Historical Exclusiv Band 44
bekommen.“
„Warum habt Ihr ihnen nicht einfach gesagt, dass sie ihren Preis nennen sollen und wir ihn akzeptieren?“
„Sie wollten nicht mit mir handeln. Einer aus dem gemeinen Haufen bemerkte abfällig, sie würden keine Geschäfte mit Halbwüchsigen machen.“
„Oh Jack.“ Sarah bemerkte seine Verlegenheit. Er war nahe daran, ein Mann zu werden, deshalb schmerzte es ihn so sehr, wie ein Junge behandelt zu werden.
„Nun, wir werden dann ein Treffen vereinbaren müssen.“
„Ihr braucht nichts zu unternehmen. Sie warten schon unten an der kleinen Bucht. Ich bin gekommen, um Euch zu holen.“
Sarah blickte hinüber zu den Klippen, die hinunter zum Wasser führten. „Gut. Dann lasst uns keine Zeit mehr verlieren.“
„Ich halte es nicht für ratsam, sie sehen zu lassen, dass Ihr eine Frau seid“, gab Jack zu bedenken. Es klang, als ob er sich sträubte, mit ihr zu gehen.
Sarah ließ seinen Einwand nicht gelten. „Es lässt sich nicht ändern. Der Pastor ist verletzt, und wir müssen ihn hier so schnell wie möglich herausbekommen.“
Jack fiel ihr ins Wort. „Den Schmugglern schwebt ein Betrag von etwa fünfzig Guineen vor.“
Sarah dachte angestrengt nach.
„Ich sagte ihnen bereits, dass es zu viel ist“, meinte Jack entschuldigend. „Aber der Anführer argumentierte, das Unternehmen würde auch jetzt mitten im Krieg sehr gefährlich sein.“
„Da hat er recht, Jack. Ganz gleich, wie viel sie verlangen, wir werden den Betrag auftreiben.“
„Ich habe schon daran gedacht, dass wir das Geld vielleicht von unserem Onkel bekommen.“
Sarah schüttelte den Kopf. „Unmöglich. Wir haben doch beschlossen, dass wir Onkel Thomas nie in unser Geheimnis einweihen werden. Zu seinem eigenen Schutz. Wollt Ihr denn, dass er so endet wie unser Vater?“
„Auf keinen Fall. Den Schmuck, den der Pastor zurückließ, hat vermutlich der Sheriff an sich genommen, um ihn zu verkaufen.“
„Ich kann mir das auch vorstellen. Aber das ist kein Problem. Es lässt sich noch mehr reiche Beute machen. Der maskierte Straßenräuber wird einfach noch einmal in Aktion treten müssen.“
Jack blieb unvermittelt stehen und blickte ihr unverwandt in die Augen. Dann packte er Sarah an den Oberarmen. „Seid Ihr verrückt?“, rief er.
Sarah sah ihn unbewegt an. „Es ist die einzige Möglichkeit.“
„Das kommt überhaupt nicht infrage. Ich lasse es nicht zu, dass Ihr Euch noch einmal in diese Gefahr begebt. Hinter jedem Baum lauern die Leute des Königs. Ihr habt mit diesem Treiben aufgehört, und zwar für immer.“
„Wir müssen den Pastor so schnell wie möglich aus der Höhle herausholen. Ich habe es Euch bereits gesagt. Er ist schwer verletzt.“
„Was fehlt ihm?“
„Sie haben mit den Schuhen auf ihn eingetreten, die ekelhaften Kerle. Ich fürchte, er hat ein paar gebrochene Rippen.“
Jack schloss kurz die Augen. Dann hatte er einen Entschluss gefasst. „Wenn wirklich noch ein Raub stattfinden muss, werde ich ihn durchführen.“
„Nein, Ihr nicht.“
„Doch. Das ist mein letztes Wort in dieser Sache.“
Sie blickten sich einen Moment an. Schließlich lachte Jack wehmütig. „Ihr seid bei Weitem die dickköpfigste Frau in Gottes Schöpfung.“
„Und Ihr lernt durch mein schlechtes Beispiel, lieber Bruder“, erwiderte sie gereizt und löste sich aus seinem Griff.
„Was gibt es Neues von Lord Rutledge?“ Jack wollte das Thema wechseln …
Sarah wusste, dass sich Jack nur im Hinblick auf den geplanten Raub nach ihrem Gast erkundigte. Trotzdem konnte sie die Röte, die ihr sofort ins Gesicht schoss, nicht verhindern. „Ich wüsste nicht, was es von ihm Besonderes zu berichten gäbe“, meinte sie und versuchte, ungezwungen zu erscheinen.
Jack beobachtete sie scharf. Er kannte seine Schwester gut genug, um sofort zu wissen, dass sie ihm etwas verheimlichte. Nach einer Weile fragte er deshalb: „Eurer Miene nach zu urteilen, ist jedoch das Gegenteil der Fall. Erzählt mir, was geschehen ist, große Schwester.“
„Wir haben diesen Mann falsch eingeschätzt, Jack.“
„Was bedeutet das?“ Jack klang skeptisch.
„Er setzte sich für mich ein, als dieser Captain Kempthorne mein Pferd beschlagnahmen wollte. Außerdem bedauert er das Schicksal des Landvikars. Er will mehr über den Puritanismus erfahren, und er gab seinen Kuchen den White-Kindern, und …“
Sarah hielt unvermittelt inne. Sie hatte das Gefühl, dass sie dummes Zeug erzählte. Jack blickte sie aufmerksam an.
„Und
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