HISTORICAL EXCLUSIV Band 23
Alleen, Seitenwegen und versteckten Pfaden bestand und die zahlreichen einzelnen Gebäude der Palastanlage von Whitehall umgab.
„Ich bin sicher, dass wir den falschen Weg genommen haben“, bemerkte Seraphina, als sie einen winzigen Hof betraten. In diesem Augenblick kam der Mond hinter einer Wolke hervor und warf sein Licht auf einen kreisrunden Springbrunnen in der Mitte des steinernen Vierecks. „Das ist der Flügel, in dem gleich nach Weihnachten Feuer ausbrach. Die Räume hier sind ausgeplündert und die Türen mit Brettern vernagelt. Hier gibt es keinen Weg zu …“
„Ach, nein.“ Denleigh lachte so seltsam, dass Seraphinas Haut zu kribbeln begann. „Aber wir sind hier ganz allein, verborgen vor neugierigen Augen.“
Diese Worte und ihr eigenartiger Tonfall alarmierten Seraphina. Sie wollte sich von Denleigh entfernen, doch es war schon zu spät dazu. Er riss sie in die Arme und presste seine Lippen so heftig auf ihren Mund, dass die Zähne schmerzvoll ins Fleisch schnitten. Seine Lippen waren feucht und kalt und erregten nichts weiter als Übelkeit in ihr.
„Lasst mich los! Sofort!“ Sie wehrte sich wütend, während sie von Panik ergriffen wurde, als sich seine Finger brutal um ihren Arm krampften.
„Seid doch nicht so spröde, Mylady.“ Denleigh zog Seraphina näher heran. „Vorhin schienet Ihr viel bereitwilliger zu sein.“
„Ich war ganz und gar nicht …“
Denleigh schnitt ihren Protest dadurch ab, dass er erneut seine Lippen auf ihren Mund drückte. Seraphina bäumte sich auf und schlug nach ihm, doch ohne Erfolg. Denleighs Finger waren zwar plump und weich, aber dennoch kräftig genug, um ihre Hände festzuhalten, während er seine Lippen von ihrem Mund über ihren Hals wandern ließ. Dabei biss er so unsanft zu, dass Seraphina laut aufschrie. Ihre Angst und ihr Abscheu steigerten sich noch mehr, als Denleigh spöttisch lachte und versuchte, seine Zunge in ihren Mund zu pressen.
Da kam Seraphina plötzlich die Erinnerung an ein längst vergessenes Erlebnis aus ihrer Kindheit. Vor vielen Jahren war sie mit Bess und Dickon zum Jahrmarkt gegangen, um dort den Ringkämpfern zuzusehen. Nach dem Kampf hatte Dickon einen der Ringer überredet, ihnen ein paar ihrer Griffe und Würfe zu zeigen. Dickon hatte sie schnell gelernt und einen davon auch Seraphina beigebracht. Sie heuchelte also Ergebung in seine stürmische Umarmung, neigte sich nach rückwärts und zog Denleigh auf diese Weise mit ihrem Gewicht nach vorn. Er lachte triumphierend und ließ ihre Arme los, um stattdessen ihre Hüften zu umfassen. In diesem Augenblick schob Seraphina einen Fuß unter seinen Hacken und zog damit sein Bein nach vorn, während sie zu gleicher Zeit mit aller Kraft seine Brust wegstieß. Zu ihrer eigenen Überraschung funktionierte dieser Trick hervorragend. Denleigh taumelte zurück bis an den Rand der Fontäne und griff vergebens mit beiden Armen in die Luft, um sein Gleichgewicht wieder zu erlangen. Dann spritzte das Wasser hoch auf, als die Oberfläche des Brunnenwasser mit einem eindrucksvollen Platschen durch seinen Körper geteilt wurde, und durchnässte Seraphinas Kleid. Seraphina zog sich rasch zurück, zögerte dann aber, denn sie fürchtete einen Augenblick lang, Denleigh sei mit dem Kopf aufgeschlagen und würde auf diese Weise in dem Springbrunnen ertrinken. Gleich darauf jedoch wünschte sie, sie hätte nicht auf ihr Gewissen gehört.
Denleigh tauchte aus dem Wasser auf und begann, über den Brunnenrand zu klettern. Das Wasser floss ihm in Strömen aus den Kleidern, und er fluchte geradezu gotteslästerlich. Wieder erschien der Mond zwischen den Wolken und erleuchtete die ganze Szene mit Tageshelle. Seine Lordschaft sah so verändert aus, dass Seraphina sich bemühen musste, nicht in Gelächter auszubrechen. Das Haar klebte ihm ohne eine Spur seiner vorherigen Locken am Kopf, seine kostbare Spitzenkrause hing schlaff und formlos um seinen Hals wie ein nasser Vorleger, dunkelgrüne Algen klebten an seinem durchnässten Brokatrock, und seine Beine erinnerten Seraphina unwillkürlich an geschälte Weidenruten.
Doch als sie dann die wilde Wut in seinem Gesicht bemerkte, wurde ihr zu spät bewusst, dass es eine Narrheit gewesen war, neben dem Brunnen stehen zu bleiben. Jetzt befand sich Denleigh zwischen ihr und dem Eingang zu dem kleinen umschlossenen Hof. Hastig raffte sie die Röcke und versuchte, an ihm vorbeizukommen. Für einen Augenblick stockte ihr der Atem, als der Lord eine der
Weitere Kostenlose Bücher