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HISTORICAL EXCLUSIV Band 23

HISTORICAL EXCLUSIV Band 23

Titel: HISTORICAL EXCLUSIV Band 23 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MARIE-LOUISE HALL LAURIE GRANT
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zwischen den liegenden und sitzenden Flüchtlingen davoneilte, bevor ihn jemand zurückhalten konnte. Aber der Zwerg sah sowieso niemanden außer Elise, als er die steile Grabenwand herunterkletterte.
    „Hole Sir Adam! Nein, bleib lieber hier, denn ich werde sie ohne deine Hilfe nicht hinaufbringen können, du großer rothaariger Ochse!“, rief Gilles, fast hysterisch vor Freude und Erleichterung. „Wir werden sie zu ihm bringen!“
    „Ich weiß nicht, Gippety“, murmelte Harry zweifelnd und kniete neben Elise. „Sie sieht mehr tot als lebendig aus, und das Kleine auch … nein, es lebt“, berichtigte Harry sich, als das Kind auf einen sanften Knuff hin ein Wimmern von sich gab. „Aber für wie lange ohne Mutter?“
    Gilles beugte sich über Elise und fühlte an ihrem Hals nach dem Pulsschlag. Er fühlte lange und voller Angst, dass Harry recht haben könnte, aber schließlich spürte er ihn: einen langsamen, sehr schwachen Puls. „Du großer Dummkopf, sie lebt, aber sie wird nicht mehr lange unter uns weilen, wenn du den ganzen Tag herumstehen und zweifeln willst! Komm, wir heben sie auf die Pritsche – vorsichtig! Und leg deinen Mantel über die beiden. Jetzt lass uns aus diesem verfluchten Graben herausklettern.“
    Sie entschieden, dass es am vernünftigsten war, Elise und ihr Kind zu Sir Adams Zelt zu tragen und dann erst den Ritter zu holen. Hier kam es dann fast zu einer Schlägerei, denn obgleich beiden klar war, dass die schwerkranke Frau und ihr Kind nicht allein gelassen werden durften, wollte jeder von ihnen derjenige sein, der ihrem Herrn die gute Nachricht überbrachte, dass seine geliebte Elise gefunden worden war.
    Schließlich siegte der gesunde Menschenverstand, als Gilles erkannte, dass er mit seinen Fähigkeiten am besten geeignet war, dazubleiben und über Madame Elise zu wachen, während Harry, langbeinig und flink wie ein Reh, Adam viel schneller erreichen konnte als der krummbeinige Zwerg.
    Adam stand dem König zur Seite, als dieser seine erste Verhandlung mit Abgesandten aus Rouen bezüglich der Konditionen einer Kapitulation führte. Die Begegnung verlief nicht gut. Die ausgemergelten Gesandten versuchten, die bestmöglichen Bedingungen auszuhandeln. Henry dagegen, gereizt bis fast zur Wut aufgrund der langen, kostspieligen Belagerung und voller Schuldgefühle wegen der unschuldigen Menschen, die im Graben verhungerten, war entschlossen, diesen halsstarrigen Bürgern zu zeigen, dass sie nichts hatten, womit sie handeln konnten. Sie waren ganz und gar seiner Gnade ausgeliefert, und je eher sie das zugaben, desto schneller konnten die echten Verhandlungen beginnen.
    Unter diesen Umständen war es Adam ein Leichtes, unbemerkt hinauszuschlüpfen, als sein Knappe ihm ein dringendes Zeichen gab.
    Harrys verhalten strahlendes Gesicht verriet ihm die Neuigkeit schon, bevor der Rotschopf den Mund aufmachen konnte. „Du hast von ihr gehört? Elise lebt und hat eine Nachricht geschickt?“
    „Nein, keine Nachricht. Der Zwerg hat Elise im Graben gefunden, Sir Adam – und auch Euer Kind!“ Adam wollte schon losrennen, aber Harry hielt ihn zurück. „Wartet, Sir! Sie und das Kind sind mehr tot als lebendig und fast erfroren, und sie wacht nicht auf …“
    „Aber sie lebt? Und atmet?“, fragte Adam heiser, und Tränen standen ihm in den Augen, als er Harrys Schulter mit der Verzweiflung eines Ertrinkenden ergriff.
    „Aye, Sir Adam, sie atmet noch, und das Kleine auch. Gippety hat sie vielleicht gerade noch zur rechten Zeit gefunden.“
    „Und sie sind in meinem Zelt?“
    Harry nickte, und nun wartete Adam nicht länger, und der Knappe rief ihm nach: „Sir Adam! Das Kind ist ein Junge! Ihr habt einen Sohn!“
    Adam kniete lange neben der Bettstatt und betrachtete die schlafende Frau und das Kind. Tränen strömten ihm über das Gesicht, als er ihre alabasterweißen Wangen streichelte, ihr das Haar aus dem Gesicht strich und das winzige menschliche Wesen ansah, das sein Sohn war.
    Elise war so dünn geworden – beide waren sehr mager. Die Haut über ihren einstmals rosigen Wangen straffte sich so stark, dass Adam darunter die Knochen sehen zu können meinte. Elises Arme waren kaum mehr als dünne Stecken. Als er die Decke ein wenig herunterzog, sah Adam, dass ihre Schlüsselbeine scharf hervortraten. Und das Kind, dessen Gesicht hätte rund und rosig sein sollen, war bleich und hatte eingefallene Wangen. Aber er ist mein Sohn, dachte Adam voller Freude angesichts des rabenschwarzen

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