HISTORICAL EXCLUSIV Band 23
wären heute nicht so viele Männer getötet und ernstlich verletzt worden. König Henry hatte jedoch offenbar seine Lektion gelernt, er hatte angeordnet, zu dem langweiligen Verfahren zurückzukehren, Falaise zu bombardieren und auszuhungern, um die Insassen zur Aufgabe zu zwingen.
Elise wies Gilles an, den mageren Eintopfrest vom Vorabend aufzuwärmen. Adam war dem Tod so nahe gewesen. Es war ein Wunder, dass der Sturz aus einer solchen Höhe ihn nicht getötet, sondern lediglich seine linke Schulter ausgerenkt und ihm einige Rippen gebrochen hatte. Aber wie kam sie dazu, dem König eine Schuld vorzuwerfen, sie, die eine Spionin der Franzosen war? Eine französische Spionin, die ihren englischen Gemahl über alles liebte …
So konnte es nicht weitergehen. Sie konnte sich nicht in zwei Wesen teilen – eines, das auf Rache sann und den Triumph der Franzosen herbeiwünschte und das andere, das sich dem Mann verbunden fühlte, den sie liebte, einen Engländer, einen der Feinde. Zwar glaubte sie immer noch, dass es unrecht war, dass die Engländer sich überhaupt auf französischem Boden aufhielten und Anspruch auf die französische Krone erhoben, konnte jedoch nicht fortfahren, ihre Anstrengungen durch ihre Spionage zu unterminieren. Außerdem war es ihr nicht möglich, ihre Enttäuschung über Burgund zu ignorieren, nachdem ihr zufällig seine Botschaft an König Henry in die Hände gefallen war. Sie wusste nicht, ob der unbeständige Dauphin zur Herrschaft fähig war, aber vielleicht war König Henry eher befähigt, über die Franzosen zu herrschen als die Ränke schmiedende Königin Isabella und ihr herzoglicher Liebhaber. Die Franzosen in den bereits eroberten Gebieten der Normandie sangen schon jetzt das Lob der englischen Regierung, denn die Steuern waren herabgesetzt worden, und es herrschte ein relativer Frieden dort.
Wahrscheinlich würde Coulet in zwei oder drei Tagen zurück sein, und dann würde sie ihm mitteilen, dass die Füchsin nicht länger spionieren würde.
Adam erwachte kurz nachdem Harry und Gilles ihr mageres Abendessen zu sich genommen hatten. Elise hatte keinen Appetit gehabt, sie war viel zu sehr damit beschäftigt, ihren schlafenden Liebsten zu beobachten. Zu ihrer großen Erleichterung waren seine dunklen Augen klar, und seine erste Bemerkung bestätigte, dass er bei Verstand war: „Ich denke, ich habe heute bewiesen, dass ich nicht fliegen kann, nicht wahr?“
Harry und Gilles lachten, und Elise lächelte etwas zittrig. Es war jedoch auch deutlich, dass er unter den vorhergesagten Schmerzen litt. Sein Gesicht war bleich, er hielt die Lippen fest zusammengepresst und hatte Mühe, ein Stöhnen zu unterdrücken, als er sich zu verlagern versuchte.
„Versucht, Euch nicht zu bewegen!“ Elise eilte herbei, um ihm zu helfen. „Ihr habt mehrere gebrochene Rippen, hat der Arzt gesagt, und er musste Eure Schulter einrenken.“
„Deshalb bin ich wohl eingewickelt wie ein Säugling“, brummte Adam und blickte auf seinen linken Arm, der zusammen mit dem Verband um seine Rippen an seine Brust gebunden war. „Es tut weh, nur zu atmen …“
„Hier, trinkt das“, befahl Elise und hielt ihm etwas von dem Mohntrank an die Lippen.
„Abscheuliches Zeug“, bemerkte Adam und schluckte es mit sichtlicher Überwindung herunter, bevor er zurücksank. „Also, Harry, jetzt erzähl mir, was geschah, nachdem die Türme umgestoßen wurden“, sagte er zu seinem besorgt blickenden Knappen.
Während er Harrys Bericht anhörte, verließ sein Blick jedoch keine Sekunde Elises Gesicht, bis seine Augen glasig wurden und sich kurz darauf schlossen, als die Medizin zu wirken begann.
„Er wird nicht vor Tagesanbruch aufwachen“, versicherte Gilles seiner Herrin, deren Gesicht grau war vor Erschöpfung. „Ich werde die erste Wache übernehmen.“
„Und ich die zweite“, teilte Harry ihr mit.
Zu ihrer eigenen Überraschung sträubte Elise sich nicht, ein wenig zu ruhen. Wenig später legte sie sich, immer noch angekleidet, neben Adam auf die Matratze – nicht nah genug, um ihn anzustoßen und ihm Schmerzen zuzufügen, aber dicht genug, um seine Wärme zu spüren. Sie wollte nur ein Weilchen die Augen schließen und musste sich zusammennehmen, nicht in Tränen der Erschöpfung und Erleichterung auszubrechen.
Adam erwachte, als Harry und Gilles die Hütte mit der Absicht verließen, Wild zu schießen, um dem Verletzten kräftigende Nahrung zu geben. Bevor er ganz wach wurde, verabreichte Elise ihm
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