Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
HISTORICAL EXCLUSIV Band 23

HISTORICAL EXCLUSIV Band 23

Titel: HISTORICAL EXCLUSIV Band 23 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MARIE-LOUISE HALL LAURIE GRANT
Vom Netzwerk:
Fäusten auf ihre Brustharnische.
    „Ich habe Richard seit Jahren nicht mehr so guter Laune gesehen.“ Mary Sidney lächelte, während sie ebenfalls zum Ende des Turnierplatzes blickte. „Man könnte wirklich meinen, er trage die Liebe im Herzen.“
    „Ja“, erwiderte Seraphina teilnahmslos und wandte den Blick ab. Er trägt die Liebe im Herzen. Aber nicht zu mir, dachte sie und spürte dabei den Schmerz darüber fast körperlich. Sie lehnte sich an die Balustrade und starrte blicklos mit gesenktem Kopf nach der anderen Seite, denn sie wagte nicht, Mary anzublicken aus Furcht, in Tränen auszubrechen und sich damit noch mehr zu erniedrigen. Da geriet etwas Rundes, Buntes in ihr Blickfeld, das sich hell und glänzend von dem niedergetretenen Rasen des Turnierplatzes abhob. Es war ein geflochtener Ball, der unter der Balustrade hindurch gerollt war und genau in der Bahn der roten Ritter liegen blieb.
    Und dann schien Seraphina das Herz stehen zu bleiben, als plötzlich ein Kind dem abhanden gekommenen Spielzeug nachstolperte, ein kleiner Junge, das Holzschwert fest in seinen rundlichen Fäusten. Großer Gott, hatte ihn denn niemand gesehen! Nein, die Zuschauer hatten nur Augen für die Ritter, und das Blickfeld der Kämpfer war durch die heruntergeklappten Visiere eingeengt. Ein Warnruf aber würde in dem allgemeinen Stimmengewirr untergehen.
    „Was ist?“, fragte Mary Sidney, als sie Seraphinas unterdrückten Entsetzensschrei hörte.
    Doch Seraphina gab keine Antwort. Sie kroch bereits unter der Balustrade hindurch. Dann raffte sie ihre Röcke und rannte, wie sie es nicht mehr getan hatte, seitdem sie mit Dickon und Bess im Park von Mayfield Fangen gespielt hatte.
    „Seraphina!“, erklang hinter ihr Marys angstvoller Ruf, doch sie durfte nicht stehen bleiben. Die Pferde waren bereits zu nahe. Inzwischen hatten auch andere von dem Vorfall Notiz genommen. Seraphina hörte Schreie und Zurufe, aber sie klangen wie aus weiter Ferne zwischen dem Donnern der Hufe, dem Knarren von Leder und dem Klirren der Waffen. Sie rang nach Luft und verlängerte ihre Schritte. Schon schien sie den Schweißgeruch zu spüren, der von den Hälsen der schnaubenden Rosse ausging, die unaufhaltsam näherkamen. Wenn sie noch fähig dazu gewesen wäre, hätte sie laut aufgeschrien, als der Kleine sich bückte, um den Ball aufzuheben, ihn dann aber wieder mit dem Fuß anstieß, sodass er jetzt direkt in die Bahn der blauen Ritter rollte. Hartnäckig und ohne die Gefahr zu ahnen, in der er schwebte, folgte der Junge dem davontrudelnden Spielzeug.
    Gott im Himmel, sie musste ihn aufhalten! Verzweifelt warf sich Seraphina nach vorn. Der Boden war hart und der Aufprall so heftig, dass es ihr für einen Augenblick den Atem verschlug. Aber sie hatte das Kind beim Rockzipfel erwischt, riss es zur Erde und bedeckte es mit ihrem zusammengekrümmten Körper.
    „Levée! Hoch!“
    Seraphina vernahm das wilde Kommando des Ritters mit merkwürdiger Gleichgültigkeit und fragte sich nur, ob sie jetzt wohl sterben würde, da der Schmerz in ihrer Brust fast unerträglich geworden war. Das Pferd schnaubte, während es auf der Hinterhand hoch in die Luft stieg, wo es eine Ewigkeit lang stehen zu bleiben schien, bis es dann doch unausweichlich wieder zu Boden sank. Seraphina schloss die Augen, als die eisenbeschlagenen Vorderhufe unmittelbar neben ihrem Kopf die Erde aufwühlten. Aber die Hinterbeine würden niemals … der Schlag an ihre Schulter kam schnell, stechend, doch er war nicht zu vergleichen mit der Pein, die wie mit Messern ihre Brust durchschnitt. Seraphina öffnete die Augen und blinzelte in den hellen Sonnenschein. Das Pferd war vorüber. Sie lebte. Und wo war das Kind?
    Sie versuchte, sich aufzurichten, doch sie konnte sich nur auf einen Ellenbogen stützen, während sie versuchte, wieder Luft in ihre leeren Lungen gelangen zu lassen. Der Junge war unverletzt. Er krabbelte unter ihren Röcken hervor und schaute sie verdutzt an. Einen Augenblick schien es, als wolle er in Tränen ausbrechen. Doch dann hellte sich sein Gesichtchen auf, und er wies auf die Schar von Höflingen, die über den Rasenplatz auf sie zueilten.
    An ihrer Spitze lief der Earl of Heywood, trotz der schweren Rüstung in größter Geschwindigkeit, gefolgt von Grace Morrison und Mary Sydney.
    Der Ausdruck seines Gesichtes ließ Seraphina die quälenden Schmerzen in der Brust vergessen. Kam er, um sich wenigstens ein bisschen um sie zu kümmern? Doch dann warf sie einen

Weitere Kostenlose Bücher