HISTORICAL EXCLUSIV Band 23
geheizten Zelt, Protest zu erheben und auf seinen leeren Magen aufmerksam zu machen. Er stieß ein klägliches Wehgeschrei aus, das Adam ob seiner Lautstärke überraschte.
„Er klingt ganz wie Ihr – und protestiert schon jetzt gegen Ungerechtigkeit“, scherzte der König, um zu verbergen, dass auch er zu Tränen gerührt war.
Aber weder Adam noch Elise beachteten ihn. Sie waren beide viel zu sehr damit beschäftigt, einander und ihren Sohn wiederzuentdecken.
Nachdem er einen Augenblick zugesehen hatte, erkannte Henry von England, dass seine Anwesenheit überflüssig war, und entfernte sich leise.
Henry kehrte am nächsten Tag, begleitet von seinem Bruder Thomas of Clarence, zurück, um sich zu vergewissern, dass die Wäscherin, die vor Kurzem ein Kind geboren hatte, eingetroffen war, um vorübergehend dem kleinen Thomas als Amme zu dienen, bis Lady Saker wieder kräftig genug sein würde, um diese Aufgabe selbst zu erfüllen.
Rose Watson aus London, und jetzt mit einem der Bogenschützen des Königs verheiratet, saß in einer Ecke des Zelts und stillte den zufrieden saugenden Thomas, während ihr eigenes Kind, bereits gesättigt, in einer aus Binsen geflochtenen Wiege zu ihren Füßen schlief. Aber es war der Anblick von Sir Adam Saker, der geduldig seiner Frau eine kräftige Brühe in den Mund löffelte, der dem König ein Lächeln entlockte.
„Ihr gebt eine ausgezeichnete Pflegerin ab, Adam. Erinnert Uns daran, Euch zu rufen, sollten Wir krank werden“, spottete Henry, aber sein Ton war freundlich. Als Adam den Becher und Löffel beiseite legen wollte, um sich zu erheben und seine Verbeugung zu machen, winkte Henry ab. „Nein, sie braucht die Stärkung nötiger als Wir Eure Reverenz. Wir wollten nur nachsehen, ob Rose Euch zu Diensten ist …“
„Wir sind Euch … sehr dankbar … Sire“, sagte Elise in stockendem Englisch.
„Ja, vielen Dank, mein König“, fügte Adam hinzu und fragte sich, weshalb Henry wirklich zurückgekommen war. Er musste jedoch warten, bis seine Neugier befriedigt wurde, denn jetzt trat Thomas of Clarence vor.
„Ich bin so froh, Euch in Sicherheit zu sehen, Lady Elise“, sagte er, „aber ich muss gestehen, dass ich gekommen bin, um den Wahrheitsgehalt eines Gerüchts zu überprüfen.“
„Ein Gerücht?“, fragte Elise, als Adam ihr half, sich aufzusetzen, und sie mit Kissen stützte.
„Man redet darüber, dass Euer Sohn …“, sein Blick umfasste beide, Adam und Elise, „denselben Namen trägt wie ich. Ist das ein Zufall, Madame?“ Er näherte sich ein wenig der Wäscherin, die den kleinen Thomas stillte. „Ein hübsches Kind, Adam, Lady Elise“, murmelte er, aber Adam bemerkte sehr wohl, dass Clarences Blick abirrte zu der bloßen, von blauen Venen durchzogenen Brust der Wäscherin.
„Ja, Euer Gnaden, ich habe ihn Euch zu Ehren Thomas genannt“, bestätigte Elise, die zu sehr Französin war, um Clarences Unaufmerksamkeit nicht wahrzunehmen. „Schließlich habt Ihr uns geholfen …“ Sie hielt inne und wurde rot, als sie erkannte, dass sie den Herzog vor seinem Bruder, dem König, belastete.
Henry schien jedoch nicht achtgegeben zu haben. „Wir freuen uns, Euch und das Kind auf dem Wege der Besserung zu sehen“, sagte er förmlich.
Obgleich Elise ihn forschend ansah, konnte sie keine Spur von Verdammung in seinen Augen erkennen.
„Und Wir haben während der Nacht viel nachgedacht, Sir Adam“, fuhr Henry fort. „Obgleich es Unser Herz rührt, dass Ihr bereit wart, jegliches Recht auf eine Belohnung zugunsten einer Begnadigung Eurer Gattin aufzugeben, ist es nicht nötig, dass Ihr solches tut. Da so viele Gebiete der Normandie von Uns zurückerobert wurden, die Wir durch uraltes Erbrecht berechtigt sind, dieses Land zu besitzen …“
Wenn ein Mann sich selbst lange genug etwas einredet, dann beginnt er es wirklich zu glauben, dachte Elise. Nach all dem Kummer und Blutvergießen hat er sich selbst überzeugt, dass die Normandie und ganz Frankreich ihm gehören.
„… und da die Lady Elise aus der Normandie stammt und vielleicht Heimweh bekommen würde, wenn sie ihrer Heimat entrissen wird, machen wir Euch zum Comte du Lessay, und Euer Hauptsitz liegt im Cotentin.“
Elise sah, wie Adam erst blass und dann rot wurde, während er nach Worten rang.
„Ich … ich weiß nicht, was ich sagen soll, Sire! Glaubt mir, ich hatte keine … keine andere Belohnung erwartet …“
Der König lächelte belustigt über Adams benommenen Gesichtsausdruck
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