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HISTORICAL EXCLUSIV Band 23

HISTORICAL EXCLUSIV Band 23

Titel: HISTORICAL EXCLUSIV Band 23 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MARIE-LOUISE HALL LAURIE GRANT
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ihre Mutter damit mehr zu überzeugen als sich selbst.
    „Ich bin gerührt über deinen Sinn für die Pflichten der Familie gegenüber.“ Lady Katherines Stimme war leicht belegt, und ihre Mundwinkel zuckten. „Nun, du entschuldigst mich wohl jetzt. Ich muss zurück zu deinem Vater … und du begibst dich am besten so schnell wie möglich zum Festspielplatz.“
    „Seraphina!“ Mary Sidney winkte ihr von einer Bank hinter der Balustrade zu, die den Platz, auf dem nach alter höfischer Sitte auch heute noch Schauturniere stattfanden, von der Zuschauermenge abschloss. Seraphina gelang es, sich durch das Gewirr schwatzender Höflinge bis zu ihr durchzudrängen.
    „Richard hat mir gesagt, dass Ihr zum ersten Male an einem solchen Ritterspiel teilnehmt, und mich beauftragt, mich um Euch zu kümmern. Ich habe diesen Platz hier für Euch freigehalten, damit Ihr eine gute Sicht habt“, sagte Mary Sidney freundlich und raffte ihr blaues, mit Marderfell abgesetztes Samtgewand etwas zusammen, damit Seraphina noch eine Sitzmöglichkeit fand. „Richard hat die größten Aussichten, den Sieg zu erringen, obwohl Robin bestimmt sein Bestes tun wird, es zu verhindern.“
    „Daran zweifle ich nicht“, erwiderte Seraphina lachend, wurde dann jedoch ernster und seufzte leise. „Sie werden sich doch nicht verletzen?“
    „Die beiden?“ Mary schüttelte den Kopf. „Niemals. Sie sind stark wie die Bären und außerdem sehr geschickt, das ist das Wichtigste dabei. Also macht Euch keine Sorgen. Richard wird morgen gesund und munter sein.“
    „Das freut mich“, erwiderte Seraphina so lustlos, dass Mary sie forschend anblickte.
    „Ihr seid doch nicht etwa immer noch bekümmert wegen dieser Sache mit Mistress Morrison?“, fragte sie mitfühlend. „Ich bin sicher, dass es nichts zu bedeuten hat.“
    „Ich wünschte, ich könnte es auch sein.“
    „Aber er ist Euch doch die ganze Woche wie ein Schatten gefolgt und hat dringend darauf bestanden, dass man gut auf Euch achtet, während er bei dem Turnierspiel beschäftigt ist.“
    „Sollte man auf mich aufpassen oder mich aus dem Weg schaffen?“
    „Aber keinesfalls!“ Mary widersprach ein bisschen zu nachdrücklich, um wirklich überzeugend zu wirken. „Nun aber Schluss mit den dummen Gedanken. Vergnügt Euch lieber an den Ritterspielen.“
    Seraphina blickte die Schranken des Turnierplatzes entlang in die Richtungen, die Mary ihr gewiesen hatte. An jedem Ende stand bereits ein Reiter in voller Rüstung bereit. Die mit prächtigen Schabracken behängten Pferde stampften ungeduldig mit den Hufen und warfen so aufgeregt die Köpfe empor, dass sie die Schildknappen, die sie am Zügel hielten, beinahe mit hoch in die Lüfte rissen.
    „Sie sehen direkt furchterregend aus, nicht wahr?“, meinte Mary Sidney, die Seraphinas Blicken zu den schweren Rossen und ihren eisenbewehrten Reitern gefolgt war. „Früher, auf dem Schlachtfeld, wäre man ihnen wohl besser nicht in die Quere gekommen!“
    „Ganz gewiss nicht“, stimmte Seraphina lebhaft zu. „Wer sind diese beiden?“
    „Die Mylords Ashton und Knollys … denke ich …“ Mary schirmte die Augen mit der Hand gegen die Wintersonne ab, um die Parolen auf den roten und blauen Lanzenfähnchen erkennen zu können.
    Aber Seraphinas Aufmerksamkeit war bereits anderweitig von vertrauten Gestalten in Anspruch genommen worden, die an der gegenüberliegenden Balustrade lehnten – die eine hochgewachsen und dunkelhaarig, die andere zart und mit silbrig glänzendem Haar. Sie beobachtete, wie Grace lachte, die Hand hob und seine Wange berührte … und er neigte seinen Kopf und küsste sie auf den Mund. Das war alles so leicht, so unbeschwert, so vertraut …
    Seraphina riss den Blick von diesem Bilde los und fühlte sich wie betäubt. Bis zu diesem Augenblick war ihr nicht bewusst gewesen, wie verzweifelt sie sich an die Hoffnung geklammert hatte, dass ihr Verdacht unbegründet war.
    Wie lange wohl haben sie schon ein Verhältnis miteinander? fragte sie sich, und es war ihr unsagbar elend dabei. Eine Woche, einen Monat … oder länger? Vielleicht schon seit der Zeit an Königin Marys Hof? Herr im Himmel, wie einfach war es doch gewesen, sie hinters Licht zu führen! Er mit seinen Komplimenten und Geschenken und sie mit ihrem Gerede von Freundschaft und ihrer angeblichen Abneigung gegen den Earl. Vielleicht war es zu Anfang noch keine Verstellung, überlegte Seraphina, als ihr Grace’ ungewöhnliche Reaktion auf die Nachricht von

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