HISTORICAL EXCLUSIV Band 23
versuchte schon gestern, es Euch mitzuteilen, aber Ihr habt mich unterbrochen, bevor ich es tun konnte, und mich dazu gebracht, den Brief zu lesen. Bitte, sagt ihnen, dass es mir leidtut, indes ich … ich habe es mir anders überlegt.“
„Ein Sinneswandel, Füchsin?“, entgegnete er zornig. Er hatte sich zwar schon gedacht, dass sie zu feige sein würde, den Mord zu begehen, aber dass sie nun auch noch ein Gewissen hinsichtlich des Spionierens zeigte, war zu viel. „Was hat diesen Sinneswandel herbeigeführt, hübsche Närrin? Seid wohl verliebt in Euren englischen Ritter, der es Euch nächtens besorgt, wie? So verliebt, dass Ihr zur Verräterin an Eurem Land werdet?“
„Das reicht, Coulet!“, unterbrach sie ihn kalt. „Ihr werdet mich nicht umstimmen, indem Ihr mich beleidigt. Ich werde nicht morden, und ich werde nicht mehr spionieren. Und ja, falls es Euch etwas angeht, ich liebe tatsächlich Sir Adam Saker. Liebe hat nichts damit, aus welchem Lande man stammt, habe ich festgestellt. Ich wünsche Euch Gutes, Coulet, und Ihr habt nicht zu befürchten, dass ich Euch verraten werde. Euer Geheimnis ist sicher bei mir, ob Ihr nun beschließt, zum Hof zurückzukehren oder hier im Lager zu bleiben.“
„Wie gütig von Euch, Madame“, fauchte Coulet. „Nun, ich hasse es, der Träger schlechter Nachrichten zu sein, aber Ihr könnt Euch dieser Aufgabe nicht einfach entledigen wie eines Kleidungsstücks! Hier ist das Gift!“ Er zog die Phiole hervor und drückte sie ihr gewaltsam in die Hand. „Da Ihr von Eurem englischen Liebhaber so eingenommen seid, könntet Ihr vielleicht dazu bewogen werden, Eure Befehle auszuführen, wenn Ihr wisst, dass ich Euren Liebhaber umbringen werde, wenn Ihr den König nicht tötet!“
Er hörte sie scharf einatmen, und dann, unglaublich, lachte sie leise.
„Ihr? Ihr wollt einen mächtigen Ritter wie Sir Adam Saker töten? Ihr habt den Verstand verloren, Coulet!“
Coulet ballte angesichts ihrer Verachtung vor Wut die Hände, aber dann fielen ihm Burgunds Worte ein. „Wenn sie nicht mehr nutzbringend ist, sondern zur Belastung wird, so bin ich sicher, dass unser Freund hier uns helfen wird, uns ihrer zu entledigen, falls notwendig.“
Dieses dumme, tollkühne Weibsbild hatte soeben ihr Todesurteil unterzeichnet. Ihre Beteuerungen waren nutzlos. Er konnte ihr nicht vertrauen, nicht nachdem sie bewiesen hatte, dass ihr anziehender Bettgenosse ihr wichtiger war als die Sache Frankreichs. Sie würde ihn im Handumdrehen verraten, wenn sie meinte, damit ein Lächeln ihres brünstigen Engländers zu erringen.
12. KAPITEL
In tiefem Schlaf drehte Adam sich auf die Seite und wachte auf, als ein stechender Schmerz seine Schulter durchfuhr. Schläfrig streckte er den Arm aus, um sein Eheweib an sich zu ziehen und ihre tröstliche, warme Nähe zu spüren, aber seine Hand griff ins Leere.
„Elise?“, flüsterte er in die Dunkelheit hinein, erhielt jedoch keine Antwort. Warum war sie nach draußen gegangen? Er setzte sich auf, um zu warten, da er nicht wieder einschlummern wollte, bevor sie nicht sicher neben ihm lag.
Eine kleine Ewigkeit später, wie ihm schien, war sie immer noch nicht zurückgekehrt. War ihr etwa übel geworden? Das Wildbret war frisch gewesen, ein Rehbock, den Harry erst gestern Morgen mit seinem Bogen geschossen hatte. Vielleicht war das Mahl zu üppig für sie gewesen?
Eine lange Weile später war sie immer noch nicht da. Adam kleidete sich grimmig an, entschlossen, Elise aufzuspüren. Sie würden ein Abkommen treffen, seine Gemahlin und er. Wenn ihr so übel war, dass sie des Nachts die Hütte verlassen musste, würde er sie von nun an begleiten. Sie sollte nicht allein draußen in einem Feldlager voller Männer sein. Seltsamerweise kam ihm nicht in den Sinn, dass sie sich mit einem anderen Mann treffen könnte.
Gewarnt von Coulets verzerrtem, hasserfüllten Gesicht, hatte Elise dennoch nicht genug Zeit, nach dem Messer zu greifen, das sie in ihren Gürtel gesteckt hatte. Sie schrie auf, als Coulet sie ansprang und nach ihrer Kehle griff. Es gelang ihm zwar nicht, seine Hände um ihren Hals zu legen, aber da er sich mit seinem vollen Gewicht auf sie stürzte, fiel Elise rückwärts mit ihm zu Boden. Sie rangen auf der gefrorenen Erde miteinander in tödlicher Umschlingung. Elise kämpfte wie eine Wahnsinnige, trat, biss und schlug um sich in ihren Bemühungen, ihn von sich zu stoßen. Wenn sie doch nur an ihr Messer kommen könnte … Sie wagte jedoch
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