HISTORICAL EXCLUSIV Band 23
war so wunderschön gewesen, selbst mit den Spuren einer schlechten Nachtruhe. Und die Trauer, die er in diesen schräg geschnittenen grünen Augen gesehen hatte! Bei allen Heiligen, er war nur ein Mann, ein menschliches Wesen! Wie sollte er Elises Reizen den ganzen Weg bis Rouen widerstehen? Sie waren immerhin frisch verheiratet, und alle würden sich bemühen, sie so viel wie möglich sich selbst zu überlassen, weil sie annahmen, dass sie beide es wünschen würden. Er fluchte laut.
Es würde eine Qual sein, eine Folter – aber nur für ihn. Adam vermutete, dass Elise, momentan zwar gekränkt von seinem Mangel an Interesse, sich bald wieder von dem Schlag erholen würde, ohne dass ihre Eigenliebe Schaden genommen hatte. Sie würde ihn irgendwo während dieses Feldzugs verlassen, und er würde wissen, dass es weise gewesen war, sein Herz zu schützen.
In der Zwischenzeit würde er wohl bei den Huren, denen es gelang, sich trotz der Vorschriften des Königs verfügbar zu halten, Erleichterung erkaufen müssen.
„Für mich? Dieses wunderschöne Pferd ist für mich?“, rief Elise ungläubig, als Gilles eine schneeweiße Stute herbeiführte. Sie wandte sich an Sir Adam. „Mein Gebieter, habe ich Euch dafür zu danken? Ist das ein Hochzeitsgeschenk? Wenn es so ist, dann danke ich Euch von ganzem Herzen …“
„Nein“, erwiderte er schroff, „es ist ein Hochzeitsgeschenk von König Henry. Er fand heraus, dass Ihr kein Reittier habt, und bat mich, Euch diese Stute zu geben. Er meinte, ich sollte sagen, das Pferd wäre von mir, aber … ich werde Euch Eure Morgengabe schenken, wenn ich Gelegenheit habe, etwas Passendes zu erstehen.“
Entschlossen, sich nichts von ihrer Enttäuschung anmerken zu lassen, dass das Geschenk nicht von Adam war, streichelte sie den Hals des Tieres. „Oh, sie ist wirklich wunderhübsch!“ Dann strich sie über das weiche Maul. „Ich werde dich Belle nennen“, sagte sie zu der Stute, die sie interessiert betrachtete, „und wir werden gute Freunde werden, ja?“
Als sie die Treppe von den Gästelogieren des Klosters herunterkam, hatte Elise sich bereits gefragt, was ihr neuer Ehemann für sie arrangiert haben mochte, denn sie wusste, dass er kein Extra-Pferd hatte. Er konnte sie kaum auf seinem Hengst mitreiten lassen, da er in voller Rüstung ritt, bereit, seinen Lehnsherrn jederzeit zu beschützen und zu verteidigen. Elise hatte angenommen, dass sie auf einem der Karren mitreisen würde, zusammen mit den Wäscherinnen, den einzigen anderen Frauen, die Henry in seiner Armee duldete.
Indem sie Gilles verschränkte Hände als Tritt benutzte, schwang sie sich in den Seitensattel und arrangierte ihre Röcke sittsam um sich herum. Die Stute war ein besseres Pferd als der Damenzelter, den sie in Vire zurückgelassen hatte. Elise fühlte sich wie eine Königin – oder zumindest wie eine Herzogin! Belle spitzte wachsam die Ohren, als ihre neue Reiterin die Zügel nahm, aber sie tänzelte nicht und bäumte sich auch nicht auf, sondern stand ruhig da und wartete auf das Signal, sich in Bewegung zu setzen.
Wie Elise befürchtet hatte, verhalf ihr auch das eigene Reittier nicht dazu, an Sir Adams Seite reiten zu dürfen. Als die englische Armee sich formierte, um Caen zu verlassen, teilte Sir Adam ihr mit, dass sie in der Nachhut reiten sollte, in der Nähe der Gepäckwagen und Karren – eine vernünftige Vorsichtsmaßnahme für den Fall eines Angriffs. „Gippety“ und zwei andere französische Bräute, die ihre Ehemänner begleiteten – die übrigen hatten Männer geheiratet, die in Caen bleiben würden, – konnten ihr Gesellschaft leisten, erklärte er. Mit steinernem Gesicht folgte Elise seiner Anordnung und ritt zum Ende des Aufmarsches, gefolgt von Gilles.
„Gippety“, wiederholte sie zu ihrem Diener, als sie außer Hörweite von Adam waren. „Wie drollig mein Herr deinen Namen ausspricht!“
Gilles, der sein geschecktes Pony ritt, stimmte zu und beobachtete verstohlen das Antlitz seiner Herrin, um dort einen Hinweis zu finden, was letzte Nacht geschehen war. Hatte Sir Adam Saker sie wirklich zu seiner Frau gemacht, nachdem sie sich in ihr Gemach zurückgezogen hatten? Gilles glaubte es nicht. Er hatte sowohl im Gesicht seiner Herrin wie auch in Sir Adams eine anhaltende Unzufriedenheit bemerkt, die nicht auf Liebeswonnen schließen ließ.
Hatte seine Herrin, traulich allein mit ihrem ersten Mann nach dem Hinscheiden ihres Gatten, es nicht geschafft, die nötige
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