HISTORICAL EXCLUSIV Band 23
darstellte.
„Ich danke Euch, Sir Adam“, murmelte Elise, während Adam überlegte, was ihn dazu gebracht hatte, über die Absurdität von Kleidermoden nachzudenken. Sie hielt den Blick immer noch bescheiden gesenkt – vielleicht, damit er nicht das triumphierende Aufblitzen in ihren Augen sehen konnte?
„Als ich Euch nicht im großen Saal sah, dachte ich, dass Ihr Euch möglicherweise den Scharen angeschlossen habt, die Caen verlassen“, bemerkte er und hätte sich dann selbst einen Tritt geben mögen, weil er damit zugab, nach ihr gesucht zu haben. „Jetzt seid Ihr frei und könntet das Kloster jederzeit verlassen. Allen, die aus Caen abreisen, wird gestattet, Juwelen und eine kleinere Summe Geld mitzunehmen.“
„Wie überaus gnädig von König Henry“, entgegnete sie höhnisch und blickte endlich wieder zu ihm auf. Das Licht der geweihten Kerzen spiegelte sich in ihren Augen. „Einige von denen, die sich entschieden hatten fortzugehen, sind bereits nach Caen zurückgekehrt. Sie erzählen, dass nur ein oder zwei Meilen außerhalb des südlichen Stadttors Männer auf sie warteten, um ihnen die zweitausend Goldkronen abzunehmen, die sie angeblich mitnehmen durften. Außerdem wurden ihnen feine Kleidungsstücke, die sie trugen, vom Leib gerissen und den Frauen der Schmuck weggenommen. Eine Frau wurde sogar in einen Hain gezerrt und um ihre Ehre erleichtert! So sieht die Gnade Eures Königs aus, Sir Adam“, fügte Elise kühl hinzu. „Das möchte ich nicht am eigenen Leibe erfahren, deshalb bleibe ich hier.“
„Es tut mir leid, das zu hören. Ich werde es sofort dem König melden, und dann werden die Missetäter bestraft werden“, versprach Adam, bekümmert, dass ihr Gespräch eine so unerfreuliche Wende genommen hatte. Wie sollte er jetzt ihre kühle Abwehr durchbrechen und ihr die Ehe anbieten? Ihre Augen funkelten ihn zornig an, und sein Versprechen besänftigte sie überhaupt nicht. Sie wartete einfach ab, was er als nächstes sagen würde.
„So, dann seid Ihr also bereit, einen Engländer zu ehelichen?“, fragte er, und seine Stimme klang unnatürlich laut in der stillen Kapelle.
Elise blickte auf die Reihen brennender Kerzen vor dem Altar, deren Flammen im Luftzug flackerten. „Es scheint zu diesem Zeitpunkt meine beste Möglichkeit zu sein, da ich nicht den Wunsch habe, ins Kloster zu gehen oder mich in den Dienst zu verdingen. Und ich möchte auch nicht nach Vire zurückkehren, um von der Mildtätigkeit meines Schwagers zu leben.“
„Zweifellos werden sich viele unverheiratete Ritter und vielleicht sogar ein oder zwei Barone um Eure Hand bemühen, sobald Ihr in den Saal zurückkehrt“, meinte Adam und beobachtete ihr Mienenspiel.
„Oh … glaubt Ihr das wirklich? Aber ich kann nur einen von Ihnen ehelichen, nicht wahr?“ Sie lachte nervös.
„Ich fürchte, so ist es. Wird es Euch denn gefallen, die Ehefrau eines Engländers zu sein, Madame de Vire?“, fragte er in gespielt beiläufigem Ton.
„Das kommt ganz auf den betreffenden Engländer an“, entgegnete Elise.
„Vermutlich.“ Plötzlich war Adam des Spieles und der Ungewissheit, wie ihre Antwort lauten würde, überdrüssig. „Obschon Ihr Euch vielleicht darauf freut, von interessierten Bewerbern umlagert zu werden, möchte ich diesen gern zuvorkommen, wenn Ihr geneigt seid. Madame Elise de Vire, würden Sie mir die große Ehre erweisen, meine Frau zu werden?“
„Sir Adam, Ihr überrascht mich“, sagte Elise schalkhaft, und sie empfand tatsächlich Erstaunen. „Ich dachte, Ihr wäret der Meinung, dass ich nach einem Tölpel Ausschau halte, den ich um den kleinen Finger wickeln kann – war es nicht das, was Ihr sagtet?“ Sie versuchte, gleichmäßig zu atmen, während sie auf seine Antwort wartete. Sie hatte zwar Angst, dass er sein Angebot wieder zurückziehen könnte, musste ihn aber ein wenig sticheln, um ihre widerstreitenden Gefühle zu verbergen.
„Ich bin nicht so dumm, mir die Gelegenheit entgehen zu lassen, auf so leichte Weise einen französischen Grundbesitz von vielen Hektar Land zu erhalten“, erklärte er mit gespieltem Gleichmut. „Ich hätte früher oder später sowieso heiraten müssen, und so werde ich mehr mein Eigen nennen können als den mageren Sold eines Ritters in Leicestershire.“
Obgleich er sich so gleichmütig gab, entging Elise nicht, dass sein Blick recht begehrlich über ihren Körper wanderte. „Nun, es erleichtert mich zu hören, dass bei dem Handel auch etwas für Euch
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