HISTORICAL EXCLUSIV Band 23
herausspringt“, entgegnete sie spitz, bevor sie sich zurückhalten konnte. Ob er wohl immer diese Wirkung auf sie haben würde? Wann immer sie miteinander sprachen, musste sie stets das Verlangen unterdrücken, ihm ins Gesicht zu schlagen.
„Nein, Madame, vergebt mir. Ich … ich bin nur ein Krieger und kann besser mit einem Schwert umgehen als mit Worten“, entschuldigte er sich steif. „Ich möchte Euch wirklich zur Frau nehmen und keine andere.“ Seine Augen sahen schwarz und undurchdringlich aus im dämmrigen Kerzenlicht.
Elise ließ ihn eine lange Weile warten und betrachtete derweil seinen Mund, der eine angespannte, schmale Linie bildete, bis ein kleiner Muskel, der an seiner Schläfe zuckte, ihren Blick ablenkte. „Dann nehme ich an, Sir Adam. Ich werde Euch heiraten.“ In seinen Augen blitzte etwas auf, und sie blickte rasch fort. Dann fuhr sie fort – so beiläufig, als spräche sie über das Wetter: „Ich muss gestehen, ich bin erleichtert und nicht enttäuscht darüber, dass ich heute Abend beim Bankett nicht unter den Frauen sein werde, die mit unziemlicher Hast umworben werden. Wir werden die anderen von unserem Tisch aus beobachten und uns gewiss sehr amüsieren.“
„Vielleicht. Wollen wir in den Saal zurückkehren?“, fragte er und reichte ihr seinen Arm.
„Gebt mir nur ein wenig Zeit, ich bitte Euch, Sir Adam. Nachdem meine Zukunft jetzt entschieden ist, möchte ich … den Segen der Heiligen Jungfrau erbitten.“ Elise brauchte ein paar Minuten für sich, um die Erregung zu meistern, die bei dem Gedanken, mit diesem Mann verheiratet zu sein, in ihr aufstieg. Sie wollte wirklich beten und die Heilige Jungfrau – und St. Denis, den Schutzheiligen von Frankreich – bitten, ihr Opfer für Frankreich zu segnen. Und ihr aufzuzeigen, wie sie ihr Herz vor ihrem zukünftigen Gemahl bewahren konnte.
„Gewiss“, sagte er, und seine Augen verschleierten sich wieder. „Ich werde Euch im Saal erwarten, Madame.“ Er berührte ihre Hand, die er irgendwie eingefangen hatte, mit seinen Lippen. Dann machte er eine Verbeugung und war fort.
Elise fühlte die warme Berührung seiner Lippen auf ihrem kalten Handrücken. In der Kapelle war es kalt, abgesehen von der Wärme, die die Kerzen verströmten, aber Elise hatte auf einmal das Gefühl, in Flammen zu stehen.
Es war schon zu lange her, dass sie von einem Mann berührt worden war. Aber wenn sie ihre Rachepläne verwirklichen wollte, musste sie die Wonne, die sich in ihr regte, unterdrücken. Denk an Aimeri und die Lust, die du bei seinen Zärtlichkeiten empfunden hast, du dummes Weib, ermahnte sie sich.
Sie redete sich ein, dass sie nur so glücklich war, weil sie jetzt die Möglichkeit haben würde, ihr Ziel zu erreichen. Sir Adam Saker schien sich sowohl der Gunst des Duke of Clarence wie auch der des Königs zu erfreuen, und das sollte es ihr doch wohl erleichtern, Informationen zu erlangen, die Frankreich dabei helfen würden, die englischen Eindringlinge wieder auf die andere Seite des Kanals zu vertreiben. Und wenn sie das erreichen konnte, indem sie das Ehebett mit einem Engländer teilte, der zudem ansehnlich und stattlich war, umso besser!
„Gut gemacht, Madame! Wie es scheint, habt Ihr die erste Stufe zur Durchführung Eures Plans erklommen. Seid Ihr erfreut darüber?“, fragte Gilles Le Petit und trat hinter einer dicken Säule etwas außerhalb der Kapelle der Heiligen Jungfrau hervor.
„Du hast gelauscht!“, beschuldigte sie ihn. Sein plötzliches Erscheinen hatte sie überrumpelt. „Du hast Glück, dass er dich nicht für einen Mörder gehalten und mit seinem Schwert durchbohrt hat.“
„Was, hier in der Kirche?“, fragte der Zwerg in gespieltem Entsetzen. „Selbst die Engländer haben mehr Ehre, als so etwas zu tun, Madame. Nun?“
Jetzt hielt Elise ihn nicht länger hin. „Ja, ich glaube, ich freue mich darüber. Wer in meiner Lage würde nicht erfreut sein? Wie es scheint, werde ich mich nicht zwingen müssen, irgendeinem fetten, übelriechenden, englischen chevalier Geheimnisse zu entlocken, und darüber bin ich wirklich froh.“
„Seid vorsichtig, Madame. Ich glaube, dieser Ritter lässt sich von niemandem an der Nase herumführen“, warnte Gilles und sah sehr besorgt aus. „Bei einem hässlichen, unangenehmen Eheherrn würdet Ihr nicht Euer Herz beschützen müssen.“
Elise wandte sich ab. Es beunruhigte sie, dass ihr Diener derselben Sorge Ausdruck gegeben hatte, die sie selbst bezüglich Sir Adam und
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