tür hatte sich nicht geöffnet, und auch durch das Fenster konnte sie nicht geklettert sein. Kathryn zündete eine der Kerzen auf dem Leuchter an. In dem zusätzlichen Licht sah sie, dass die Alte tatsächlich verschwunden war.
    Es dauerte noch lange, bis Kathryn endlich Schlaf fand. Doch sie wurde schon früh am Morgen von Bridgets Husten geweckt, stand auf, um ihrer alten Kinderfrau noch mehr von der Arznei zu verabreichen, und konnte dann nicht wieder einschlafen. Da es im Raum kalt war, legte sie noch etwas Holz auf die restliche Glut. Dann ging sie auf

Weitere Kostenlose Bücher