HISTORICAL EXCLUSIV Band 23
wie eine Holzpuppe auf dem Stechplatz?“
„Ich habe erwartet, dass Ihr Euch benehmt, wie es meiner Gemahlin geziemt!“ Er drückte heftig ihre schlanken Finger. „Ihr habt ab sofort nichts mehr mit Denleigh zu tun, versteht Ihr mich?“
„Ich werde mich trösten, mit wem ich will!“, gab Seraphina scharf zurück. „Und lasst meine Hand los. Ihr tut mir weh.“
„Ich werde noch etwas ganz anderes tun, wenn Ihr Euch nicht von Denleigh fernhaltet!“ Heywood presste ihre Hand noch mehr zusammen.
„Und habt Ihr auch die Absicht, Euch von Grace Morrison fernzuhalten?“, fragte Seraphina erbost.
„Mein Interesse an Mistress Morrison hat andere Gründe, als Ihr denkt!“
„Wirklich? Dann sagt sie mir doch. Ich verstehe das nicht!“
„Nein, Ihr versteht wirklich nichts!“ Der Earl schwenkte sie wütend im Kreis und ergriff dann wieder ihre Hand. „Und deshalb habt Ihr zu tun, was ich sage, und still zu sein. Ihr seid nicht mehr in Wiltshire.“
„Zweifellos wäre es Euch lieber, wenn ich mich dort befände!“
„Allerdings!“, stimmte Heywood so aufgebracht zu, dass Seraphina erschrak. „Ich wünschte, Ihr wäret tausend Meilen von hier!“
„Ein Wunsch, den ich durchaus teile!“, versetzte Seraphina, als sich ihre Wege trennten und sie sich anderen Tanzpartnern zuwandten, bis sie wieder aufeinandertrafen.
Einige Minuten lang tanzten sie schweigend, Heywood mit düsterer Miene und gefurchter Stirn, Seraphina mit ihrem unentwegten strahlenden Lächeln, so strahlend und unentwegt, dass sie bereits der Kiefer schmerzte. Aber sie wagte nicht nachzulassen, da sie fürchtete, dann in Tränen auszubrechen.
„Und was wollte Malgreave von Euch?“ Diese plötzliche Frage des Earls brachte Seraphina aus dem Gleichgewicht, und sie stolperte. „Nun?“, wiederholte er rau, nachdem er sie wieder in die Reihe zurückgezogen hatte.
„Er möchte Euch heute Abend nach dem Fest an der Bowlwiese treffen. Er glaubt, Ihr könnt ihm helfen, eine Audienz bei der Königin zu bekommen, wollte aber nicht, dass man sieht, wie er Euch anspricht.“
„Aha.“ Heywood musterte eindringlich Seraphinas Gesicht. „Und was habt Ihr vor, während ich mit ihm beschäftigt bin?“
„Ins Bett zu gehen“, versetzte Seraphina, verärgert über seinen misstrauischen Blick.
„Wohl mit Denleigh?“, fragte der Earl in einem beleidigenden Tonfall.
„Ihr seid ein Schuft!“ Seraphinas Stimme tönte überlaut in einer plötzlich eingetretenen Musikpause. Die Königin hatte ihre Absicht kundgetan, sich zurückziehen, und das Orchester hatte deshalb zu spielen aufgehört. Der halbe Hof starrte sie an, einige mit sorgfältig gefasster Miene, andere unverhohlen lächelnd.
„Müsst Ihr uns beide öffentlich zum Narren machen?“, zischte der Earl wütend.
„Tut nicht so scheinheilig!“, flüsterte Seraphina zornig. „Ihr habt von Anfang an einen Narren aus mir gemacht und tut es auch weiterhin!“ Aufgebracht riss sie sich von ihm los und ordnete sich zu den anderen Damen den Herren gegenüber in eine Reihe ein, um die Königin passieren zu lassen. Dabei warf sie dem Earl einen finsteren Blick zu. Es war seine Schuld! Ganz allein seine Schuld!
Seraphina fuhr zusammen, als Grace ihr eindringlich ins Ohr flüsterte: „Hofknicks!“ Erst jetzt merkte sie, dass die Königin vor ihr stehengeblieben war und auf ihre Reverenz wartete. Mit hochroten Wangen sank Seraphina in Erwartung einer unmissverständlichen Rüge in einen hastigen Knicks. Sie zitterte im Innern vor Schreck und spürte förmlich den kalten Blick der Königin auf ihrem gesenkten Haupt. Doch als sich Seraphina wieder aufgerichtet hatte, sagte Elizabeth zu ihrer Überraschung kein Wort, sondern hob lediglich kaum merkbar ihre gepflegten Brauen, ehe sie mit einem leisen Rauschen ihrer seidenen Röcke verschwand.
Als sich die Türen des Saales hinter der Königin geschlossen hatten, bedankte sich Seraphina steif und förmlich bei Grace für ihre rechtzeitige Ermahnung und wandte sich dann unvermittelt ab. Doch Grace ergriff ihren Arm, um sie zurückzuhalten.
„Geh nicht, wir müssen noch miteinander reden“, sagte sie mit sanfter Stimme.
„Worüber? Über meinen Gemahl?“ Seraphina gelang es nicht, den Worten einen weniger spitzen Ton zu geben.
„Seraphina, bitte! Es geht von ihm aus, nicht von mir …“
„Ach, wirklich?“ Seraphina gab sich keine Mühe, ihren Zweifel zu verbergen, obwohl sie Grace’ ängstlichen Blick bemerkte. „Gibt es wirklich
Weitere Kostenlose Bücher