HISTORICAL EXCLUSIV Band 22
lauerte. Die faltige Haut um seine Augen und den Mund war vom Verfall gezeichnet. Wolf verspürte großen Ekel vor diesem Mann, der die hilflose Kathryn so sehr misshandelt hatte, als sie sich nicht hatte wehren können.
„Wollt mich nicht sehen, wie?“, lallte Somers betrunken, indem er Wolf einen Finger auf die Brust setzte. „Könnt keinen Augenblick erübrigen für den Vater Eurer ach so teuren Frau?“
„Da Ihr die Ehre, ihr Vater zu sein, nicht für Euch beanspruchen könnt – Nein !“, erwiderte Wolf mit Nachdruck und versuchte, seine Wut im Zaum zu halten. „Verlasst Windermere auf der Stelle, Somers. Ihr seid hier nicht erwünscht.“
„Ich werde nicht eher gehen, als bis ich sie gesehen habe“, höhnte der Baron. „Weiß nicht, warum der König sie in London haben wollte, aber Ihr seid mir etwas schuldig. Ihr gingt nach London und nahmt sie einfach. Habt Ihr die Unschuld geraubt. Versucht nicht, es abzustreiten. Und glaubt ja nicht, dass ich nicht wüsste, was diese lügnerische Metze Euch erzählt ha…“
Wolf schlug dem Baron mit der Faust so heftig ins Gesicht, dass Somers polternd zu Boden stürzte und seinen Satz nicht mehr beenden konnte.
Somers stützte sich auf einen Ellbogen und berührte mit der anderen Hand behutsam seine Wange. Seine Augen tränten von der Wucht des Schlags, und er blutete stetig aus einem Nasenloch. Mit vorsichtig tastenden Händen versicherte der Baron sich, dass keiner seiner Knochen gebrochen war. Er starrte Wolf kalt und mit unverhohlenem Hass an, doch Wolf wandte sich um und überließ den am Boden liegenden Baron sich selbst.
Wolf machte sich auf den Weg zu seinem Gemach, ohne die Person zu bemerken, die von einem Erker ganz in der Nähe alles beobachtet hatte.
Wolf setzte sich neben Kathryn aufs Bett. Ihre Augen mit den dichten Wimpern waren fest geschlossen, und sie rührte sich kaum, als er ihr Gesicht berührte. Wolf zog es das Herz zusammen, als er sie so blass und wehrlos da liegen sah. Wenigstens hatte er es geschafft, sie vor ihrem verachtungswürdigen Stiefvater zu beschützen.
Diener erschienen und schürten ein Feuer im Kamin, um die Kühle des Abends zu vertreiben. Dann bereiteten sie Wolfs Bad vor dem Feuer. Wolf bat sie, einen Kübel mit heißem Wasser dort zu lassen, und gab Order, von niemandem gestört zu werden – mit Ausnahme von Nicholas Becker. Er stand auf, streckte sich und sah wieder zu seiner Frau hinunter.
Ja, sie war wirklich erschöpft. Mit einem leisen Lächeln erinnerte er sich daran, dass er sie fast die ganze gestrige Nacht wach gehalten hatte. Und dann hatte sie auch noch den ganzen folgenden Tag vor ihm im Sattel verbringen müssen. Selbst ohne ihren schrecklichen Sturz war es kein Wunder, dass sie jetzt schlief.
Wolf legte seine Kleidung ab und setzte sich in den Badezuber. Später, nachdem er sich abgetrocknet und Holzscheite in das Kaminfeuer gelegt hatte, trug er den Kübel mit heißem Wasser und ein Tuch zum Bett.
Kathryn schlief tief und fest, selbst dann noch, als er ihr die Gewänder auszog und sie zärtlich wusch, wobei er sehr auf ihre Verletzungen achtete. Die einzigen Lebenszeichen, die sie von sich gab, waren Seufzer und ein gelegentliches Stöhnen.
Nachdem Wolf Wasser und Tuch endlich aus der Hand gelegt hatte, löschte er alle Kerzenflammen im Raum und schlüpfte zu Kathryn ins Bett. Er zog sie an sich, und sie schmiegte sich im Schlaf an ihn.
„Ich werde mich um dich kümmern, Liebste“, flüsterte er ihr ins Ohr. Er berührte den neuen Siegelring an seinem Finger. „Wir sind nun zu Hause … ein Wolf und seine Rose …“
18. KAPITEL
Kathryn schlief die Nacht durch und auch den ganzen Morgen. Wolf wollte sie äußerst ungern vor ihrem Erwachen verlassen, doch zwei der Männer, die die Hügel zusammen mit Claude Montrose durchkämmt hatten, kehrten mit der Nachricht zurück, dass einige Leute südlich der Burg in zeitweilig aufgeschlagenen Lagern hausten. Es war die erste Spur, die sie von Philip hatten, und Wolf wollte sie sofort verfolgen.
Er verschwendete keine Gedanken mehr an Baron Somers, der noch vor Mitternacht aus Windermere verschwunden war.
„Stellt sicher, dass Ihr meine Frau nicht alleine lasst, Mama Juvet, außer wenn Sir Ranulf in der Nähe ist“, wies Wolf die Frau leise an, als er auf dem Gang vor seinem Gemach mit ihr sprach. Ranulf war die Aufgabe übertragen worden, im Castle zu bleiben und sich zur Verfügung zu halten, falls Kathryn ihn brauchen sollte. Der groß
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