Historical Exclusiv Band 44
hinzu.
„Ich möchte, dass Ihr auf Euch selbst achtgebt, Sarah. Seit die vielen Gefolgsleute des Königs hier in der Gegend herumstreifen, ist die Situation für Euch sehr gefährlich geworden. Jack erzählte, dass einer sogar bei Euch im Haus wohnt.“
„Ja, aber …“ Sarah wurde rot. „Aber es handelt sich nicht um einen von Kempthornes Männern. Er hat heute sogar für mich Partei ergriffen, als der Captain meinen Hengst beschlagnahmen wollte.“
„Brigand?“
„Ja. Der Captain sagte, es würde den Augenzeugenberichten zufolge auf die Beschreibung des Pferdes passen, das bei den Überfallen geritten wurde.“
Das Gesicht des Pastors verriet seine Bestürzung. „Mein Kind, merkt Ihr, wie nahe sie Euch schon auf den Fersen sind? Ihr müsst äußerst vorsichtig sein und dürft nichts mehr unternehmen, was Verdacht erregen könnte.“
„Das habe ich vor, Vater. Nur noch eine letzte Tat, und ich will den Mondschein-Räuber in der Versenkung verschwinden lassen.“
„Was plant Ihr?“
Sarah zögerte. Sie wollte den Pastor nicht noch mehr beunruhigen, aber sie war immer ehrlich zu ihm gewesen. „Der maskierte Reiter muss noch einen Überfall durchführen, um das Geld für Eure Passage mit den Schmugglern aufzutreiben.“
„Das ist ganz bestimmt nicht nötig. Ich habe mit den Leuten jahrelang Geschäfte gemacht und glaube, dass sie mich auch ohne Bezahlung mitnehmen. Wenn sie das nicht tun, gehe ich einfach nicht. Es ist für Euch zu riskant, jetzt noch einmal zuzuschlagen. Ich verbiete es Euch!“
Sarah lächelte. Sie sah, dass der Landvikar Schmerzen hatte, und wollte jetzt nicht mit ihm streiten. Sie wusste selbst, was sie zu tun hatte. Es stimmte, dass er bereits seit dem Bürgerkrieg mit derselben Schmugglerbande in Kontakt stand. Vielleicht würden sie ihm wirklich diesen Gefallen erweisen.
„Wir werden abwarten, was Jack uns nach seiner Rückkehr erzählen wird“, meinte sie versöhnlich. „Seid Ihr sicher, dass ich für Eure Wunde im Moment nichts tun kann?“ Sie bedauerte, ihn in diesem Zustand allein zu lassen, aber Anthony wartete bereits auf sie.
„Bitte geht, bevor jemand Eure Abwesenheit bemerkt.“
„Ich werde am späten Nachmittag zurück sein, Pastor. Ich möchte wissen, ob Jack eingetroffen ist, und will Euch noch Essen bringen.“
„Gott möge mit Euch sein, mein Kind.“
Anthony betrachtete die Teppiche, die in der Eingangshalle des Herrenhauses von Leasworth an den Wänden hingen. Er hatte Gelegenheit, Gabriel und jeden seiner Engel eingehend zu studieren. Wenigstens eine Eigenschaft teilte Mistress Fairfax mit den Damen am Hofe – eine auffällige Vorliebe für das Zuspätkommen. Er wartete nun bereits über eine Viertelstunde auf sie.
Normalerweise war er ein geduldiger Mensch. Aber heute waren seine Nerven mehr als gereizt. Nach der Auseinandersetzung mit Sarah im Kaminzimmer am gestrigen Abend hatte er nicht gut geschlafen. Um die Wahrheit zu sagen, er hatte kein Auge zugetan. Schließlich war er gegen Morgengrauen in einen unruhigen Schlummer gefallen. Die Vision von ihren weißen Brüsten, die er liebkosen wollte, verfolgte ihn und verwandelte sich in einen Albtraum, als sie ihn wegstieß und mit ihren grauen Augen anklagend ansah. Er schreckte hoch, als ein Diener gegen seine Schlafzimmertür klopfte und ihn benachrichtigte, dass Captain Kempthorne eingetroffen sei und dringend seine Begleitung zu den Pferdeställen wünsche.
Das Verhalten von Sarah gab ihm zu denken: der unerklärliche Zorn, mit dem sie auf die Fragen nach ihrem Gefährten reagiert hatte, das Aufflackern der Angst in ihren Augen, als Oliver sie über ihr Pferd befragte. Es war verwirrend und erschreckend, aber er hatte den Entschluss gefasst, sich nicht mehr mit der Angelegenheit zu befassen. Er kümmerte sich weder um Oliver noch um den Straßenräuber und nicht einmal mehr um die Interessen des Königs.
Anthony verlangte es nur noch nach Sarah. Er wollte sie ganz und gar besitzen. Niemals zuvor hatte er eine Frau so begehrt wie sie. Solange er sie nicht verführt hatte, konnte er an nichts anderes denken.
Die wuchtige Eingangstür flog auf, und Sarah kam herein. „Es tut mir leid, dass ich Euch warten ließ“, entschuldigte sie sich mit einem Lächeln.
Ihr Haar war vom Wind zerzaust und ihre Wangen gerötet. Während Anthony sie in ihrem Zimmer beim Ankleiden für den Ausritt vermutete, war sie draußen gewesen. Aber wo?
Er wartete einen Augenblick in der Hoffnung, dass sie ihm
Weitere Kostenlose Bücher