HISTORICAL EXCLUSIV Band 23
für die etwas mitgenommene Verfassung Eurer Kleidung verantwortlich.“
„Aber Denleigh …“
Der Earl verzog den Mund zu einem spöttischen Lächeln, als eine Schar von Höflingen mit Fackeln in den Händen in Sicht kam, angeführt von dem durchnässten Lord Denleigh.
„Ich glaube kaum, dass sich Lord Denleigh mit dem Umstand rühmen wird, durch den er in diesen Zustand geraten ist. Ihm ist doch nichts wichtiger als sein Stolz. Nun seid still und lasst mich reden.“
Seraphina nickte wortlos und war dankbar für seinen haltgebenden Arm um ihrer Taille, denn sie zitterte am ganzen Körper.
Niemand stellte die Erklärung des Earls über ihre Anwesenheit im Schlossgarten infrage, doch Seraphinas Unruhe wuchs dennoch, je mehr sie die Folgen von Angst und Schrecken überwand. Warum log ihr Gemahl? Und warum hatte er sie gefragt, ob sie John Malgreave umgebracht hatte?
Bess erwartete sie bereits, als sie ihr Gemach im Schloss betraten, und riss entsetzt die Augen auf, als sie den Zustand von Seraphinas Gewand bemerkte. „Was um Himmels willen habt Ihr angestellt, Mylady?“, rief sie. „Ich werde diese Wasserflecke nie wieder herausbekommen.“
„Würdest du uns allein lassen, Bess?“ Der Earl war kurz angebunden. „Um das Kleid kannst du dich dann später kümmern.“
„Jawohl, Mylord.“ Bess machte einen Knicks. „Euer Nachtgewand liegt neben dem Kamin, Mylady, falls Ihr es brauchen solltet“, fügte sie mit einem breiten Grinsen hinzu.
„Ich danke dir.“ Nur mit Mühe gelang Seraphina ein Lächeln. War das etwa der Eindruck, den sie auf die übrige Welt machten? Zwei vernarrte Flitterwöchner, die unbedingt allein sein wollen? Sie lachte unfroh auf, als sich die Tür hinter Bess geschlossen hatte.
Der Earl wandte sich um, ging zu einem kleinen Tisch und füllte zwei Kristallbecher mit Rotwein aus der danebenstehenden Karaffe.
„Hier.“ Er reichte ihr einen der Becher.
Seraphina schüttelte den Kopf und schritt langsam zu dem Kamin, in dem ein helles Feuer brannte. Eine Zeitlang gab sie vor, sich die Hände daran zu wärmen, ehe sie endlich den Mut gefunden hatte, dem Earl in die Augen zu sehen.
„Warum habt Ihr gelogen? Warum? Und weshalb konnten wir dem Kapitän der Garde nicht die Wahrheit sagen? Dass wir Malgreave gefunden haben!“, fragte sie eindringlich und beobachtete dabei ängstlich Heywoods Gesicht. „Und aus welchem Grunde hatte Malgreave solche Angst vor Euch? Ich sah es seinem Gesicht an, als er Euch während des Tanzes betrachtete.“
„Wenn er Angst vor mir hatte, dann war es nicht meine Schuld. Und ich habe Euch auch versichert, dass ich ihn nicht getötet habe … wenn es das ist, woran Ihr denkt.“ Der Earl seufzte und nahm einen Schluck des rotfunkelnden Weines aus dem Becher, ehe er ihn auf dem Kaminsims absetzte. Dann griff er in einen ledernen Beutel, der an seinem Gürtel hing. „Gelogen habe ich deswegen.“ Langsam zog er eine feingliedrige Goldkette heraus, an der ein Smaragdring befestigt war, der im Schein des Kaminfeuers blinkte und glitzerte. „Vielleicht erkennt Ihr ihn?“ Er ließ die Kette in ihre ausgestreckte Hand fallen.
„Das ist ja der Drachenring!“, rief Seraphina überrascht. „Alle Bräute der Sherards bekommen ihn als Verlobungsring. Dieser Familienbrauch ist überall bekannt.“
„So ist es“, entgegnete der Earl trocken. „Ich fand ihn in John Malgreaves verkrampften Fingern. Offensichtlich hat er die Kette vom Hals seines Mörders gerissen.“
„Aber …“, Seraphina hielt inne und bemühte sich, Sinn in das eben Gehörte zu bringen, „… aber ich habe ihn doch in Sherard House zurückgelassen für Edmunds Erben.“
„Könnt Ihr das beweisen?“
„Nein“, murmelte sie nach kurzem Nachdenken. „Vielleicht können sich Bess oder Grace daran erinnern, doch ich bezweifle, dass sie es beschwören würden.“ Als sie die Tragweite dieser Feststellung erkannte, lachte sie unsicher. „Ihr habt gelogen, weil Ihr dachtet, die Leute würden mich für die Mörderin von John Malgreave halten! Welchen Grund sollte ich aber haben, so etwas zu tun? Es war wirklich nicht notwendig, zu meinem Schutz die Unwahrheit zu sagen. Ich hätte mich selbst gegen eine solche lächerliche Anschuldigung verteidigen können.“
„Glaubt Ihr das?“ Der Earl verzog den Mund zu einem seltsamen Lächeln. „Es hätte schwieriger werden können, als Ihr imstande seid, Euch vorzustellen … ebenso schwierig, wie es für mich sein wird, Cecil zu
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