HISTORICAL EXCLUSIV Band 23
aber ich habe deswegen nie meinem Bruder gegrollt. John ist nicht vollkommen“, fügte er mit einem schiefen Lächeln hinzu, und Elise wusste, dass er sich auf Johns uneheliches Kind bezog, „doch wir haben uns immer nahegestanden.“
Immer noch? Oder fühlte er sich jetzt dem Mann nicht mehr so nahe, der die von ihm geliebte Frau erobert hatte? „Und wann hat …“
„Vielleicht können wir diese Unterhaltung später fortsetzen, Madame“, unterbrach er, denn ihm war klar, dass Elise darauf brannte, ihm weitere Fragen zu stellen. „Ich sollte jetzt besser nach Alastor sehen, denn manchmal ist er unruhig im Feldlager.“ Er stand auf.
Adam hätte nicht erklären können, weshalb er das Bedürfnis hatte, ihren gemeinsamen Abend zu beenden, aber er fühlte sich verletzlich und Elises scheinbar unschuldigem, indes sehr wirkungsvollem Charme nicht gewachsen. Er hatte noch nie so viel mit einer Frau geredet, nicht einmal mit Anne. Und Huren fragten nie mehr, als wie viel man ihnen bezahlen würde und was man dafür von ihnen verlangte.
Er verbrachte absichtlich viel Zeit damit, sein Kriegspferd zu striegeln und seine Hufe nach Steinchen abzusuchen – Aufgaben, die er für gewöhnlich Harry überließ. Es war ein langer Tag gewesen, und gewiss würde Elise, die an solche Anstrengungen nicht gewöhnt war, bereits schlafen, wenn er zurückkehrte.
Sie hatte ihr Strohlager noch nicht aufgesucht, sondern wartete stattdessen bei einem Kessel voll erhitztem Wasser. „Ich dachte, Ihr würdet vielleicht baden wollen. Gewiss seid Ihr verschwitzt und verspannt nach so vielen Stunden zu Pferde.“
„Ja … nun, ich …“
Offensichtlich beabsichtigte sie, ihm selbst dabei behilflich zu sein. Wenn sie seinen nackten Körper berührte und einseifte, ihm gar das Haar wusch – dann würde er verloren sein. „Einige der Männer baden in dem Fluss dort drüben, jenseits der Baumgruppe. Es ist eine warme Nacht … und ich dachte, ich tue es ihnen gleich. Ich bin nur zurückgekommen, um es Euch zu sagen. Aber Ihr könnt das Wasser doch für Euch selbst benutzen, wenn Ihr wollt“, meinte er und blickte fort, um nicht noch mehr in Versuchung zu geraten. „Und danach solltet Ihr so bald wie möglich schlafen gehen. König Henry wird nach unserem späten Start heute darauf bedacht sein, das Lager bei Tagesanbruch abzubrechen.“
„Ja, Monseigneur“, sagte sie enttäuscht und ging ins Zelt. Als er eine Stunde später zurückkam, schlief sie oder tat, als schliefe sie.
Elise verfluchte Adam, als er in die Nacht hinaus entschwand. Wie sollte sie Erfolg haben – im Spionieren, wenn schon nicht in der Liebe –, wenn es ihr nicht gelang, ihm näherzukommen? Er wirkte so wachsam und misstrauisch wie ein Waldtier! Was soll’s, dachte Elise. Es gibt noch andere Nächte.
Zumindest war sie sehr zufrieden mit den Ergebnissen ihres ersten Tages des Englischlernens. Elise wünschte nur, sie hätte schon während der endlosen, langweiligen Tage im Kloster mit den Englischstunden begonnen. Welch eine wirkungsvolle Spionin sie sein würde, wenn sie die Sprache des Feindes verstand – und noch besser, wenn sie geschriebenes Englisch entziffern konnte.
So ergreift man die Initiative, lobte sie sich. Obgleich der Herzog von Burgund ihr so spöttisch vorausgesagt hatte, dass sie im Bett ihres Ehemannes schnell genug Englisch lernen würde, wollte sie darauf nicht warten!
Gilles le Petit hatte seine Strohmatratze draußen vor das Zelt gelegt und wusste, dass Sir Adam nach seinem Bad im Fluss die Tatsache, dass er mit Elise allein war, nicht ausnützte, um ihr näherzukommen. Das änderte sich auch in der folgenden Nacht nicht, obschon Sir Adam sich höflich nach Elises Wohlergehen erkundigte und seine Abendmahlzeit mit ihr gemeinsam einnahm. Er hatte aufmunternd Elises eifrigen Bemühungen gelauscht, seine Sprache zu sprechen, und hatte ihre Fortschritte gelobt. Als es dann aber Zeit wurde, zur Ruhe zu gehen, hatte Sir Adam wieder eine fadenscheinige Entschuldigung vorgebracht und etwas von grünen Äpfeln gemurmelt, die seinem Magen schlecht bekommen wären, und war entschwunden, um nicht zurückzukehren, bis er der Meinung war, sie würde schlafen.
Am dritten Tag nach ihrem Aufbruch aus Caen trieb der Zwerg sein Pony vorwärts, ignorierte die spöttischen Bemerkungen der Soldaten, an denen er vorbeikam, und fand schließlich Adam auf seinem schwarzen Schlachtross. Er ritt hinter dem Duke of Clarence.
„Kann ich Euch sprechen, Sir
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