HISTORICAL EXCLUSIV Band 23
zusah, wurden die Belagerungstürme nach hinten umgekippt, und ihre Besatzung stürzte wie hilflose Marionetten in die Tiefe, um zwischen Holztrümmern und zerrissenen Häuten auf dem felsigen Boden zu landen.
Die Engländer auf dem dritten Turm verstärkten ihre Anstrengungen, um nicht das gleiche Schicksal zu erleiden. Elise konnte Adam sehen, der hartnäckig kämpfte und nicht nachließ in seinen Bemühungen, auf die Mauer von Falaise zu springen und zu verhindern, dass der Turm umgestoßen wurde wie die anderen. Sein Schwert blitzte in der Nachmittagssonne, aber es waren nicht genügend Krieger auf der obersten Plattform, die ebenso geschickt waren wie Sir Adam Saker, und rings um ihn türmten sich die Leichen von Engländern wie Franzosen.
Elise fing an zu schreien, denn sie wusste, was als Nächstes geschehen würde. Und tatsächlich, die erfolgreichen Franzosen stürzten erneut vor und stießen gegen den Turm, der langsam und unausweichlich das Gleichgewicht verlor und mit einem lauten Krach umfiel.
Viele der Engländer versuchten sich an dem notdürftig zusammengezimmerten Bau festzuklammern in der Hoffnung, dass es sie retten oder zumindest ihren Sturz mildern würde, aber die meisten von ihnen wurden unter den Holztrümmern oder getöteten Kameraden in schwerer Rüstung, die auf sie fielen, erdrückt. Von denen, die nicht sofort starben, lagen viele jämmerlich stöhnend dort, wo sie hingefallen waren, mit gebrochenen Rücken und zerschmetterten Gliedern.
Adam wurde von dem Turm geschleudert und landete auf mehreren Leichen, die auf der obersten Plattform des Turms erschlagen worden waren.
Ich bekomme keine Luft mehr, dachte Adam mit wachsender Panik. Ist dies mein letzter bewusster Augenblick auf dieser Erde, bevor ich in die Hölle komme, um für meine vielen Sünden zu büßen?
Er konnte sich nicht erinnern, was er hier tat, zwischen all diesen reglosen Körpern, umgeben von den Schreien der Sterbenden, die sich mit dem Jubelgeschrei der Sieger oben auf der Mauer mischten. Er war sich nur der Kälte bewusst und der Tatsache, dass er sich nicht bewegen konnte. Dann war er zumindest wieder imstande zu atmen. Er spürte einen pulsierenden Schmerz in seiner linken Schulter und an den Rippen, bevor er das Bewusstsein verlor.
Der Leibarzt des Königs verbeugte sich vor Elise und schickte sich an, die Hütte zu verlassen. „Er sollte bald genug von selbst aufwachen, und ich möchte nichts tun, um das zu beschleunigen, Lady Saker, da er wegen der gebrochenen Rippen große Schmerzen haben wird. Außerdem war es für ihn ein Segen, dass ich seine Schulter einrenken konnte, bevor er zur Besinnung kam, da das eine sehr schmerzhafte Prozedur ist. Ich lasse Euch eine Medizin gegen die Schmerzen da. Sorgen Sie dafür, dass er sie einnimmt, wenn er aufwacht, aber er soll sie nicht öfter als zweimal täglich nehmen, wenn es nötig ist.
„Was ist das?“, fragte Elise den hageren Mann, als er ihr eine Phiole reichte.
„Eine Mohn-Tinktur, die von den Türken hoch geschätzt wird“, antwortete er in einem Ton, der andeutete: Wenn Ihr es schon wissen müsst. Der missbilligende Ausdruck seines Gesichtes, den er gezeigt hatte, seit er ihr stockendes Englisch mit französischem Akzent gehört hatte, war jetzt unverkennbar. „Achtet darauf, ihm nicht mehr zu geben, als ich gesagt habe, selbst wenn er darum bittet. Es könnte tödlich sein“, warnte er mit erhobenem Finger. „Und jemand muss bei Sir Adam Wache halten, wenn er schläft“, fügte er, zu Harry und dem Zwerg gewandt, hinzu, die beide neben dem Lager des bewusstlosen Ritters standen.
Elise musste sich ein Lächeln verbeißen. Sie hätte diesem unfreundlichen Mann gern gesagt, dass Sir Adam Saker nicht der Typ Mann war, der wegen Schmerzen jammerte. „Ich versichere Euch, dass ich äußerst vorsichtig sein werde“, erklärte sie. „Sir Adams Junker und mein Diener werden sich gewiss mit mir abwechseln, bei ihm Wache zu halten. Ich danke Euch, dass Ihr gekommen seid.“
Natürlich wusste sie, dass sie dem König danken musste, weil er ihr seinen Leibarzt geschickt hatte. Der Medikus hätte niemals seine Dienste einem bloßen Ritter angedeihen lassen, hätte man es ihm nicht befohlen. Elise war gerührt von der Fürsorge des Monarchen für ihren Gatten, obgleich teilweise vielleicht Schuldgefühle dafür verantwortlich waren, denn hätte Henry nicht den Wunsch gehabt, Falaises Kapitulation zu beschleunigen, indem er die Mauern stürmen ließ,
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