HISTORICAL EXCLUSIV Band 23
Stimme war ein wenig heiser geworden, und Seraphina bemerkte zu ihrer Überraschung, dass in den Augen ihrer Mutter Tränen standen. „Ziehe deine Lehren aus dem, was mit ihr geschehen ist, Seraphina. Lerne, bei Hofe deine Zunge zu hüten. Denke immer nach, bevor du sprichst, und wenn du dir nicht sicher bist, dann schweige lieber. Trotz all ihrer Jugend und ihrer fröhlichen Stimmung solltest du niemals vergessen, dass Elizabeth König Heinrichs Tochter ist.“
„Ich werde mit deiner Hilfe mein Bestes tun.“ Seraphina lächelte maskenhaft starr.
„Nun, du musst jetzt auf eigenen Füßen stehen. Ich werde mit deinem Vater morgen nach der Hochzeitszeremonie nach Mayfield zurückkehren.“
„Aber muss denn das sein?“ Seraphina wurde von panischer Angst ergriffen. Obwohl sie in dem Wirbel der Vergnügungen ihre Eltern nicht viel zu Gesicht bekommen hatte, war das Bewusstsein ihrer Gegenwart doch sehr beruhigend für sie gewesen. Niemand hatte gewagt, im Beisein des Vaters über ihre erste Ehe zu lästern. Aber in seiner Abwesenheit hatte manch einer der Höflinge eine boshafte Bemerkung nicht unterdrückt, bis er Lady Katherines spitze Zunge zu spüren bekam, die ihm rücksichtslos seine eigenen Unzulänglichkeiten vorhielt.
„Dein Vater fühlt sich nicht wohl.“
„Was ist mit ihm?“, fragte Seraphina erschrocken. Sie war so mit ihren eigenen Zukunftsängsten beschäftigt gewesen, dass sie der Gesundheit ihres alternden Vaters nicht viele Gedanken gewidmet hatte.
„Es ist nichts Ernstes“, erwiderte Lady Katherine ruhig. „Ein leichter Anfall von Rheumatismus. Aber er ist eben kein junger Mann mehr. Er kann nicht mehr jeden Tag von Sonnenuntergang bis zur Morgendämmerung auf den Beinen sein. In seinen eigenen vier Wänden hat er es behaglicher als hier in diesem überfüllten Kaninchenbau. Schau mich nicht so bestürzt an. Du hast dann deinen Gemahl, der sich um dich kümmert.“
„Wenn er sich nach der Hochzeit überhaupt noch daran erinnert, dass ich existiere“, murmelte Seraphina. Jetzt, da die Hochzeit vor der Tür stand, wurde ihre Furcht, dass es wie bei der ersten werden könnte, immer größer. Sie würde es nicht ertragen, wenn sich diese Furcht als berechtigt herausstellte.
„Seraphina, hörst du mir überhaupt zu?“ Lady Katherine rüttelte die Tochter ungeduldig an der Schulter.
„Verzeih mir, Mutter“, sagte Seraphina schuldbewusst, als sie merkte, dass sie nicht die geringste Ahnung hatte, wovon ihre Mutter in der letzten Minute gesprochen hatte.
„Das wird auch nötig sein!“, rief Lady Katherine mit deutlicher Missbilligung. „Bei der Art, wie du in den letzten Tagen hier geistesabwesend herumgewandert bist, wird jedermann annehmen, du hast Liebeskummer! Ich sagte, dass es Zeit ist für Bess, dein Haar zu frisieren, damit du zu den Ritterspielen nicht zu spät kommst. Es ist nämlich ein unverzeihlicher Affront, später als die Königin zu erscheinen.“
„Eure Mutter hat recht“, erklärt Bess, die bereits mit Kamm und Bürste vor dem Spiegel hockte.
„Nimm das goldene Netz, Bess“, sagte Seraphina und schüttelte ihre seidenen Röcke glatt. „Und was den Liebeskummer anbelangt, Mutter … ich habe zu viel Verstand, um einen Mann zu lieben, der offenkundig nichts für mich übrig hat!“
„Wenn du glaubst, dass man über die Liebe mit dem Verstand entscheiden kann, dann musst du noch sehr viel lernen.“ Lady Katherine seufzte resigniert.
„Ich liebe Rich… Heywood nicht“, erklärte Seraphina erbost. „Er ist ein Schürzenjäger und ein Zyniker, und es interessiert ihn nichts außer seinem Ehrgeiz und seinem eigenen Vergnügen.“
„Du musst es ja wissen“, erwiderte Lady Katherine mit einer Milde, die Seraphina veranlasste, ihr einen grollenden Blick zuzuwerfen. „Soll ich deinem Vater sagen, dass du es dir anders überlegt hast? Gestern beim Maskenball habe ich bemerkt, dass Towton sehr von dir beeindruckt war. Er wäre auch eine passende Verbindung. Es würde natürlich erst einmal einen Skandal geben, aber wenn es dir lieber wäre …“
„Nein!“ Der Ausruf kam leidenschaftlicher über Seraphinas Lippen, als sie beabsichtigt hatte.
Bess hustete etwas merkwürdig. Es klang verdächtig nach einem unterdrückten Lachen. Lady Katherine aber blickte ihre Tochter nur schweigend mit leicht erhobenen Brauen an.
„Es würde der Familie Schande bringen, die Verlobung jetzt noch aufzuheben …“, fügte Seraphina zögernd hinzu und hoffte dabei,
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