HISTORICAL EXCLUSIV Band 23
geschlafen hatte und in ihrer Hochzeitsnacht unberührt geblieben war – und ebenso wenig, dass die Stute ein Zeugnis für die Aufmerksamkeit des Königs und nicht ihres Bräutigams war.
„Ah, seht nur, wie sie errötet!“, neckte Angélique. „Man könnte meinen, sie sei noch eine Jungfrau gewesen und keine Witwe. Das muss eine unvergessliche Nacht gewesen sein.“
Anscheinend stellte ihre Reaktion die Frauen zufrieden. Elise hatte nicht den Wunsch, sich ihre Landsmänninnen zu Feindinnen zu machen, denn sie würde ihre Gesellschaft auf dieser Reise brauchen, und wer konnte schon wissen, ob sie nicht irgendwann ihre Hilfe benötigen mochte? Es war nicht ihre Angelegenheit, welche Kompromisse die anderen Bräute bezüglich ihrer Selbstachtung für ihre englischen Ehemänner zu schließen bereit waren. „Und habt Ihr alle die Nacht ebenfalls gut verbracht?“, fragte sie vorsichtig.
„Es war nett, nach so langer Zeit einen Liebhaber im Bett zu haben – selbst wenn es ein Engländer war“, antwortete Thérèse mit einem Seufzer, „und selbst wenn er so langweilig wie ein Esel ist, so wird er zumindest treu sein – anders als ein Franzose.“
„Ha! Das ist nur so, weil die Engländer nicht die Energie haben, sich anderweitig zu vergnügen!“ Angélique lachte. „Jedenfalls finde ich die sklavische Verehrung meines Ralph … amüsant. Ich frage mich, ob er mich immer noch so wundervoll finden würde, wenn er wüsste, dass ich eine Hure war?“
Thérèse schien die Bemerkungen der schwarzhaarigen Angélique sehr komisch zu finden, während Elise im Stillen dachte, wie ironisch es war, dass die Umstände die Witwe eines Bürgers zur Verbündeten einer gewöhnlichen Dirne gemacht hatten, einer Frau, die sie früher nie beachtet haben würde. Nun ja, und was war sie selbst viel anderes als eine Möchtegern-Dirne, wenn auch für eine gute Sache?
Sir Adam ließ es sich nicht nehmen, nach Elise zu sehen, als die Armee am Mittag eine Rast einlegte. Er trabte auf seinem Schlachtross dorthin zurück, wo Elise und Gilles auf einer Decke saßen, die der Zwerg auf dem Boden ausgebreitet hatte, und ihr Mittagsmahl aßen, bestehend aus Brot, Schinken und Käse, dazu tranken sie Bier.
„Wie ist es Euch ergangen, Madame? Benimmt sich die Stute gut?“, erkundigte sich Adam. Hinter Elise und Gilles saßen die anderen Bräute und die Wäscherinnen und kicherten hinter vorgehaltenen Händen.
„Ihr Benehmen ist tadellos, Monseigneur“, erwiderte Elise und schützte ihre Augen mit der Hand vor der Sonne. „Wollt Ihr nicht absteigen, etwas essen und Euren Durst stillen?“ Adam hatte das Visier seines Helms hochgeschoben und sah erhitzt und verschwitzt aus – es musste unerträglich heiß sein in dieser Stahlrüstung, jetzt, da die Sonne schien. Elise hätte nicht sagen können, weshalb ihr beim Anblick seines geröteten Gesichts so angenehm warm ums Herz wurde …
Adam zögerte und betrachtete sehnsüchtig den freien Platz neben ihr auf der Decke. „Ich bedaure sehr, aber ich werde mein Mahl woanders einnehmen müssen. Seine Gnaden hat geäußert, dass er sich mit mir beraten müsse, wenn wir Halt machen. Aber ich werde Euch bei der Mahlzeit heute Abend Gesellschaft leisten, Elise.“ Mit diesen Worten wendete er sein Ross und trabte nach vorn zurück.
„Nun, unser Herr scheint ein sehr wichtiger Mann zu sein für einen einfachen Ritter“, bemerkte Elise nachdenklich zu Gilles, der am Rand der Decke stand.
„Madame, darf ich mich als unwürdigen Ersatz anbieten?“, fragte eine schüchterne Stimme. Harry Ingles, immer noch zu Pferde, hatte gewartet, bis sein Herr fortgeritten war, bevor er sich näherte. Offenbar hatte Sir Adam ihn kräftig gescholten, weil er mit seiner Frau geklatscht hatte.
Elise warf dem Zwerg einen schelmischen Blick zu. „Aber natürlich, lieber Harry! Es freut mich sehr, dass Ihr uns Gesellschaft leisten wollt, wenn Euer Herr Euch nicht benötigt … Und Ihr könntet mir zudem einen Gefallen tun, wenn es nicht zu viel Mühe macht.“
„Alles, was immer Ihr wünscht, Madame, alles“, antwortete der Junker und sprang vom Pferd.
Die Armee war dann doch erst später am Morgen aufgebrochen, und so hatten sie bis zum Abend nicht den vollen Tagesmarsch von zwanzig Meilen geschafft. Der König hielt es für nötig, seinen Bruder und Adam zu sich rufen zu lassen, während das königliche Zelt errichtet wurde. Als Adam schließlich seine Pflichten erfüllt hatte, fand er sein eigenes Zelt
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