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HISTORICAL EXCLUSIV Band 23

HISTORICAL EXCLUSIV Band 23

Titel: HISTORICAL EXCLUSIV Band 23 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MARIE-LOUISE HALL LAURIE GRANT
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eine hinaus: Sie musste den Earl zur Rede stellen, musste die Wahrheit wissen über Grace … über Madrigal …
    Unentschlossen blickte sie zu der Stelle, an der vor einem Augenblick noch der Earl mit William Cecil gestanden hatte. Jetzt war keine Spur mehr von ihm zu entdecken. Aber vielleicht war er einfach nur in den Garten gegangen. Wenn sie sich beeilte, konnte sie ihn noch einholen. Sie raffte ihre Röcke und eilte zu der geöffneten Flügeltür.
    Mit einem leichten Lächeln auf den Lippen beobachtete Lord Denleigh Seraphinas Verschwinden und folgte ihr dann. Aus einer Ecke des Saales blickte William Cecil ihm nach, und auf seinem durchgeistigten Antlitz lag unverkennbare Missbilligung.
    Seraphina erschauerte, als sie aus dem überhitzten Ballsaal ins Freie trat und die kühle Nachtluft auf ihrer bloßen Haut spürte. Sie blieb einen Augenblick stehen, um ihre Augen an die Dunkelheit zu gewöhnen, und eilte dann mit schnellen Schritten über die Kieswege, die sich durch den Schlosspark schlängelten, sich immer wieder kreuzten und unerwartete Biegungen machten.
    Der Park lag verlassen da und wirkte ein bisschen unheimlich in dem fahlen Mondlicht. Dekorative, von Wappentieren gekrönte Säulen tauchten plötzlich neben Seraphina aus dem Dunkel auf. Sie schaute zu einem Greif empor, der auf der Spitze des benachbarten Pilasters hockte und eine seiner krallenbewehrten Klauen drohend in den Himmel reckte. Wenn man nur einen raschen Blick hinwarf, konnte man glauben, er sei lebendig … Seraphina fuhr zusammen, als irgendwo zur Rechten ein Pfau seinen hässlichen Schrei ausstieß, der das Blut erstarren ließ. Närrin, schalt sie sich, als ihr Herz wie wild zu klopfen begann. In Mayfield hatte sie sich im Dunkeln nie gefürchtet, und dort war es die Dunkelheit des flachen Landes gewesen, schwarz wie die Nacht, während hier an die hundert beleuchtete Fenster in Sicht waren. Nichtsdestoweniger beschleunigte sie ihre Schritte, bis sie beinahe rannte, blieb dann aber wie angewurzelt stehen, als vor ihr an einer Wegkreuzung ein Mann aus dem dichten Schatten der Büsche trat.
    „Wer ist da?“ Seraphinas Stimme war nicht ganz so fest, wie sie gewünscht hätte.
    „Kein Grund zur Aufregung, Lady Heywood.“ Ihre Freude erlosch, als sie erkannte, dass nicht der Earl vor ihr stand, wie sie gehofft hatte, sondern Lord Denleigh. „Ich sah, wie Ihr Euch in den Garten begabt, und dachte, dass Ihr vielleicht Schutz und Begleitung brauchen könntet“, fuhr Denleigh fort, während er näherkam. „Es ist nicht klug, nachts allein durch den Park von Whitehall zu gehen, denn die öffentliche Straße kreuzt ihn, und dadurch kann man nie genau wissen, wer sich hier aufhält.“
    „Gewiss“, erwiderte Seraphina nervös und stellte dabei fest, dass sie sich vor Denleigh fürchtete, ohne genau zu wissen, warum. „Ihr habt natürlich recht. Aber ich hoffte, meinen Gemahl …“, sie betonte dieses Wort nachdrücklich, „… hier zu treffen. Ich glaube jedoch, es ist wirklich besser, in unserem Gemach auf ihn zu warten.“
    „Dann werde ich Euch dorthin begleiten“, erwiderte Denleigh mit aufdringlicher Liebenswürdigkeit. „Ihr wohnt doch in der Nähe der Kapelle, nicht wahr? Kommt, ich kenne eine Abkürzung dorthin.“
    „Ich möchte Euch keinesfalls Ungelegenheiten bereiten“, widersprach Seraphina unsicher, „und würde auch lieber den gewohnten Weg gehen. Er wird von den Fackeln besser beleuchtet, und ich …“
    „Man merkt, dass Ihr vom Lande kommt, wirklich.“ Denleigh zeigte beim Lachen seine im Mondlicht weiß glänzenden Zähne. „Kein Wunder, dass Heywood angefangen hat, sich anderswo die gewünschte Erhitzung des Blutes zu suchen. Das nächste Mal werdet Ihr behaupten, Ihr braucht die Erlaubnis Eurer Frau Mutter, um mit einem Freunde spazierenzugehen.“
    „Das stimmt nicht“, erwiderte Seraphina verlegen, denn seine Worte hatten sie getroffen. „Aber …“
    „Nun, dann kommt.“ Denleigh nahm ihren Arm.
    Einen Augenblick überlegte Seraphina, ob sie sich nicht losreißen und den Weg, den sie gekommen war, zurücklaufen sollte. Doch das konnte man als Hysterie auslegen und wäre außerdem unhöflich. Zudem würde Denleigh die Geschichte bestimmt überall herumerzählen und damit Seraphina noch mehr zum Gespött machen, als sie es ohnehin schon war.
    „Nun, wenn Ihr darauf besteht, Mylord.“ Entgegen ihrer inneren Stimme ließ sich Seraphina von Denleigh durch den Park führen, der aus einem Gewirr von

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