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Historical Exclusiv Band 44

Historical Exclusiv Band 44

Titel: Historical Exclusiv Band 44 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blythe Gifford , Ana Seymour
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Nacht gefolgt. Der Vollmond war gerade am fernen Horizont erschienen.
    Sarah wandte sich zu Jack. Sie lächelte ihn an, aber ihre Miene blieb traurig. Seit sie am Nachmittag Anthony mit Millie gesehen hatte, hatten sie kaum mehr ein Wort miteinander gesprochen. „Pastor Hollanders Gebete sind erhört worden, lieber Bruder. Das Wetter ist ideal, und die Beute bewegt sich direkt vor unserer Nase. Lasst uns ein letztes Mal zuschlagen.“
    Nervös blickte Jack sich um. Er hatte eine böse Vorahnung bei dem Unternehmen und bereute es zutiefst, dass er Sarah nicht gezwungen hatte zurückzubleiben. Sie war seit der im Gartenhaus beobachteten Szene niedergeschlagen und schweigsam gewesen. Er wusste nicht, was er sagen sollte, um sie zu trösten.
    Natürlich hatten sie beide von den schamlosen Umgangsformen gehört, die am Hofe an der Tagesordnung waren. Aber sie hatten nie daran gedacht, dass es sie hier auf dem Lande einmal betreffen würde. Jack versuchte, seine Schwester ein letztes Mal umzustimmen.
    „Ich möchte allein reiten, Sarah. Ihr wisst, es ist für mich die letzte Gelegenheit, einen Überfall auf eigene Verantwortung und nach eigenem Ermessen durchzuführen.“
    Sarah blickte ihn verständnisvoll an. Dennoch meinte sie streng: „Ihr seid immer noch mein kleiner Bruder, Jack Fairfax, und Ihr werdet tun, was ich von Euch verlange.“
    Jack erkannte trotz der Dunkelheit, wie sich ihre Wangen röteten und die Augen blitzten. Es hatte ihn immer erstaunt, dass sich seine fromme Schwester, die für jedermann eine Verkörperung von Güte und Demut darstellte, plötzlich in eine risikofreudige Amazone verwandeln konnte, die um hohe Einsätze spielte und bei Gefahr erst richtig aufblühte.
    Sie war wie ein Mann ganz in Dunkelgrau gekleidet – Stiefel, Kniehose und Hemd – und ihr helles Haar war unter einem breitkrempigen grauen Filzhut versteckt. Ein Tuch bedeckte ihren weißen schlanken Hals, und ein weiteres war lose um das Kinn gebunden, sodass es nach oben gezogen werden konnte, um ihr Gesicht bis zu den großen Augen zu verbergen.
    „Ich habe diesmal kein gutes Gefühl, Sarah“, entgegnete Jack hartnäckig. „Wir wollen wenigstens zusammen reiten!“
    Sarah streckte die Hand aus, um ihren Hengst Brigand zu beruhigen, als er nervös zu tänzeln begann und darauf wartete, dass sie ihn galoppieren ließ.
    „Ich habe Euch bis jetzt immer aus der Sache herausgehalten, Jack. Es hat keinen Sinn, Euch bei unserem letzten Anschlag zu einem Banditen zu machen.“
    Jack winkte verärgert ab. Noch nie hatte er sich bei einem Streit gegen seine Schwester durchgesetzt. Es gab keinen Grund, warum das heute Nacht anders sein sollte. „Ich werde Euch einfach nachgaloppieren. Ihr könnt mich nicht aufhalten“, meinte er störrisch.
    Nun wurde Sarah zornig. „Brigand und ich arbeiten allein am besten, Jack. Wenn Ihr Euch einmischt, könntet Ihr uns alle in Gefahr bringen.“
    Die Geschwister sahen sich einen Augenblick an. „Versprecht mir, dass Ihr Eure Drohung nicht wahr macht und nicht versuchen werdet, mir zu folgen“, forderte Sarah.
    Jack seufzte niedergeschlagen. „Nun gut. Aber sagt mir, was ich tun kann, um Euch zu helfen.“
    „Ihr müsst am anderen Ende der Klippe Wache halten, um sicherzustellen, dass niemand kommt, während ich diese eleganten Leute um ihren nutzlosen Plunder erleichtere.“
    Er streckte den Arm aus, um die Hand auf Sarahs Arm zu legen. „Ihr seid die einzige Schwester, die ich habe. Und ich hänge an Euch“, sagte er mit belegter Stimme. „Ich wäre Euch sehr dankbar, wenn Ihr auf Euch aufpasst.“
    „Macht Euch keine Sorgen, Jack. In einer Stunde schon werden wir auf dem Rückweg sein.“
    „Nun, das ist ein angenehmer Gedanke. Ich habe Norah gesagt, dass sie auf mich warten soll“, scherzte er. Er rechnete wie gewohnt mit einer entrüsteten Reaktion seiner Schwester, aber Sarah errötete nur und wich seinem Blick aus.
    Er fragte sich, was seine Schwester wohl sagen würde, wenn sie von dem Gespräch wüsste, das er an diesem Vormittag mit Norah geführt hatte. Er hatte Norah nicht wirklich darum gebeten, heute Nacht bis zu seiner Rückkehr aufzubleiben. Aber er hatte von ihr eine andere Art von Zusage verlangt – nämlich, auf ihn zu warten, wenn er in den Krieg zog.
    Nach all den langen Gesprächen mit dem Pastor in der Höhle hatte er sich endgültig entschlossen, zur See zu fahren. Er hatte seine ganze Kindheit unter den Fittichen von Sarah zugebracht, und es war Zeit, dass

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