HISTORICAL EXCLUSIV Band 23
vollziehen würden. Falls sie ein stilles Plätzchen finden konnten, wo sie allein sein würden.
Elise blickte wieder zu Adam hin und stellte fest, dass er sie beobachtete. In wenigen Tagen würden sie Mann und Frau sein. Ob er wohl gerade daran dachte?
Das Festmahl nahm seinen Fortgang. Ein Gericht nach dem anderen wurde aufgetragen, bis schließlich süße Waffeln und Wein die Runde machten und das Ende des Festmahls ankündigten. Und dann wurde es stiller, als der König, der nur wenig gegessen hatte, zu sprechen begann.
„Es wurde Uns erzählt, dass dieses Stift das Kloster einer Unserer Vorfahren ist. Der Bau wurde von Matilda als Buße gefordert, weil sie Wilhelm den Eroberer, einen Blutsverwandten, geheiratet hatte. Und mein gegenwärtiges Hauptquartier, das Kloster St. Stephens, war Wilhelms Buße. Ich sage Euch allen, die Ihr hier versammelt seid, dass diese religiöse Stiftung, erbaut von einer so hingebungsvollen und treuen Ehefrau, der passende Ort für die Verbindungen ist, die hier heute Abend zwischen Unseren Untertanen – ehemals erbitterte Feinde und jetzt in Liebe vereint – geschlossen werden.“
Elise sah, dass ringsum alle lächelten, einige ein wenig verlegen – vielleicht, weil sie aus anderen Gründen heirateten? Wie viele von ihnen würden ihr Ehegespons wirklich lieben, ob nun sofort oder erst mit der Zeit? Wie viele, so wie sie selbst, würden aus anderen, weniger tugendhaften Beweggründen die Ehe eingehen?
„Für diejenigen, die sich geeinigt haben, zu heiraten, wird morgen den ganzen Tag lang ein Priester in St. Etienne Le Vieux in Caens Altstadt die Trauungen vornehmen, damit die guten Nonnen durch die Benutzung ihrer Kapelle zu diesem Zweck nicht in der Ausübung ihrer religiösen Pflichten gestört werden. Bedauerlicherweise bleibt nicht viel Zeit für die Liebe und das Vergnügen, da wir eine Armee auf dem Vormarsch sind, und der Winter naht. Wir werden übermorgen von Caen aufbrechen und die Stadt in den bewährten Händen von Sir John Popham zurücklassen, den wir zu Unserem Gouverneur für dieses Gebiet ausgewählt haben.“ König Henry deutete auf einen ernsten, scharfgesichtigen Engländer, der in der Nähe des Podiums saß.
Bei dieser Ankündigung stieg von den englischen Soldaten ein allgemeines Stöhnen auf, das nur teilweise unterdrückt wurde, denn viele hatten angenommen, dass König Henry Caen zu seinem Winterquartier machen würde. Schon jetzt blies nachts der kalte Wind durch die Ritzen der Fenster.
Was ist das für ein König, der seinen Feldzug im Winter fortsetzt, fragte sich Elise. Und wohin marschierten sie? Es war äußerst wichtig, dass der Herzog von Burgund erfuhr, welche Richtung die Armee Henrys nahm – sobald sie es herausgefunden hatte.
„Wir möchten Uns jetzt für die Nacht zurückziehen, aber die Lustbarkeiten sollen damit nicht enden. Meine Musikanten werden auf der Galerie zu eurer Unterhaltung aufspielen.“
Alle standen auf, als der König ging. Henry sah hager und müde aus trotz seiner guten Stimmung. Es wurde gemunkelt, dass er die ganze Woche gefastet hatte, um sich auf den Tag der Kapitulation von Caen vorzubereiten.
„Sir Adam, ein Wort mit Euch, wenn es genehm ist“, sagte der König, als er an ihnen vorbeischritt. „Ich entschuldige mich, Madame de Vire – ich werde ihn nicht lange aufhalten“, fügte er zu Elises Überraschung hinzu.
Sie war so erstaunt, dass sie vom König höchstpersönlich angesprochen – und bei ihrem Namen genannt worden war, dass sie Sir Adams gemurmelte Entschuldigung gar nicht hörte, als er sie verließ. Offensichtlich hatte er aber versprochen, dass Harry Ingles ihr Gesellschaft leisten würde, bis er zurückkehrte, denn plötzlich erschien der rothaarige Junker neben ihr, während über ihnen auf der Galerie ein Trio von Lautenspielern eine muntere Melodie anstimmte.
„Erlaubt mir, der Erste zu sein, der Euch zu der bevorstehenden Hochzeit gratuliert, Madame de Vire“, sagte er etwas stolpernd in dem Bemühen, die richtigen französischen Worte zu finden. Sein Blick wanderte mit offener Bewunderung über ihr pfauenblaues Seidenkleid. „Sir Adam kann sich glücklich schätzen, Euch zur Gemahlin zu bekommen. Ich hoffe nur, dass ihm … bewusst ist, wie glücklich er darüber sein kann“, fügte Harry hinzu.
Elise war klug genug, zu erkennen, dass der Junker sie anhimmelte, und sie war ein wenig gerührt, aber sie musste herausfinden, was Harry gemeint hatte.
„Ich danke Euch für
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