HISTORICAL EXCLUSIV Band 23
Seite des Bettes war noch immer leer, und ihr Kopf schmerzte dumpf. Ihr war elend zumute. Sie fragte sich, wo Adam sein mochte und wie lange er schon fort war. Sie setzte sich auf und zog die Decke fester um sich, denn der Morgen war kühl. In diesem Augenblick wurde die Tür geöffnet.
Es war Adam, bekleidet mit dem aketon , der unter der Rüstung getragen wurde. Er brachte Brot, Käse und einen Becher mit Wein, der mit Wasser verdünnt war, und stellte alles auf den Tisch.
„Ich entbiete Euch einen guten Morgen, Elise. Esst etwas und zieht Euch dann so schnell wie möglich an. Die Armee verlässt heute früh die Stadt.“
Das hatte sie natürlich nicht vergessen, aber sie hatte angenommen, dass ein solcher Abmarsch stundenlange Vorbereitung erfordern würde. Doch jetzt erreichten sie Geräusche durch die hölzernen Läden: Pferdestampfen und Wiehern, knarrende Rüstungen, Rufe und Flüche von Männern und das Knarren von Karrenrädern.
Adams Blick glitt über sie, und Elise war sich ihres zerzausten Haares und des Ansatzes ihrer Brüste, der sich unter dem dünnen Hemd abzeichnete, bewusst, denn sie hatte die Decke nur bis zur Brust hochgezogen. Sie wurde rot.
Tiefe Schatten lagen unter Adams Augen. Er sah aus, als hätte er ebenso wenig geschlafen wie sie. Er wandte sich wieder der Tür zu. „Kommt herunter, sobald Ihr fertig seid, Madame. Gippety wartet draußen vor dem Raum, um zu tragen, was immer Ihr mitzunehmen wünscht.“
Wider Willen musste Elise über seinen etwas missglückten Versuch, den Namen Gilles Le Petit richtig auszusprechen, lächeln. Dann sagte sie: „Wollt Ihr das Frühmahl nicht mit mir teilen, mein Gemahl? Gewiss solltet auch Ihr etwas essen, wenn wir so bald abreisen werden.“ Sie schenkte ihm ein strahlendes Lächeln – jedenfalls hoffte sie, dass es strahlend ausfiel trotz ihrer Kopfschmerzen und dem heftigen Klopfen ihres Herzens.
„Ich danke Euch, aber ich habe bereits gespeist. Ich erwarte Euch unten, Madame.“ Dann war er fort, und sie hörte das Klirren seiner Sporen auf dem Steinflur auf dem Weg zur Wendeltreppe.
Adam hatte sich sehr verhärten müssen gegen den reizvollen Anblick der vom Schlaf zerzausten Locken, die eine feurige Aureole um ihr Gesicht bildeten – und gegen die schlafverhangenen grünen Augen. Er war jedoch völlig unvorbereitet auf den Schmerz in seinem Herzen, als er vorgab, gleichgültig gegen den verwundeten Ausdruck auf ihrem Gesicht zu sein, bevor er sich entschuldigte und sie verließ. Es war ein aufrichtiger Ausdruck der Enttäuschung gewesen, das könnte er beschwören, obgleich die Evastöchter durchaus genügend Geschick besaßen, Männern alles Mögliche vorzuspielen. Er biss die Zähne zusammen und schlug mit der Faust gegen die Mauer, als er wütend den Korridor entlangging. Welche Hölle hatte er sich jetzt aufgebürdet?
Es wäre so leicht gewesen, sich ihr letzte Nacht zuzuwenden, sie in die Arme zu nehmen und das Morgen sich selbst zu überlassen. Er wusste, dass sie geweint und versucht hatte, es ihn nicht hören zu lassen. Aber das war nicht mehr als verletzter Stolz gewesen – oder doch nicht? Er würde nicht zulassen, dass Begehren sein Urteilsvermögen beeinflusste, nur um ihre Gefühle zu schonen.
Adam hatte den größten Teil der Nacht wach gelegen und die Zähne zusammengebissen, um in seinem Entschluss nicht wankend zu werden. Er würde sein Herz keiner Frau mehr schenken, so wie er es Anne geschenkt hatte, nur damit sie es verletzte, ohne je wirklich zu wissen, dass es ihr gehört hatte!
Verdammt sollte er sein, wenn er mit Elise die Ehe vollzog und zuließ, dass sie ihm etwas bedeutete – wo sie ihn doch verlassen würde, sobald sie nach Rouen kamen. Ihr Bruder, hatte sie gesagt! Vielleicht hatte sie ihn wirklich für so einfältig gehalten, ihr zu glauben … Adam versuchte zu vergessen, wie erleichtert er sich in dem Augenblick gefühlt hatte, als sie es sagte, und wie sehr er ihr glauben wollte.
Obgleich er den Spitzel herzhaft verabscheute, blieb die Tatsache, dass Coulet berichtet hatte, dass Elise großes Interesse daran bekundet hatte, nach Rouen zu gelangen – mehr, als sie zeigen würde, wenn ihr nur daran gelegen war, einen Bruder zu besuchen. Nein, es war besser, sich nicht zum Narren halten zu lassen.
Im Tageslicht war es sogar noch schwerer gewesen, Elise zu widerstehen, gestand Adam sich ein, als er, immer noch wütend, auf den Hof hinausging, wo es von Soldaten und stampfenden Pferden wimmelte. Sie
Weitere Kostenlose Bücher