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HISTORICAL EXCLUSIV Band 23

HISTORICAL EXCLUSIV Band 23

Titel: HISTORICAL EXCLUSIV Band 23 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MARIE-LOUISE HALL LAURIE GRANT
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köstlich weiche Matratze unter sich und die warme Nähe ihres Gatten neben sich. Thomas lag warm in seiner Wiege und lächelte im Traum. In Kürze würde er erwachen, und bevor er laut genug wimmern konnte, um ihren geliebten Gebieter zu wecken, würde sie aufstehen und ihn an die Brust legen, wo er sich wieder in den Schlaf saugen würde …
    Genau in diesem Augenblick fiel ein großer Regentropfen in Elises Gesicht und schreckte sie aus ihrem Traum. Jetzt spürte sie die kalte, harte Schlammerde, auf der sie lag, und der eisige Regen durchnässte den bereits feuchten Mantel noch mehr. Sie erinnerte sich, dass sie nicht in Sicherheit in einem Schloss und bei Adam war, sondern in dem großen Burggraben lag, der Rouen umringte, zusammen mit Hunderten von anderen, die von den Bürgern als „unnütze Mäuler und Esser“ betrachtet wurden.
    Es war der Tag vor Weihnachten gewesen, als sie aus der Stadt vertrieben wurde. Der nasse Schnee hatte sich in Regen verwandelt, als sie und die übrigen Verstoßenen den Graben erreichten, und seither hatte es nicht aufgehört zu regnen, nur die Stärke der Schauer änderte sich gelegentlich.
    Am nächsten Tag, dem Geburtsfest Christi, senkten die Engländer Körbe mit Nahrung in den Graben, das erste Essen, das manche der Vertriebenen seit Wochen gesehen hatten. Es gab genug für alle, obgleich viele zu schwach waren, um aufzustehen und sich ihren Teil zu holen. Andere nahmen sich mehr, als ihnen zustand, und deuteten auf diesen oder jenen, der gestorben war und keine Nahrung mehr brauchte.
    Elise hatte versucht, den Soldaten, die das Essen herabließen, zuzurufen, dass sie die Ehefrau von Sir Adam Saker sei und zu ihm gebracht werden wolle, aber sie schienen sie nicht zu verstehen.
    Nach dem Weihnachtsfest gab es nichts mehr, und Elise wurde immer schwächer. Sie machte keinen weiteren Versuch, mit den englischen Soldaten, die nahe genug an den Grabenrand kamen, zu sprechen. Sie schienen allesamt den Bitten gegenüber, die aus dem Graben kamen, taub zu sein.
    Ringsherum war ein unaufhörliches Murmeln und Stöhnen zu vernehmen – von den Gebeten der Leute um Rettung und von ihrem Weinen wegen der Schmerzen ihrer leeren Mägen und erfrorenen Glieder. Elise hatte mehr als ein Kind in dieser höllischen Grube zur Welt kommen sehen. Es verließ die Geborgenheit eines warmen Schoßes und kam in eine Welt kalten Elends. Die Neugeborenen wurden in einem Korb nach oben gezogen, um von einem englischen Priester getauft zu werden und dann wieder zu ihrer wartenden Mutter herabgelassen. Natürlich mussten die Kinder nach oben geholt werden, damit sie getauft werden konnten, hier in dieser Grube gab es keinen Gott und keinen Priester.
    Elise berührte ihren kleinen Thomas unter dem Umhang, beruhigt durch den fühlbaren Herzschlag in seiner Brust, obgleich er ihr schneller und schwächer im Vergleich zu früher vorkam. Thomas regte sich und weinte bei ihrer Berührung, und Elise legte ihn an ihre Brust. Es war ein Wunder, dass sie immer noch Milch geben konnte, aber der Kleine war wohl zu müde um zu saugen, denn er ließ ihre Brustspitze nach nur zwei schwachen Versuchen wieder los.
    O Adam, bitte hilf uns, dachte sie schläfrig. Ihr war zwar bewusst, dass sich eine gefährliche Mattigkeit in ihr ausbreitete, und sie wusste auch, dass sie ihr nicht nachgeben durfte, denn nachgeben hieß sterben. Aber was sollte sie sonst tun?
    Elise schlief so fest, dass der verhungernde Mann sie für tot hielt. Er begann den nassen pelzgefütterten Mantel unter ihrem Körper hervorzuziehen und legte dabei das kleine Kind in ihren Armen bloß – ebenfalls tot, dachte er und bekreuzigte sich.
    Hätte der Dieb nicht in genau diesem Augenblick das nasse rote Haar der jungen Frau enthüllt, würde der kleine Mann, der oben am Rand entlangging und in den Graben starrte, wahrscheinlich nur eine formlose, schlammbespritzte Gestalt gesehen und seinen Weg fortgesetzt haben. Aber so bemerkte er als Erstes ihr Haar, und obgleich es jetzt nur wenig der feurigen kupferfarbenen Pracht glich, die Lady Elise Sakers Kopf in besseren Zeiten geschmückt hatte, veranlasste es ihn immerhin, ein zweites Mal hinzuschauen. Dann erspähte er das hagere herzförmige Gesicht und erkannte, dass seine lange, schreckliche Suche ein Ende hatte.
    „Harry! Harry Ingles! Grâce à Dieu , ich habe sie gefunden! Beeile dich! Bring die Pritsche, und geh dort hinunter!“
    Sein Schrei erschreckte den Dieb, der daraufhin mit seiner Beute

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