Historical Exklusiv Band 06
das auch gezeigt. Sie war kein unreifes Ding, wie also hatte sie es fertig gebracht, sich in eine noch größere Verlegenheit zu bringen als oben auf dem Turm?
Seine Hände waren so geschickt gewesen, seine Küsse so wunderbar – sie hatte wie eine Törin alles geschehen lassen. Bei allen Heiligen, noch einmal würde sie es ihm nicht erlauben und darauf bestehen, nach Hause zurückzukehren! Mit nur einem Fenster in die entgegengesetzte Richtung war dieser Raum der günstigste Platz, um Nick von den Schmugglern fern zu halten. Eines aber wusste Rosalind genau: Beim nächsten Mal musste sich jemand anderes um ihn kümmern. Sie könnte das nicht noch einmal durchstehen.
Ohne den Kuss zu unterbrechen, öffnete Nick ihren Umhang und warf ihn über einen Stuhl. Eng umschlungen schob er Rosalind sacht zu dem Lager, ohne in seinen fordernden Zärtlichkeiten innezuhalten. Rosalind lauschte verzweifelt auf Alfs Zeichen, das ihr die Abfahrt der Franzosen mitteilen sollte. Aber wenn sie dieses Signal nun hier überhaupt nicht hören konnte? Oder wenn Nick sie auf ihrem Heimritt begleiten und den Strand entlangreiten wollte? Mutlos suchte sie verzweifelt nach einer Möglichkeit dazubleiben, ohne mit ihm das Bett teilen zu müssen. Schließlich presste sie die Hände flach gegen Nicks Lederwams und schob ihn beiseite. "Wein", stammelte sie, "etwas Wein, bitte."
Nick sah sie verdutzt an.
"Jetzt?!"
"Wenn … wenn es Euch nichts ausmacht, Mylord."
Er ging zum Tisch, holte zwei Becher und den Krug und stellte sie neben das Bett. Dann drückte er Rosalind mit sanfter Gewalt auf die kärgliche Lagerstatt und ließ sich neben sie fallen. Mit etwas unsicheren Händen füllte er die Becher.
"Auf uns – und auf den König!" murmelte er, stieß seinen Becher gegen den Rand des ihren und leerte ihn mit einem Schluck.
Rosalind blieb keine Wahl, als ebenfalls den Wein zu trinken. So gut er war – und offensichtlich aus Frankreich –, hatte ihn dieser Trinkspruch doch zu bitterer Galle gewandelt. Sie versuchte, sich zu erheben. Es war Wahnsinn, noch länger zu verweilen! Ihr Körper hatte sie genarrt mit seiner Antwort auf diesen Mann. Sie konnte nicht begreifen, wie Nick sie so zutiefst aufgerührt hatte, tiefer als jeder andere zuvor, selbst Murray, Gott hab ihn selig. Sie versuchte, Nick mit ihrem Blick zu verwirren, doch in seinen Augen brannte nur heißes Verlangen. Seine Nasenflügel bebten. Sein kräftiges Kinn war entschlossen vorgereckt. Sie starrte ihn an wie behext. Resolut nahm er ihren Becher und stellte ihn auf den Boden.
"Guter … guter Wein", sagte sie gepresst.
"Wirklich? Ich hatte keinen Sinn dafür."
"Habe ich … habe ich alles von der Burg gesehen, was Ihr mir zeigen wolltet?"
"Ich dachte, es würde Euch erfreuen, hier zu liegen und die Decke über Euch zu betrachten."
"Nein, ich … wirklich … ich bin nicht bereit."
"Wie schade. Ich war mir so sicher, dass Ihr es seid. Doch ich könnte Euch bereitmachen."
"Wahrhaftig, Lord Spencer, ich …"
Mit seinen großen warmen Händen ergriff er die ihren. Sie waren eiskalt. Er beugte sich nieder, küsste die Fingerspitzen, die Handflächen. Ein verräterisches Verlangen breitete sich in ihrem ganzen Körper aus. Rosalind presste ihre Schenkel fester zusammen, und dennoch fühlte sie sich auch dort heiß und bereit für ihn. Als wenn er das wüsste, schob sich Nick näher heran. Sie versuchte sich zu erheben, doch er drängte sie zurück und streckte sich plötzlich neben sie auf dem Bett aus.
Ihre Köpfe lagen jetzt nebeneinander auf dem einzigen Kissen. Es war so eng, dass Rosalinds Rücken gegen die kalte Mauer stieß. Langsam legte Nick sein Bein über ihre Schenkel, um sie damit festzuhalten. Es war fast wie damals, als er bei seinem ersten Aufstehen das Bewusstsein verloren hatte, doch diesmal war es Rosalind, die sich fühlte, als habe sie einen Schlag auf den Kopf erhalten. Der Wein, die Nähe dieses Mannes, seine Küsse, die Tatsache, dass sie ihn begehrte mit ihrem ganzen Sein, erschreckten sie zutiefst. Und dennoch öffnete sie die Lippen voll verzweifelter Hingabe, als er sie erneut küsste.
Nun verlor Rosalind völlig die Gewalt über sich. Wild erwiderte sie seine Küsse und schlang ihre Arme um seinen Nacken. Er löste die Kordel ihres Mieders, und sie verspürte einen unaussprechlichen Schauer, als seine Hände ihre Röcke emporschoben und dann ihre Knie und die bloßen Schenkel über den mit Rosetten geschmückten Strumpfbändern fest
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