HISTORICAL EXCLUSIV Band 22
an ihrer Hüfte und dem Knöchel.
„Siehst du? Nicht so arg. Ich habe schon Schlimmeres als dies erlebt“, sagte sie fröhlich. „Und meine Wunden heilen schnell.“
Wolf biss die Zähne aufeinander und war wütend, dass Kathryn ein Opfer von Gewalt geworden war – wieder einmal.
„Das wird schon wieder“, sagte sie. „Selbst als Lord Somers mir meine …“
Wolfs Gesicht verfinsterte sich, und Kathryn merkte, dass sie ihren Stiefvater zu diesem Zeitpunkt wohl besser nicht erwähnt hätte. Sie war unschlüssig, ob sie weiterreden sollte.
„Dir deine was?“
„Ich wollte dich nur beruhigen, dass es mir gut gehen wird. Bei mir verheilt alles ganz schnell …“
„Lord Somers hat was getan?“
Sie zögerte, bevor sie ihm die Antwort gab. „Mir meine zwei Finger gebrochen“, sagte sie schließlich kleinlaut und hielt die ersten beiden Finger ihrer linken Hand hoch. „Das ist schon Jahre her, Wolf.“
Kathryn sah, wie sich der Muskel in Wolfs Kinn spannte, und wünschte, sie hätte nichts gesagt. Da Lord Somers sie in Windermere erwartete, war es nicht sehr klug gewesen, Wolf noch mehr Grund zu geben, ihn zu hassen. Nein, der Schurke, um den man sich kümmern musste, war Philip. Nicht Lord Somers. Und Kathryn wusste, dass es wichtig war, sich darauf zu besinnen.
„Wie geht es ihr?“, fragte Nicholas, als er sich in Wolfs Nähe neben Kathryn hockte. „Ein bisschen blass … Aber sonst imstande aufzusitzen?“
Kathryn nickte.
„Dann wird es Zeit, deine Braut nach Hause zu bringen, mein Freund.“
17. KAPITEL
Windermere Castle
1. Juli 1421
Die zwölf Männer, die Wolf angewiesen hatte, die Nachhut zu bilden, verfolgten die Angreifer auf dem Felsen, während die Reiter aus Windermere den Duke und seine Braut zur Burg geleiteten. Wolf ritt mit Kathryn so langsam, wie es ging, mit Rücksicht auf ihre Verletzungen.
Als sie in Windermere eintrafen, führte Nicholas sie durch die Burg, während Wolfs restliche Gefolgsleute sich um die Pferde kümmerten. Wolf trug Kathryn und folgte Nicholas die riesige Steintreppe hoch, durch die Große Halle und einen langen Flur entlang, bis sie die herrschaftlichen Gemächer erreichten. Kleine Grüppchen von neugierigen Dienern säumten ihren Weg, und Wolf rief ihnen Anweisungen zu, während er weiterging.
Nicholas zog die kostbaren blauen Brokatvorhänge zurück, die um das riesige herzogliche Bett hingen, band sie fest und zündete alle Kerzen im Raum an. Das Gemach selbst war gereinigt, ausgeräumt und danach nach dem Geschmack des Dukes neu eingerichtet worden. Hier gab es keine dieser dunklen, unheimlichen Ecken mehr wie in der Kemenate, die sich Kathryn mit Bridget geteilt hatte, als sie Windermere das erste Mal besuchte. Das herrschaftliche Zimmer war hell, sauber und sparsam eingerichtet. Kathryn fragte sich, wie Wolf es geschafft hatte, so schnell ein Zimmer nach seinen Vorstellungen herrichten zu lassen.
Der Raum war so anders als die übrigen Räume von Windermere, die sie bisher gesehen hatte. Es gab keine dunklen Behänge mehr an den Wänden, um mögliche Geheimtüren zu verbergen. Die Binsenmatten waren entfernt und durch ungewöhnliche, dicht gewebte Teppiche ersetzt worden, die Kathryn bisher nur in den königlichen Gemächern in Westminster gesehen hatte. Eine große Vase mit frischen roten Rosen stand auf einer Truhe beim Fenster, eine weitere auf dem Kaminsims. Kathryn musste an ihren Rosengarten in Somerton denken. Sie zog die Mundwinkel hoch und schaute ihren Mann misstrauisch an.
„Die Lage ist nicht so gut, Wolf. Niemand in der Burg kann sich daran erinnern, Hugh Dryden getroffen zu haben“, sagte Nicholas, als sie in den herzoglichen Räumlichkeiten ungestört waren. „Doch ein Mann, auf den Hughs Beschreibung passt, wurde vor einer Woche in der Stadt gesehen. Ich weiß nicht, wo er vor dieser Zeit gewesen ist, aber wir konnten feststellen, dass Hugh in Prudhommes Taverne abstieg – dieser Prudhomme führt auch ein kleines Gasthaus – und mehrere Nächte dort verbrachte. Dann ist er plötzlich verschwunden.“
„Verschwunden?“ Wolf blieb ungläubig stehen. „Wie kann ein erwachsener Mann einfach verschwinden ?“
„Wer kann das schon sagen?“, antwortete Nicholas. „Wir wissen nur, dass sein Gepäck und sein Pferd noch immer bei Prudhomme sind. Doch Hugh ist nicht mehr da. Schon seit drei Tagen nicht mehr.“
„Und was ist mit Philip?“, fragte Wolf, als er Kathryn sanft auf das Bett legte. Er setzte sich neben sie,
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