HISTORICAL EXCLUSIV Band 22
Ohr flüsterte! Plötzlich wurde er sich bewusst, dass er den Kampf bereits aufgegeben hatte, der immer der Inhalt seines Lebens gewesen war. Nun sehnte er sich nach etwas anderem …
Er musste eingeschlafen sein, denn er wurde von weichen Lippen geweckt, die sich zärtlich auf seine pressten. Alayna! Stöhnend zog er sie in seine Arme und schob die Hände in ihr Haar, während sein Mund den ihren erforschte. Er fürchtete, dass dies wieder nur ein Traum sei, ein Trugbild, das seinen Wunschträumen entsprungen war.
Als er die Augen öffnete, sah er jedoch nicht Alayna, sondern starrte geradewegs in das Gesicht der Dienstmagd Glenna.
Entsetzt sprang er auf die Beine und hätte sie dabei beinahe umgeworfen. „Es macht mir nichts aus, wenn Ihr an sie denkt“, gurrte das Mädchen. „Nehmt mich einfach und stellt Euch vor, dass ich sie wäre.“
„Ich habe dir befohlen, nie mehr diese Kammer zu betreten“, donnerte er. Mit einem Mal spürte er, dass mit diesem Mädchen etwas nicht stimmte.
Sie streckte die Arme nach ihm aus, doch er stieß sie zurück. „Hör mir gut zu“, sagte er drohend. „Verschwinde von hier und komm nicht zurück, wenn du klug bist. Und sprich mich nie wieder an, es sei denn, ich stelle dir eine Frage, hast du verstanden?“
Glenna sah ihn mit großen Augen an. „Ich sollte Eure Buhle sein, die im ganzen Schloss geehrt und geschätzt wird. Es ist wegen ihr, nicht wahr? Seht Ihr denn nicht, dass sie eine abscheuliche Hexe ist? Ich hasse sie!“, kreischte sie.
Auch wenn man ihn noch so sehr provoziert hatte, so hatte Lucien bisher noch niemals eine Frau geschlagen. Doch jetzt ohrfeigte er Glenna, teils aus Wut, teils, um das Mädchen aus seiner Hysterie zu reißen.
Langsam berührte sie ihre Wange, während sie ihn hasserfüllt anstarrte. Dann rannte sie schluchzend aus dem Gemach.
Allmählich wich Luciens Zorn der Sorge um Alayna. Wo, zum Teufel, war sie? Normalerweise verbrachte sie die meiste Zeit in ihrer Kammer, um den spöttischen Bemerkungen der Männer in der Halle zu entgehen. Vielleicht war ihr wirklich etwas geschehen!
Eilig ging er hinaus auf den Korridor und hielt einen jungen Diener an, der gerade ein Bündel Feuerholz schleppte. „Hast du heute schon deine Herrin gesehen, Junge?“, fragte er.
Der Bursche schüttelte den Kopf. Lucien begann zu rennen und blieb erst stehen, als ihm eine Küchenmagd begegnete. „Wo ist Lady Alayna?“, fragte er.
„Ich weiß es nicht, Mylord.“
„Lass fallen, was immer du tust, und finde sie. Ich will, dass jeder im Schloss nach ihr sucht. Hört erst auf, wenn sie gefunden wurde.“
„Aye, Mylord.“ Lucien wäre beinahe mit ihr zusammengerannt, ließ sie dann jedoch erst ungeduldig vorbeigehen. Gleichzeitig ergriff er den Arm eines weiteren Mannes, der gerade vorüberging. „Hast du die Herrin gesehen?“
„Nein, Mylord, nicht seit dem Morgen.“
„Und wo hast du sie zum letzten Mal gesehen?“
„In der Halle, gleich nach dem Frühstück. Nachdem Ihr gegangen wart, blieb sie noch eine Weile, während ich den Boden fegte.“
„Hat sie mit jemandem gesprochen?“
„Nur mit einer der Dienstmägde.“
„Mit welcher Magd?“, fragte Lucien, plötzlich misstrauisch.
„Ich glaube, es war Glenna, Mylord.“
Während eine furchtbare Vorahnung in ihm aufstieg, brüllte Lucien einige Pagen an, sie sollten Will, Agravar und Perry finden. Dann eilte er wieder die Treppe hinauf in seine Kammer, wo er Alaynas Truhen durchsuchte. Enttäuscht musste er feststellen, dass er ihre Garderobe nicht genug kannte, um sagen zu können, ob etwas fehlte.
Als er Fußschritte hörte und herumwirbelte, stand Alaynas neue Zofe an der Tür. „Fehlt irgendetwas von den Besitztümern deiner Lady?“, rief er aufgeregt.
Die erschrockene Frau stolperte beinahe über ihre eigenen Füße, während sie hastig die Kleider ihrer Herrin durchsah. „Nur ihr Mantel und das Kleid, das sie heute Morgen trug, Mylord. Außerdem sind ihre Stiefel verschwunden.“
Wortlos stürmte Lucien auf den Gang hinaus, wo er beinahe mit Will zusammenprallte. Agravar folgte ihm auf dem Fuße.
„Alayna ist weggelaufen“, erklärte Lucien finster.
„Was? Aber warum sollte sie das tun?“, fragte der Nordmann ungläubig.
„Die kleine Närrin hat endlich ihre Drohung wahr gemacht, mir zu entkommen. Ihre Stiefel und ihr Mantel sind verschwunden.“
„Wir müssen sie finden“, rief Will. „Sie könnte in Gefahr sein.“
Lucien zuckte zusammen. Dies hatte er
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