HISTORICAL EXCLUSIV Band 22
durch die eigentliche Wunde nicht unbedingt sterben würde.“
Beauchamp zog sich zurück, als er mit Wolfs Zustand zufrieden war. „Ihr braucht nur nach mir zu schicken, falls Ihr Beistand braucht, Mylady“, sagte der Marquess zu Kathryn, bevor er Abschied nahm. „Euer Gemahl und ich haben starke familiäre Bindungen … Eines Tages werde ich Euch davon berichten.“
Kathryn lächelte den Marquess müde an.
„Ich habe auch Euren Vater gekannt. Auch davon werde ich Euch eines schönen Tages einmal erzählen.“
Kathryn hatte kaum gehört, was der Marquess gesagt hatte, bis auf seine letzten Worte. Sie erbleichte und schaute auf zu ihm, weil sie erkannte, dass er nun ebenfalls über ihre Herkunft Bescheid wusste.
„Fürchtet nichts, Kathryn“, sagte er. „Niemand wird von mir davon erfahren. Am wenigsten Lady Mary.“ Er bedachte Kathryn mit einem Lächeln und wünschte, sein Versuch, fröhlich zu scheinen, könnte ihre Stimmung heben.
Nicholas übernahm die erste Wache, wurde aber aus dem Raum gebeten, als einige von Kathryns Gewändern aus ihrem Gemach gebracht wurden. Sie zog ihr verschmutztes, blutverschmiertes Hochzeitskleid aus, reinigte sich rasch und legte bequemere Kleidung für die Nacht an.
Kathryn blieb noch sehr lange auf. Sie wich nicht von Wolfs Bettstelle und netzte oft seine Stirn und seinen Nacken mit Wasser. Da er sich immer noch kühl anfühlte, sorgte sie sich noch nicht sonderlich um Fieber. Doch er war so blass, dass sie weinen musste, wenn sie ihn ansah.
„Wolf Colston, untersteh dich, mich jetzt zu verlassen.“ Sie legte ihre Wange an seine, während ihr die Tränen hinunterliefen.
„Ich werde mich bemühen, Kathryn.“ Sein Flüstern war rau. Er hob eine Hand, um ihren Kopf zu streicheln, und ließ sie dann geschwächt sinken.
Als Nicholas später die Wache übernahm, bestand er darauf, dass Kathryn schlief. Er erinnerte sie daran, dass der folgende Tag vermutlich lang werden und sie ihre Kräfte noch brauchen würde. Schließlich konnte er sie überzeugen. Da es ihr sowieso kaum noch möglich war, die Augen offen zu halten, legte sich Kathryn auf das Bett neben Wolf und schlief. Bis zum frühen Morgen, als Rupert Wache hielt. Dann stand sie auf, setzte sich neben ein Fenster, das nach Osten zeigte, und dachte an den Morgen, an dem Bridget gestorben war. Sie hatte auf Wolfs Schoß gesessen und mit ihm den Sonnenaufgang beobachtet.
Wenn Wolf sich nur erholen würde, wollte sie ihm beichten, dass es gar nicht Rupert war, den sie brauchte. Es war immer nur er, Wolf Colston, gewesen.
13. KAPITEL
Wolf nahm seine Umgebung nur zeitweilig wahr. Manchmal glaubte er, jemand würde ihm mit einem heißen Schürhaken die Brust durchbohren, außerdem pochte es unausgesetzt in seinem Bein. Er wusste jedoch, dass Kathryn bei ihm war, und das war alles, was er wirklich wollte. Einmal fühlte er, wie ihre Tränen sein Gesicht netzten, und wollte sie trösten, war aber zu schwach dazu. Auch wollte er ihr versichern, dass alles wieder gut werden würde, hatte aber nicht den nötigen Atem und die nötige Kraft dazu.
Da das Licht der Morgendämmerung den Raum nur schwach erhellte, hatte er einige Schwierigkeiten, zu sehen, wer da war. Doch einmal erkannte er die Stimme von Rupert Aires, der mit Kathryn sprach.
„Ich schätze, dass es dir jetzt leidtut, nicht mich statt seiner geheiratet zu haben“, sagte er leise.
„ Dich , Rupert?“ Ein bitteres Lachen entfuhr ihr. „Ich habe schon vor einer ganzen Weile gemerkt, dass du einen schrecklichen Ehemann abgeben würdest.“ Man konnte die Erschöpfung in ihrer Stimme hören. „Nein, ich war noch nie zuvor mit meiner Wahl so zufrieden wie jetzt. Wenn Gott ihn nur am Leben lässt …“
Da Wolf nur hin und wieder bei Bewusstsein war, während er mit dem Fieber und der Entzündung kämpfte, machte Kathryn sich Sorgen, dass er letztendlich seinen Verletzungen erliegen würde. Die Wunden waren tief, und Kathryn bemerkte sehr wohl die besorgten Blicke, die trotz der Zuversicht des Arztes unter den Männern gewechselt wurden, die ihren Ehemann bewachten.
Am vierten Tag kniete Kathryn neben Wolfs Bett und war schier verzweifelt. Sie schloss die Augen und betete zu Gott, Wolf möge gesunden. Inständig ins Gebet vertieft, hörte sie eine sonderbare, entfernte Stimme.
„Du siehst zum Gotterbarmen aus“, sagte sie.
Sie schaute auf, um zu sehen, wer gesprochen hatte, aber Wolf und sie waren ganz allein im Zimmer. Kathryn wischte sich die
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