HISTORICAL EXCLUSIV Band 22
Ritter herbeitrugen. Lucien erblickte Alayna, die unter dem Gewicht einiger bis zum Rande vollgestopfter Körbe auf ihn zustolperte. Er stieg vom Pferd und ging ihr entgegen, um ihr die Last abzunehmen.
„Nur etwas zu essen, Mylord“, sagte sie keuchend.
Er lächelte. „Alayna, ich bin sehr wohl in der Lage, selbst für meine Mahlzeiten zu sorgen.“
Obwohl er es nicht als Beleidigung gemeint hatte, runzelte sie die Stirn. „Ich dachte nur, es könnte hilfreich sein.“
„Natürlich ist es das“, versicherte er ihr. Gleichzeitig befestigte er die Körbe am Sattel seines Pferdes. „Ich danke dir, Gemahlin.“
Agravar zügelte seinen Hengst vor ihnen. „Alles ist zum Aufbruch bereit, Lucien. Wir warten nur noch auf deinen Marschbefehl.“ Lucien nickte seinem Freund kurz zu. Agravar ritt fort, um den beiden einen ungestörten Augenblick zu verschaffen.
Zärtlich berührte Lucien ihre Wange mit seinen Fingerspitzen. „Wenn ich zurückkehre, Mylady …“, murmelte er.
„Ich werde dich erwarten, mein Gemahl“, antwortete sie sanft. „Und möge Gott mit dir sein und dich sicher zurückbringen.“
Sein Herz schlug schneller, als sie diesen ehrlichen Wunsch aussprach. Er nickte ihr noch einmal zu, bevor er sich auf seinen Hengst schwang. Während er das Handzeichen gab, um das große Tor öffnen zu lassen, rief er seinen Männern laut den Befehl zum Aufbruch zu. Langsam setzte sich die Armee in Bewegung. Lucien wartete, bis sie den Burghof beinahe verlassen hatten, dann trieb er sein Pferd zu einer schnelleren Gangart an. In vollem Galopp folgte er seinen Männern durch das Tor hinaus, ritt an die Spitze und führte sie auf die Straße nach Norden.
Wie geplant schlugen sie ihr Nachtlager nahe der Mauern von Thalsbury auf, wo sie ungeduldig auf den Kampfbefehl warteten, der kurz vor der Morgendämmerung erteilt werden sollte. Einige Männer dösten etwas vor sich hin, da es ihnen widerstrebte, beim Schlafen ertappt zu werden. Zu seiner Überraschung wurde auch Lucien schließlich von seiner Müdigkeit übermannt, und er schlief ein wenig.
Wie immer verfolgte sie ihn selbst in seinen Träumen. Das Versprechen, das er ihr vor seinem Aufbruch gegeben hatte, klang noch immer in seiner Erinnerung nach. Wenn er erst zu ihr zurückkehrte …
Als er erwachte, vertrieb er nur widerwillig die liebliche Gestalt aus seinen Gedanken. Seufzend zog er den Schleifstein aus seiner Tasche und schärfte damit seine Waffen. Seit Langem diente ihm diese einfache Tätigkeit dazu, sich zu beruhigen und all seine Sinne nur noch auf ein Ziel zu richten. Danach schüttelte er die entstandenen Metallspäne ab und bestieg seinen großen Hengst.
Agravar, der im Begriff war, seine Truppe zu dem verborgenen Tor am Fuße der Klippen zu führen, ritt mit erhobenem Schwert an ihm vorbei. Lucien schlug mit seiner eigenen Klinge dagegen, sodass sich die Schwerter kreuzten.
„Wikinger zu den Waffen“, sagte der blonde Hüne verschwörerisch, bevor er seinem Pferd die Sporen gab.
Lucien lächelte finster. Dann winkte er seinen Männern, und sie ritten zum Ostturm.
Der Einfall gelang besser, als Lucien es sich erhofft hatte. Die Wachen wurden von ihrem Angriff völlig überrascht. Wie er es so oft als Junge getan hatte, kletterte Lucien in die Baumkronen hinauf, gefolgt von seinen Männern. Schnell überbrückten sie den kurzen Abstand zur Turmmauer mit flachen Brettern, gingen leise zur Wehrmauer hinüber und stiegen die Stufen zu den äußeren Befestigungsanlagen herab. Die Wachen am Seitentor konnten leicht überwältigt werden, und das Zugtor wurde geöffnet, um Luciens übrigen Truppen den Zutritt zu seinem früheren Heim zu gewähren.
„Die meisten scheinen noch zu schlafen“, raunte er seinen Männern zu, nachdem sie in den Burghof eingeritten waren. „Geht als Erstes zu den Ställen und zur Waffenkammer und sichert sie. Danach werdet ihr die Soldaten umzingeln und entwaffnen. Du, treibe die Dienstboten zusammen und versammle sie in der Halle. Agravar, komm mit mir.“
Zusammen mit dem Wikinger begab er sich zum Söller, wo der Herr des Hauses schlief. Lucien zögerte kurz vor der Tür, da ihm plötzlich bewusst wurde, dass dies das Schlafgemach seiner Eltern gewesen war. Er nahm einen tiefen Atemzug, um sich zu beruhigen, dann stieß er die Tür weit auf.
Hinter ihm erleuchtete Agravar die dunkle Kammer mit einer Fackel. Der Herr von Thalsbury befand sich auf seinem Lager, während sich ein junges Mädchen unter den
Weitere Kostenlose Bücher