Historical Exklusiv Band 06
spitze Zunge heraus.
"Ich denke, ich werde mit den Wänden beginnen."
Rosalinds Herz klopfte heftiger. "Wie?"
"Geheimfächer oder so. Durch diese ungeordneten Haufen hier werde ich mich später durchkämpfen. So ein verschlagenes kleines Frauenzimmer wie du wird wichtige Dinge nicht offen herumliegen lassen, nicht wahr? Ich hoffe nur, dass ich bei meiner Suche nicht über einen Liebesbrief stolpere von Percy Putnam oder Wat Milford oder Rene und ihresgleichen."
"Wie kannst du so etwas sagen, nach… nachdem du mich verführt hast? Es war ein großer Fehler von mir, dir zu vertrauen, denn ich habe meine Zuneigung und meine Gunst bisher wohl gehütet."
"Das sagtest du bereits in Boulogne. Aber da du mich ständig angelogen hast, warum sollte ich glauben, dass ich dein erster Liebhaber bin seit dem Tode deines Eheherrn?"
Zorn stieg in Rosalind auf. Sie ballte ihre Hände ganz fest, um nicht damit auf Nick loszugehen. Beinahe hätte sie ihm ins Gesicht geschrien, dass man Wat und selbst Putnam mehr trauen könne als ihm, aber sie hatte erkannt, was für eine unselige Idee es gewesen war, seine Wut noch mehr anzuheizen. Sie musste das durchstehen und den rechten Augenblick abwarten. Irgendwann würde sie den eingebildeten, aufgeblasenen Lord Lieutenant schon überlisten! Dann wandte sich dieser verwünschte Kerl plötzlich dem Wandbehang über Rosalinds Bett zu.
Oh, ihr Heiligen, dachte sie. Ich bin verloren.
"Aha!" sagte Nick, als er die kleine rechteckige Tür ertastete. Er nahm den Gobelin ab und warf ihn auf das Bett. "Komm her und mach das auf."
Rosalind blieb wie angewurzelt stehen. "Ich bewahre das verdiente Geld vom Gasthof dort auf und noch ein paar Dinge, die mir lieb und teuer sind", sagte sie. Die ganze Zeit über hatte sie sich wegen der inhaltsschweren Beutel geängstigt, die bei Nick sicher Argwohn erregen würden.
"Wo ist der verdammte Schlüssel? Mach auf, Rosalind!"
Ihr war klar, dass er die Tür aufbrechen würde, wenn sie nicht gehorchte. Langsam zog sie den Schlüssel an der Kette um ihren Hals hervor.
"Der Schlüssel zu deinem Herzen – so sagtest du doch in unserer Liebesnacht, du kleine Lügnerin. Nun werden wir sehen, was du tatsächlich dort versteckt hast."
"Ihr seid der Lügner, Mylord! Vertraue mir, hast du gesagt und meinen Körper und mein Herz genommen. Ich habe dir meine Liebe gestanden, und du gabst mir dafür nichts als Lug und Trug."
"Was haben wir denn hier?" triumphierte Nick, während er alles aus dem Geheimfach herausholte und auf das Bett warf. Er setzte sich hin, schlug seine Beine übereinander und war augenblicklich in die Prüfung der Dinge vertieft. Doch als Rosalind versuchte, sich aus seiner Nähe wegzubegeben, herrschte er: "Setz dich hier neben mich!"
"Niemals wieder werde ich dir in einem Bett zu nahe kommen."
Nick runzelte die Stirn. "Wir werden ja sehen." Er nahm einen Packen, ging damit zum Tisch und sagte: "Dann komme hierher."
Rosalind setzte sich ihm gegenüber und faltete ergeben die Hände.
Nick schaute in einen der Beutel, der voller Münzen war.
"So gute Geschäfte in dieser gottverlassenen Gegend?"
"Nun, ich muss sparsam wirtschaften, wenn schlechte Zeiten kommen, plagen uns Pest oder Hungersnöte, ist mein Gasthaus leer."
Er sah sie misstrauisch an, nahm dann die anderen Beutel und leerte ihren Inhalt auf den Tisch. Die Goldstücke! Rosalind stockte der Atem. Wie sollte sie, einfache Wirtin eines bescheidenen Gasthofes, die Herkunft dieser für ihre Verhältnisse ungewöhnlich hohen Summen erklären?
"Aha – da ist der Beweis!" Nick sah sie streng an. "Woher kommen diese Goldstücke? Ich glaube kaum, dass deine Gäste ihr Bier damit bezahlen."
Rosalind wurde bleich. Sie wusste, dass sein bloßer Verdacht genügen konnte, um sie für immer in den Kerker zu bringen.
"Es ist das Erbteil meines Oheims, er war ein wohlhabender Kaufmann in Kellyham bei Sandwich."
"Dieses Geld wurde beim Schmuggel verdient", donnerte Nick.
Rosalind sah ihn mit großen Augen an. "So willst du, dass ich nur auf einen vagen Verdacht hin gerädert und getötet werde?" Sie sah, wie er in seiner Meinung schwankend wurde. Dann begann sie still zu weinen. "Du hast alle Macht über mich, im Leben wie im Tod – doch sei gewiss, ich bin unschuldig", schluchzte sie.
Ihr Ausbruch hatte Nick überrascht und nachdenklich gestimmt. Natürlich war der bloße Besitz von Goldstücken weder verboten noch ein starker Beweis, bestenfalls verdächtig. Er war sich allerdings
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