HISTORICAL EXCLUSIV Band 22
einer unserer Bogen wird schon für dich geeignet sein.“
Kathryn konnte die bunt gekleideten Damen, die sich unter die Recken gemischt hatten, schon sehen, lange bevor sie und Rupert sich ihnen überhaupt näherten. Kathryn musste fast lachen, so ängstlich waren die Frauen, sie mit Rupert alleine zu lassen.
„Sehr schön“, sagte Rupert, während er die Menschenmenge vor sich betrachtete.
Kathryn sah ihn fragend an.
„Der Trick hat funktioniert.“ Er warf ihr einen schalkhaften Blick zu und schien hin und her zu überlegen, ob er ihr sein Geheimnis anvertrauen sollte.
„Wovon redest du überhaupt?“
„Jackie Meaux.“ Er neigte den Kopf in Richtung der Gruppe vor ihnen. „Sie hat die Nachricht erhalten, ihr teures Tantchen mütterlicherseits sei krank …“
Kathryn sah sich die Frauen genau an. Dort waren Katherine Courtnay, Catherine Beauvais, Margaret und … Alice ! „Oh, du intriganter Kerl!“, rief sie aus, als sie endlich verstanden hatte. „Du hast Lady Jaqueline fortgelockt, damit du Alice Trevelyan ungestört verführen kannst!“
„Jackie wird es überleben.“
„Aber das ist grausam, Rupert“, sagte Kathryn empört. „Du kannst doch nicht … alle Damen hier in Westminster durchgehen und sie dir eine nach der anderen vornehmen wie Zielscheiben. Das ist ungerecht. Unmoralisch. Und ausgesprochen rücksichtslos. Denk doch einmal an ihre Gefühle, ihre …“
„Du bist viel zu weichherzig, liebe Kathryn“, sagte er lachend. „Nicht eine von ihnen hat ein Herz. Jede von ihnen will mich verführen. Auf ihre besondere Art, versteht sich. Und ich lasse sie nur gewähren.“
„Du bist unverbesserlich, Rupert Aires.“ Damit gab sie ihrer Stute die Sporen und ritt voraus. Sie wusste, dass er recht hatte, wollte es aber nicht vor ihm zugeben. Viele dieser Damen verdienten wirklich einen Mann wie Rupert.
Kathryn hatte unbeschreibliche Freude daran, sich voll und ganz dem Sport zu widmen und ihre Sorgen zu vergessen. Sie war sich im Klaren darüber, dass der König bald zurückkehren und sie dann auch den Grund für ihren Ruf nach London erfahren würde.
„Du bist eine bessere Schützin, als ich in Erinnerung hatte, Kathryn!“, sagte Rupert lachend, als Kathryns Pfeil die Mitte der Zielscheibe traf. Er legte ihr anerkennend die Hände auf die Schultern, sehr zum Missfallen von Lady Alice. „Zeig uns das noch einmal“, forderte er sie auf.
Sie lächelte ihn an und legte einen Pfeil auf. Dann spannte sie den Bogen und ließ den Pfeil fliegen. Alle gaben Acht, ob sie wieder treffen würde.
„Genau ins Schwarze!“, rief Rupert aus, umfasste Kathryns Gesicht mit beiden Händen und küsste sie.
„Ich habe geübt, seitdem du weg warst“, erwiderte sie fröhlich und genoss den Spaß. So hatte sie Rupert in Erinnerung. Leichtherzig und lachend. Sie war in diesem Augenblick so beschäftigt, dass sie die Gesellschaft nicht bemerkte, die sich in einiger Entfernung entlang der großen Straße auf den Palast zubewegte.
Der König und die Königin reisten mit dreihundert Rittern und einigen königlichen Ratgebern. Wolf Colston ritt neben Heinrich und lauschte mit halbem Ohr dem, was der König zu seiner Frau über das Bankett sagte, das am folgenden Abend stattfinden sollte. Wolf war viel mehr damit beschäftigt, seine Rückkehr nach Windermere zu planen und hatte sich vorgenommen, diesem Fest nicht beizuwohnen, falls der König ihn entschuldigen würde.
Wolfs Aufmerksamkeit wurde von den Bogenschützen auf der Lichtung im Westen in Anspruch genommen. Es bestand kein Zweifel daran, dass es Lady Kathryn war, die im Mittelpunkt des ganzen Treibens stand. Wolf sah ihren ausgezeichneten Schuss. Er sah ebenfalls, wie Rupert Aires sie küsste.
Es war unverkennbar, dass Kathryn Rupert bei den Armen nahm und wiederküsste.
11. KAPITEL
Lady Maude Teasdale unterrichtete Kathryn davon, dass Edward Markham, Earl of Langston, sie an diesem Abend aufsuchen würde. Sie erzählte Kathryn, der Earl sei einer von Heinrichs vertrauensvollsten Unterhändlern, der erst vor ein paar Wochen aus Frankreich zurückgekommen und diesen Nachmittag zusammen mit dem König in Westminster eingetroffen sei.
Langston war ein weißhaariger Mann, alt genug, um Kathryns Großvater zu sein. In einer Hand hielt er eine Pergamentrolle, die mit einem goldenen Band zusammengehalten wurde. „Meine liebe Lady Kathryn. Wie schön, Euch endlich zu begegnen“, sagte der Edelmann, als sie den Raum betrat. „Ich muss schon
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