Historical Exclusiv Band 44
eine Erklärung liefern würde. Als sie keine Anstalten dazu machte, zog er seine Reithandschuhe an und ging zu ihr. Er hatte sich fest vorgenommen, heute nur ein Ziel zu verfolgen: Sarah in sein Bett zu bekommen.
„Seid Ihr nun fertig?“, fragte er sie.
„Ja. Ich bin eben bei den Ställen gewesen und habe Arthur befohlen, Euer Pferd und Brigand zu satteln. Dank Eurer Unterstützung kann ich ihn heute reiten. Wohin soll ich Euch bringen?“
Anthony holte tief Luft. „Ich hatte in den vergangenen Tagen genügend Zeit, die Nachbarschaft zu erkunden. Erlaubt mir bitte, dass ich heute den Weg bestimme.“
7. KAPITEL
Z u Beginn ihres Ausrittes war Sarah in Gedanken so sehr mit der Verletzung des Pastors und der Sicherheit ihres Bruders Jack beschäftigt, dass sie kaum auf die Gegend achtete. Es war ein selten schöner Wintertag. Die Sonne schien so warm, dass sie ihren Umhang abgenommen hatte und es genoss, den Wind durch das Oberteil ihres wollenen Reitkleides zu spüren.
„In Euren Augen schimmert das Blau Eurer Kleidung“, bemerkte Anthony, als ihre Pferde ein Stück nebeneinander trabten.
Ihr Reitdress war strahlend blau, eine Farbe, die Sarah für gewöhnlich nicht trug. Und darüber hinaus hatte er auch nicht diesen einfachen, geraden Schnitt ohne alle Verzierungen. Die Ärmel waren in modische Falten gelegt und das ganze Oberteil mit schwarzer Seidenspitze besetzt.
Ihr Onkel hatte das Kleid für sie von einem fahrenden Händler gekauft. Er schenkte es ihr mit der Begründung, dass es für Sarah langsam an der Zeit sei, eine Garderobe zu haben, die dem Schmuckbedürfnis einer jungen Frau entsprach. Sie und Jack waren überrascht von der Extravaganz des Kleidungsstückes und der Haltung ihres Onkels, die so gar nicht zur puritanischen Lebensart passte. Aber das war nur einer von vielen Vorfällen, die zeigten, wie sehr ihr Onkel in seiner Dienstzeit als General Seiner Majestät zermürbt wurde.
„Noch nie hat ein Mann auf diese Weise von meinen Augen gesprochen“, entgegnete Sarah und versuchte, nicht mehr an die kleine Höhle an der Küste zu denken.
„Wie ich Euch schon sagte, Sarah, die Männer in Yorkshire sind meiner Meinung nach allesamt Narren, da sie Euch so viele Jahre lang vernachlässigt haben. Aber vielleicht können wir die Versäumnisse nachholen.“
Sarah blickte ihn fragend an. Er deutete mit dem Kopf nach vorn, und plötzlich sah sie, dass sie geradewegs auf eine kleine Jägerhütte zuritten, die sich an der äußersten Grenze des Fairfax-Besitzes befand.
Onkel Thomas jagte zurzeit nur sehr wenig. Dieser Sport war auch nie nach Jacks Geschmack gewesen, sodass das kleine Haus die meiste Zeit leer stand.
„Was meint Ihr mit dieser Bemerkung?“, fragte sie misstrauisch.
„Ihr habt mich letzten Abend gefragt, ob ich Euch den Hof mache. Eure Frage hat mich ganz aus der Fassung gebracht, und ich fürchte, ich habe in dieser Situation völlig falsch reagiert. Dafür möchte ich mich entschuldigen.“
Sarah wollte etwas antworten, doch er hob abwehrend die Hand und fuhr fort: „Aber es ist tatsächlich so, dass ich in Euch verliebt bin, Mistress Sarah Fairfax. Und deshalb habe ich für den heutigen Tag eine kleine Überraschung vorbereitet. Ich möchte Euch zeigen, dass ein Kavalier durchaus romantisch sein kann, wenn er sein Herz an eine schöne Dame verloren hat.“
Gebannt folgte ihm Sarah auf dem Pferd bis zur Haustür und ließ sich dann in seine Arme gleiten, nachdem er abgestiegen und zu ihr geeilt war. „Verehrte Lady“, fragte er sie höflich, „Würdet Ihr mir die Ehre erweisen, mit mir zu Mittag zu speisen?“
Er stieß die Tür auf, und Sarah gab überrascht einen kleinen Schrei von sich. Der ganze Raum war blitzblank gereinigt. Auf dem Boden waren Kräuter gestreut, sodass der ganze Raum nach Rosmarin und Lavendel duftete. „Ich hätte gern noch Blumen besorgt“, meinte Anthony. „Doch sie sind zu dieser Jahreszeit sehr schwer zu bekommen.“
Mitten auf dem frisch geschrubbten Holzboden stand ein elegant geschwungener ovaler Tisch, gedeckt mit feinstem chinesischem Porzellan und Schüsseln voller Speisen.
„Wie habt Ihr das arrangiert?“, fragte Sarah belustigt.
Anthony lächelte. „Ich habe mir in der Küche Eures Onkels einige Bedienstete zu Freunden gemacht.“
Sarah überlegte kurz, ob bei den von Anthony bezeichneten „Freunden“ auch die aufreizende blonde Magd Millie gemeint sein könnte. Sarahs jüngster Unterhaltung mit Bess zufolge, wusste
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