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HISTORICAL EXCLUSIV Band 23

HISTORICAL EXCLUSIV Band 23

Titel: HISTORICAL EXCLUSIV Band 23 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MARIE-LOUISE HALL LAURIE GRANT
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zu verbergen, als der Lord näher kam. Sie wünschte sich plötzlich inständig, dass ein paar Stallburschen oder Bedienstete in Reichweite wären. Denleigh verlangsamte seinen Schritt, als er den Stallflügel erreicht hatte, und Seraphina stockte vor Schreck fast der Herzschlag. Erst als der Lord vorübergegangen war und Seraphina hörte, wie er die nächste Abteilung des Stalles betrat, atmete sie wieder auf. Für ein paar Minuten blieb sie noch regungslos stehen, denn sie erwartete, dass er jeden Augenblick mit seinem gesattelten Pferd wieder herauskommen würde. Er hatte auf Seraphina nicht den Eindruck gemacht, als würde er aus Freude an seinem schwarzen Wallach seine Zeit im Stall verbringen.
    Die Minuten verstrichen, ohne dass Denleigh wieder auftauchte. Seraphina stöhnte ungeduldig. Sie konnte sich doch nicht den ganzen Vormittag hier vor Denleigh verstecken. Richard würde bald zurückkommen. Doch wenn sie den Stall durch die Tür verließ, würde der Lord sie bestimmt sehen. Suchend blickte sie sich um. Oberhalb der Heuraufe war in der niedrigen Decke eine kleine Falltür, die zum Heuboden führte. Von dort konnte sie bestimmt bis zum anderen Ende des Gebäudes gelangen, wo sich eine Treppe und eine Tür zum Hof befand. Sie musste nur hindurchklettern, wie sie es oft genug in Mayfield getan hatte, um sich mit Bess und Dickon zu treffen und mit ihnen die Beute eines heimlichen Überfalles auf den Küchengarten zu verzehren. Allerdings hatte sie damals kein seidenes Hofgewand getragen! So blieb ihr wohl nichts anderes übrig, als in Madrigals Bucht zu warten, bis Denleigh verschwunden war oder der Stallhof sich wieder mit Menschen füllte.
    Erleichtert atmete Seraphina auf, als sie schließlich hörte, wie die benachbarte Tür geöffnet wurde. Jetzt würde Denleigh endlich seiner Wege gehen! Aber nein, irgendjemand betrat den Stall. Nun, wenn der Lord vielleicht eine Verabredung mit einer Kammerzofe hatte, würde er viel zu beschäftigt sein, um zu bemerken, wenn Seraphina durch die Stalltür ins Freie eilte.
    „Es wird Zeit.“ Denleighs ärgerliche Worte waren durch die dünnen Holzwände deutlich zu vernehmen. „Habt Ihr es?“
    „Ja.“ Seraphina erstarrte an ihrem Standort, als sie Grace’ sanfte, kühle Stimme erkannte. „Und bei Gott und allen Heiligen, lasst ja das Glasfläschchen nicht fallen. Solche Gifte bekommt man nur schwer, ohne dass peinliche Fragen gestellt werden. Wisst Ihr auch genau, was Ihr nun zu tun habt?“
    „Selbstverständlich. Ich schicke das mit Juwelen besetzte Kästchen voller Süßigkeiten mit einem Briefchen morgen früh an Katherine Grey, ehe sie zum Dienst bei der Königin geht“, erwiderte Denleigh verdrießlich.
    „Und mit dem Gedicht über ihre Schönheit, so wie ich es hier niedergeschrieben habe.“ Grace lachte leise auf. „Die eitle kleine Person wird der Versuchung nicht widerstehen können, sich damit vor der Königin zu brüsten und ihr das Kästchen zu zeigen. Und die Königin wiederum wird es nicht über sich bringen, ihr das Kästchen mit dem Inhalt zu belassen.“
    „Seid Ihr Euch da wirklich so sicher?“, fragte Denleigh zweifelnd.
    „Ganz sicher. Elizabeth Tudor und Katherine Grey können einander nicht ausstehen, zumal wenn Katherine sich so aufspielt, als gehöre der Thron eigentlich ihr.“
    „Aber wenn Katherine Grey nun als Erste davon isst …“ Denleigh schien sich seiner Sache immer noch nicht sicher zu sein.
    „Nun, dann haben wir Mary Stuart die Mühe erspart, sie aus dem Weg zu räumen. Elizabeth wird blamiert sein, und wir haben die Möglichkeit, es ein weiteres Mal zu versuchen.“
    „Aber wenn man die Spur bis zu uns findet …“
    „Das ist nicht möglich. Seid versichert, dass an den Süßigkeiten keinerlei Spuren einer Behandlung gefunden werden können, und es ist zudem das Lieblingskonfekt der Königin. Es kann also nicht misslingen. Nun geht, Mylord. Ich folge Euch in ein paar Minuten. Es ist das Beste, wenn man uns nicht zu oft beisammen sieht.“
    Seraphina hatte sich unwillkürlich an Madrigals Mähne geklammert, denn sie fühlte sich ganz elend vor Angst und Zorn. Alles, was sie Grace hatte sagen wollen, war mit einem Schlage unwesentlich geworden, denn was bedeuteten denn schon Lügen im Vergleich zu Verrat und Mord! Sie hatte zwar immer gewusst, dass Grace Edmunds Anhänglichkeit an den alten Glauben teilte, doch sie hätte es nie für möglich gehalten, dass sie der Glaubenseifer so weit treiben könnte.

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