HISTORICAL EXCLUSIV Band 23
uns einen weiteren Dienst zu erweisen. Dass wir diese äußerst kühne Tat von Euch verlangen, ist ein Beweis unserer Wertschätzung und unseres Vertrauens zu Euch. Seid versichert, dass Euer Name in die Annalen der Geschichte eingehen wird, zusammen mit denen anderer großer Franzosen.
Wir haben beschlossen, der durch die Anwesenheit des Anwärters auf den französischen Thron, Henry V von England, bestehenden Gefahr endlich ein Ende zu setzen. Es ist unwahrscheinlich, dass die Streitkräfte des Dauphins ihn aus unserem Land zu vertreiben vermögen, und so wenden wir uns an Euch. Ihr befindet Euch in einer einmaligen Position, um diese Tat zu vollbringen, und Ihr solltet daran denken, dass Euer heroischer Mut den sinnlosen Tod zahlreicher Franzosen verhindern wird, die sonst in einem langen Kampf um die Erhaltung unserer Freiheit ihr Leben verlieren würden. Ihr habt uns mitgeteilt, dass Ihr Henry von England bekannt seid und zu Staatsbanketten eingeladen werdet. Also haben wir mit unserem Kurier eine Phiole mit einer Flüssigkeit geschickt, die Ihr heimlich in seinen Weinkelch gießen sollt. Diese Flüssigkeit ist farblos, geruch- und geschmacklos, verursacht jedoch etwa sechs Stunden später den plötzlichen Tod, was sicherstellen wird, dass auf Euch kein Verdacht fallen wird.
Während eine solche Tat üblicherweise als Mord bezeichnet wird, hat der Bischof von Chartres uns versichert, dass er Euch von jeder Sünde freisprechen und die Absolution erteilen wird. Zusätzlich beabsichtigen wir, Euch zu belohnen, indem wir Euch mit einem mächtigen Grafen vermählen und eigene Ländereien zusprechen. Ohne den arroganten Henry als Anführer werden die englischen Invasoren in ihr Land jenseits des Kanals zurückfliehen, Köter, die sie sind. Ihr habt uns diesen Dienst so bald als möglich zu erweisen, sodass die belagerte Bevölkerung von Falaise – ebenso wie alle Menschen in Frankreich unter englischer Herrschaft – die Geburt unseres Herrn als freies Volk feiern können.“
Elise fiel das Pergament aus den tauben Fingern. „Wisst Ihr, was in dieser Botschaft steht, Coulet?“, fragte sie den Kurier: „Sie befehlen mir, den König zu töten!“
„Schsch! Sagt so etwas nicht laut!“, warnte Coulet und sah sich hastig um, ob jemand Elises geflüsterte Worte gehört haben könnte, aber es war niemand zu sehen. Dann kehrte sein Blick zu ihrem Gesicht zurück, und Elise erkannte, dass er allerdings den Inhalt des Schreibens kannte. „Betrachtet es als Hinrichtung eines Möchtegern-Thronräubers, Füchsin“, sagte er mit einem widerlichen Grinsen.
„Aber vorzuschlagen, ich soll Henry von England vergiften …“, wiederholte sie entsetzt. Dann sah sie Gilles auf sich zukommen. Er hatte sie gesehen, denn er hob seinen Arm zum Gruß.
„Mir wurde aufgetragen, Euch zu erinnern, dass Ihr versprachet, alles zu tun, als Ihr engagiert wurdet“, flüsterte Coulet ihr ins Ohr, nachdem Elise ihrem Diener zugewinkt hatte.
„Ja, aber …“
„Würde es Euch nicht gefallen, eine Gräfin zu sein und einen wohlhabenden Gemahl sowie eigene Ländereien zu haben, anstatt mit einem einfachen Ritter vermählt zu sein? Natürlich würde es Euch gefallen! In zwei Tagen gibt der König für seine Edlen ein Bankett – der perfekte Zeitpunkt, es zu tun. Für den Augenblick werde ich die Phiole noch verwahren.“
Da Gilles sich näherte, blickte Elise Coulet nur stumm an, erstaunt über seine feste Überzeugung, dass Habgier sie dazu verleiten würde, den Befehlen Burgunds und der Königin Folge zu leisten. Der Kurier schlenderte an Gilles vorbei davon. Sein Gesicht zeigte immer noch dieses abscheuliche Grinsen.
„Kommst du von meinem Herrn?“, fragte sie den Zwerg. „Braucht er mich?“
Gilles betrachtete seine beunruhigte Herrin und bemerkte ihre Erregung am wilden Ausdruck ihrer Augen und an der Art, wie das gefaltete Pergament in ihren Händen zitterte. „Nein, Madame, ich habe gerade nach ihm geschaut, und er schläft“, beruhigte er Elise. „Was wollte Coulet von Euch? Ich habe diesen Mann noch nie leiden können.“
„Ich auch nicht.“ Rasch erzählte Elise dem Zwerg den Inhalt der Botschaft, und jetzt begannen Tränen über ihre bleichen Wangen zu kullern.“
„Was werdet Ihr jetzt tun, Madame?“
Elise fragte sich, wie viel sie ihrem Diener berichten sollte, aber schließlich war er von Anfang an auf ihrem Rachefeldzug bei ihr gewesen. „Ich … ich kann nicht tun, was der Herzog von mir verlangt! Es ist
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