HISTORICAL EXCLUSIV Band 22
Sobald er zurück ist, werden wir eine große Versammlung einberufen“, sagte Wolf, „oder nachdem ich einen anderen Verwalter ernannt habe, falls das nötig sein sollte. Ich werde meine Vasallen so bald wie möglich den Lehnseid ablegen lassen, damit wir damit beginnen können, den Schaden wiedergutzumachen, den Philip über die Jahre angerichtet hat.“
„Ja, Cousin“, meinte Nicholas.
„Und suche einen Heilkundigen, Nicholas. Bring ihn hierher – zu Kathryn“, sagte Wolf.
„Ich denke, der Gärtner ist …“, antwortete er.
„Ich brauche Will Rose nicht“, warf Kathryn ein. „Diese blauen Flecken sind gar nichts. Ich will nur …“
„Finde ihn, und schick ihn zu uns.“
„Das mache ich“, erwiderte Nicholas mit einem breiten Lächeln, während er zur Tür ging. „Willkommen zu Hause, Wolf.“
„Nicholas …“, sagte Kathryn, bevor der Viscount den Raum verließ.
„Euer Gnaden?“, fragte er lächelnd.
Ihre Wangen röteten sich, als er ihren Titel gebrauchte. „Danke. Für alles.“
Er antwortete mit einem Nicken. Dann entfernte er sich.
„Wie fühlst du dich?“, fragte Wolf Kathryn, als sie endlich alleine waren. Sanft strich er ihr eine verirrte Locke aus der Stirn.
„Wie ein Sack Birnen – den man einen Hügel hinuntergeworfen hat“, antwortete sie und verzog das Gesicht. Als sie allerdings seinen besorgten Gesichtsausdruck bemerkte, milderte sie ihre Worte. „Ach, es ist gar nicht so schlimm, Wolf, wirklich.“
Kathryn zog ihren Rock über dem Knöchel hoch und drehte sich, um den Schaden an ihrer Hüfte begutachten zu können. Die blauen Flecken sahen schlimmer aus als letztes Mal. Kathryn fragte sich, ob dies auch für die Verletzungen an ihrer Schulter galt.
„Hilfst du mir bitte, Wolf?“,fragte sie, während sie versuchte, ihr Kleid aufzuschnüren.
„Lieg still, Kathryn, und warte, bis der Heiler kommt.“
„Es gibt nichts, was Will dafür tun kann. Ich will nur sehen, wie schlimm es ist.“
Will Rose bestand darauf, Kathryns Blutergüsse mit Blutegeln zu behandeln. Kathryn hatte zwar nie Bruder Theodore Egel bei Prellungen anwenden sehen, doch Will versicherte ihr, dass diese ekligen kleinen Kreaturen oft das Blut aus den blauen Flecken zögen und somit deren Ausmaß sowie meist auch die Schmerzen verringern konnten. Sie wünschte, sie hätte dieses Mittel schon vor Jahren gekannt. Es hatte genügend Anlässe gegeben, bei denen dieses Wissen ihr hätte von Nutzen sein können.
Als die Egel sich vollgesogen hatten, fielen sie ab, und Will sammelte sie und gab sie in ein kleines irdenes Gefäß. „Ihr werdet in ein paar Tagen schon wieder geheilt sein, Euer Gnaden“, sagte er. „Es wäre allerdings das Beste, den Knöchel noch nicht zu belasten, bis die Schwellung etwas zurückgegangen ist.“
„Das werde ich tun.“ Sie unterdrückte ein Gähnen, als Rose sich zum Gehen wandte. Sie war so müde, dass sie nicht glaubte, ihre Augen noch für einen Moment länger offen halten zu können.„Danke, Will.“Als Kathryn in das weiche Bett zurücksank, deckte Wolf sie zu.
„Ruh dich jetzt aus“, sagte er. Dann blies er fast alle Kerzen im Raum aus.
Auf ein leises Klopfen hin öffnete Wolf die Tür. Es waren Nicholas und Sir Edward, die draußen nach dem oder den Bogenschützen vom Felsen gesucht hatten. Ein kurzer Blick zu Kathryn, und Wolf wusste, dass sie schlief.
„Euer Gnaden“, sagte Edward mit gedämpfter Stimme, nachdem Wolf ihm bedeutet hatte, leise zu sein. „Wir haben den Schützen in den Hügeln verloren. Wir glauben aber, dass es nur einer war.“
„Was!“
„Eigentlich haben wir ihn getötet“, fügte Edward hinzu. „Unabsichtlich. Wir hatten ihn von drei Seiten eingekreist, die Klippe in seinem Rücken. Es gab für ihn keine Fluchtmöglichkeit mehr. Er versuchte davonzulaufen – die Männer kamen immer näher.“
„Weiter.“ Wolf verschränkte die Hände hinter seinem Rücken, ging zum Fenster und wieder zurück.
„Er versuchte, nach vorne durchzubrechen, wir schlossen den Ring. Drängten ihn in eine Ecke. Er schrie uns an, während er zurückwich. Er stolperte … ein teuflischer Sturz …“
„Wer war er?“, fragte Wolf nach einer Weile. „Weiß man das?“
„Es stellte sich heraus, dass es Philips Vogt war“, sagte Nicholas. „Ein Mann namens Broderick Ramsey.“
„Fand man bei dem Leichnam Hinweise darauf, wo wir Philip finden könnten?“
Nicholas schüttelte den Kopf.
„Wisst ihr, wie viele Leute Philip noch
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