HISTORICAL EXCLUSIV Band 23
Adam?“, fragte Gilles und deutete auf den Rand der Straße, damit ihre Unterhaltung nicht mitgehört werden konnte.
Der englische Ritter blickte überrascht auf den Zwerg, und dann wurde seine Miene besorgt. „Ist etwas mit meiner Lady? Ist sie krank?“
„Eure Besorgnis macht Euch Ehre, Herr Ritter. Nein, sie ist nicht krank. Ich hoffe jedoch, Ihr werdet mir vergeben, wenn ich offen spreche.“
„Sprich nur“, sagte Adam, sah aber wachsam aus.
„Ihr werdet mich vielleicht aus den Diensten meiner Herrin entlassen, wenn ich fertig gesprochen habe, dennoch muss ich es sagen. Madame Elise ist wohlauf, aber sie sieht aus wie eine geknickte Blume. Warum habt Ihr nicht …“ Gilles zögerte kurz und fuhr dann etwas überstürzt fort: „Ihr seid verheiratet … warum habt Ihr sie nicht wirklich zu Eurer Frau gemacht?“
Sir Adams Kiefer spannte sich, und Gilles hielt den Atem an, da er erwartete, im nächsten Augenblick einen Faustschlag mit Sir Adams bewehrter Hand zu erhalten.
„Ich werde Euch nicht fortschicken, aber du gehst zu weit, kleiner Mann! Was zwischen mir und meiner Gemahlin vorgeht …“
„Eure Kälte verletzt sie“, unterbrach Gilles ihn hartnäckig. „Sie versteht nicht, weshalb Ihr sie verschmäht. Kann es sein, dass Ihr immer noch diese englische Lady liebt? Sie wird nicht zu Euch zurückkehren, Sir Adam!“
Jetzt blitzten Sir Adams Augen wütend auf. „Ich werde meinem geschwätzigen Knappen die Zunge herausschneiden, die Heiligen sind meine Zeugen! Und wenn du meiner Gemahlin nicht so teuer wärst, würde ich dich von deinem Pony herunterstoßen, du naseweiser Frosch!“ Adam ballte unwillkürlich die Fäuste, sodass Alastor, dessen empfindsames Maul sofort auf das Anziehen der Zügel reagierte, sich halb aufbäumte.
„Hör mir gut zu, du verdammter Zwerg – nicht, dass es dich etwas angeht, aber ein für alle Mal: Ich schmachte nach niemandem. Es ist nur, dass ich mein Herz nicht an eine Französin wegwerfen will, damit sie darauf herumtrampelt in ihrer Hast, zu ihrem Liebhaber zu gelangen!“
„Sir Adam, er ist nicht …“
„Ist er nicht mehr ihr Liebhaber? Nein, bis wir nach Rouen kommen, gewiss nicht!“ Adam lachte zynisch. „Und dann wird sie ihm wahrscheinlich nicht einmal von unserer Ehe erzählen, bevor sie die Beine für ihn breit macht!“
Gilles war natürlich im Begriff gewesen, ihm mitzuteilen, dass Jean Jourdain Elises Bruder war und nicht ihr Liebhaber, denn Elise hatte ihm erzählt, dass Sir Adam ihr das nicht hatte glauben wollen. Die derben Bemerkungen des Ritters kränkten den kleinen Mann jedoch um Elises willen. Sollte dieser dumme Esel doch glauben, was er wollte und das unglaubliche Geschenk übersehen, das ihm in den Schoß gefallen war! Wenn ihm sein Irrtum bewusst wurde, würde er lediglich all die verlorene Zeit bedauern!
Der Zwerg wendete sein Pony und ritt zur Nachhut zurück.
8. KAPITEL
Nachdem sie die flache Landschaft von Caen verlassen und den hügeligen Teil der Normandie erreicht hatte, stieß die Armee auf ihrem Weg auf den ersten möglichen Stolperstein: die Festung von Argentan.
Elise beachtete das fröhliche Geplapper ringsum nicht, während sie vorgab, gemeinsam mit den anderen Damen ihr Mittagbrot zu essen. Stattdessen beobachtete sie verstohlen, wie die Engländer sich um die dicken Burgmauern versammelten und sich auf eine Belagerung vorbereiteten. Adam würde nicht zu ihr kommen, das wusste sie, denn er war als königlicher Bote in die Festung geritten, um die Kapitulation zu fordern.
Sosehr sie auch um ihn besorgt war, so litt sie dennoch sehr unter der Demütigung, dass er sie weiterhin zurückwies, denn eine Zurückweisung war es letztlich, gleichgültig, welche fadenscheinigen Entschuldigungen er jeweils vorbrachte. Ein Bad in einem kalten Fluss! Grüne Äpfel, die ihm Bauchweh verursachten! Für wie dumm hielt er sie? Nun gut, sie würde ihren Stolz für einen verdammten Engländer nicht in den Staub treten! Nicht noch einmal! Und dann fügte sie in Gedanken hinzu: Ich hoffe, der Kommandant der Argentan-Garnison statuiert ein Exempel an ihm!
Kaum hatte sie das gedacht, da bereute Elise diesen Gedanken auch schon. Obgleich sein Herz zweifellos so schwarz war wie sein Haar, liebte sie diesen Sir Adam Saker, und sie wollte ganz gewiss nicht, dass ihm auch nur ein einziges Haar auf seinem arroganten Kopf gekrümmt wurde!
Sie sah, dass Gilles und Harry ihr Zelt fertig aufgebaut hatten, entschuldigte sich bei Thérèse
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