HISTORICAL EXCLUSIV Band 23
er sie zu der wiedergekehrten Farbe in ihren Wangen und dem neuerlichen Glanz ihres Haars beglückwünschte, und sie wusste, dass er hoffte, sie würde sich bald genug erholt haben. Heute Abend würde sie ihn nicht enttäuschen.
Plötzlich hörte sie Stimmen auf dem Flur, und bevor sie zurück ins Zimmer laufen konnte, war Adam schon bei ihr.
Ohne in ihrer Aufregung zu überlegen, stürzte sie sich in seine Arme und merkte erst, als er sie an sich zog, dass er nicht allein war. Hinter ihm stand ihr Bruder und sah zu, wie der neue Lord Rothley seine Frau umarmte.
„Jean!“, rief sie und entwand sich Adams Umarmung, um ihren Bruder an sich zu drücken. Jean sah hohläugig aus und hatte eingefallene Wangen, aber er lächelte und gab vor, unter der Wucht ihrer freudigen Begrüßung zu schwanken.
„O Jean, ich bin so froh, dich zu sehen! Mylord, was bedeutet das? Wie kommt es, dass Ihr ihn zu mir bringen konntet? Ich habe gehört, dass die Garnison aus der Stadt abziehen sollte! Ich habe nicht geglaubt, dass ich Jean tatsächlich zu sehen bekommen würde …“
„Haltet ein, Füchslein! Wie soll ich’s Euch erzählen, wenn Ihr unentwegt plappert?“, entgegnete Adam und lächelte über die glückliche Wiedervereinigung. „Es ist in der Tat das Schicksal, das den meisten der Garnison widerfahren ist, aber jene, die bereit waren, Bündnistreue zu schwören und König Henry zu dienen, durften bleiben und …“
„Du hast König Henry die Treue geschworen, Jean?“
Jean nickte. „Ebenso wie Guy Le Bouteiller. Es war kein leichter Entschluss, aber wir sind beide der Meinung, dass König Henry ein besserer Herrscher ist als der arme, geistesgestörte Mann, der gegenwärtig auf dem Thron Frankreichs sitzt – oder der unaufrichtige Herzog von Burgund.“
„Und so sind mein Bruder und mein Gatte jetzt Waffenbrüder? Ah, das ist zu schön, um es in Worten auszudrücken! Das müssen wir feiern! Setzt Euch hin, alle beide, und ich werde den Wein einschenken!“
Elise hatte für Adam und sich ein üppiges Mahl vorgesehen, und jetzt, da sie Jean zu Gast hatten, war sie froh darüber. König Henry hatte ihr angeboten, sich von den frischen Vorräten zu bedienen, die er per Schiff aus England erhielt – Schiffe, die die Seine herunterfuhren. Auf diese Weise hatte sie einen Schinken und eine Roastbeef-Keule, Fleischbrühe und frisch gebackenes Brot.
„Wahrhaftig, Schwester, ich hätte nicht gedacht, noch einmal diesseits des Himmels so viel gutes Essen zu sehen“, äußerte Jean mit einem wohligen Seufzer. „Selbst die Garnison hat gehungert, nachdem wir viele unserer Vorräte den armen Bürgern gegeben haben.“
Eine Weile herrschte Schweigen, als sie sich nur dem Essen widmeten, aber Elise sah, dass Jean sparsam aß, um seinen eingeschrumpften Magen nicht zu überlasten, sie sorgte jedoch dafür, dass sein Weinbecher stets gefüllt war, und stellte dankbar fest, dass seine graue Gesichtsfarbe einer gesunden Röte wich. Der kleine Thomas erwachte, als sie bei den süßen Waffeln angelangt waren. Jean äußerte den Wunsch, seinen Neffen auf den Arm zu nehmen, und holte ihn aus seiner Wiege. Nachdem er ihn ein Weilchen gehalten hatte, gab er ihn Elise, damit er gestillt werden konnte. Er war begeistert, wie wohl der Kleine aussah in Anbetracht dessen, was er durchgemacht hatte. Offensichtlich hatte Adam Jean bereits erzählt, wie der Zwerg Elise und das Kind im Graben gefunden hatte. Elise war froh darüber – sie wollte all das nicht noch einmal erleben, indem sie es berichtete.
Es gab jedoch noch etwas, das sie wissen musste, um ihres Seelenfriedens willen. Sie hatte sich etwas abgewandt, um Thomas zu stillen, aber jetzt blickte sie über ihre Schulter zu Adam und Jean hin, die kameradschaftlich mit einem Becher Rotspon zusammensaßen.
„Ihr habt Blanchard nicht erwähnt“, sagte sie. „Was ist aus ihm geworden?“
Adams Gesicht verfinsterte sich. Er stand auf und starrte in die glühenden Kohlen im Kohlenbecken. „Tot, aber bedauerlicherweise nicht durch meine Hand“, knurrte er. „Verdammter Henry! Ich habe ihm gesagt, dass der Mann mir gehört!“
Nach einem raschen Blick auf das verschlossene Gesicht des Engländers erläuterte Jean: „Als die Garnison sich ergab, wurde Blanchard vermisst, und eine Durchsuchung der Zitadelle brachte ihn auch nicht zum Vorschein. Da ich Sir Adam bereits begegnet war, erwähnte ich ihm gegenüber, dass der Schurke sich vielleicht in dem Haus versteckte, das ich für
Weitere Kostenlose Bücher