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HISTORICAL EXCLUSIV Band 23

HISTORICAL EXCLUSIV Band 23

Titel: HISTORICAL EXCLUSIV Band 23 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MARIE-LOUISE HALL LAURIE GRANT
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niedergeschlagen aussehender Männer und Frauen umringen. Andere Flüchtlinge, erkannte sie, die ebenfalls vor die Tore gesetzt werden sollten. Außerdem konnte sie hie und da kleine Scharen von Nachbarn sehen, die hinter vorgehaltenen Händen tuschelten. Ihre Mienen waren schuldbewusst und mitfühlend. Unter ihnen war auch Clothilde, von ihren Kindern umgeben. Aber es war die Gestalt, die seitlich von diesen Grüppchen für sich stand, die ihre Aufmerksamkeit auf sich zog, während sie die ihr gestellten Fragen beantwortete. Es war Alain Blanchard, und er grinste so schadenfroh und selbstgefällig, dass sie versucht war, den Dolch, den sie im Gürtel trug, auf ihn zu schleudern.
    „Madame, nachdem Ihr bestätigt habt, keine rechtmäßige Bürgerin von Rouen zu sein, und da in dieser Stadt ein Notstand herrscht, der es unmöglich macht, Personen ohne Bürgerrecht aus Barmherzigkeit durchzufüttern, müssen wir Euch auffordern, mitzukommen, damit wir Euch aus der Stadt geleiten.“
    Elise hatte vorgehabt, sich dem Urteil fügsam zu beugen, aber der Anblick von Blanchards selbstzufriedener Miene ließ sie ihre Selbstbeherrschung vergessen.
    „Barmherzigkeit? Ich habe niemals von irgendjemandem Almosen erbeten, es sei denn, Ihr wollt die Hilfe, die mein Bruder mir zukommen ließ – aus Liebe – ‚Mildtätigkeit‘ nennen! In den letzten Wochen habe ich gehungert genau wie die übrigen Bewohner dieser unglücklichen Stadt! Und kennt Ihr meinen Bruder, Messieurs, Jean Jourdain, Capitaine der Artillerie? Wollt Ihr tatsächlich die Schwester eines der Hauptverteidiger von Rouen verbannen und in die Gräben stoßen?“
    Der Sprecher der Bürger erbleichte, aber er nickte. „ Hélas , ich fürchte, wir haben keine andere Wahl. Ihr habt ein paar Minuten Zeit, Euch so warm wie möglich anzukleiden, und dann müssen wir Euch bitten, mitzukommen.“
    Sie hatte schon seit Tagen kein Feuerholz mehr und mehrere Kleidungsstücke übereinander tragen müssen, um sich warm zu halten, also blieb nichts weiter zu tun, als ihren pelzgefütterten Mantel und einen Stoß Windeln mitzunehmen. Der kleine Thomas fing wieder an zu weinen.
    Die kleine Schar der Ausgestoßenen war gerade von dem Platz heruntergetrieben worden, als Laufschritte und der Ruf, sofort anzuhalten, zu hören waren. Elise drehte sich um und entdeckte Jean, der mit gerötetem Gesicht herbeieilte und nach Luft rang, um sprechen zu können.
    „Ich habe eben erst erfahren, was Ihr mit meiner Schwester vorhabt! Ich muss das verbieten! Sie ist unschuldig … sie hat nichts Unrechtes getan!“
    „Hauptmann, keiner dieser Leute hat irgendetwas getan, außer dass sie keine Bürger dieser belagerten Stadt sind“, erklärte einer der Männer des Komitees. „Es ist nur so, dass wir keine Nahrungsmittel mehr haben, um sie zu ernähren, und …“
    „Dann bin ich, Eurer Auslegung zufolge, auch kein Bürger dieser Stadt!“, entgegnete Jean schroff. „Wie kommt es, dass Ihr Euch von mir verteidigen lasst, Ihr undankbaren Lumpen, die Ihr meine Schwester fortschicken wollt, um zu verhungern? Ich sage, dass sie bleibt!“
    Auf einen leisen Befehl Blanchards hin traten die Soldaten mit bereitgehaltenen Waffen vor, um einzugreifen.
    Elise ging zu ihrem Bruder und legte ihre Hand auf seine Schulter. „Jean, lass sie tun, was sie tun müssen, und mische dich nicht ein. Verstehst du nicht, das ist die einzige Chance meines Kindes!“
    „Aber du wirst dort draußen verhungern, Elise, wenn du nicht vorher erfrierst!“, rief Jean und weinte fast in seiner Seelenqual. Und wie um seine Worte zu unterstreichen, begann es in dicken Flocken zu schneien.
    Elise zwang sich, ruhig zu sein, da sie Blanchard nicht traute. „Bruder, wir verhungern auch innerhalb der Mauern, und wir haben kein Brennholz mehr, um uns zu wärmen, also besteht wenig Unterschied. Aber außerhalb der Mauern kann Adam uns finden, wenn er da ist.“
    „Bedenke, König Henry …“
    „Es kümmert mich nicht, welche Strafe der König mir zumisst, solange mein Kind überlebt“, erklärte sie ihm und begegnete fest seinem traurigen Blick.
    „Er wird dafür büßen, das verspreche ich dir“, murmelte Jean mit einem bedeutungsvollen Blick auf Blanchard.
    „Überlass ihn den Engländern“, drängte sie. „Geh mit Gott, Bruder, und wenn dir gestattet wird, dich dem Feind zu ergeben, dann tu es! Die Engländer können barmherzig sein.“
    Elise bewegte sich im Schlaf, zog die Pelzdecke enger um sich und spürte die

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