Historical Exklusiv Band 06
Frauen nach Hause zu ihren Sprösslingen und ihren Ehegefährten, wo sie hingehören. Sie dürfen ihre Heimstatt nicht verlassen. Und berichtet allen, ihr Weiber, dass Mistress Barlow allein die Schuld bezahlen muss, die Deal auf sich geladen hat, bis nicht jeder Schmuggler sein Geständnis ablegt!"
"Nein!" rief Rosalind. "Keine Geständnisse machen, um mich zu retten! Sagt allen, dass …"
Doch sie konnte nicht mehr weitersprechen, denn Nick zog sie mit sich fort. Sein flatternder Umhang schien sie ersticken zu wollen. Hinter ihr riefen die Frauen ihren Namen. Rosalind wollte sich umdrehen, um ihnen zuzuwinken, und sah nur, dass sie von den Wachen mit ihren Piken zurückgedrängt wurden.
"Warum sollten sie dich wohl retten wollen, wenn du nicht schuldig bist?" Nick presste die Worte aus den Mundwinkeln. "Du bist die Einzige, die eine gewisse Stellung in Deal einnimmt, und die Einzige mit einer Erbschaft – die Führung der Schmugglerbande. Zum Teufel, glaubt ihr Weiber denn alle, dass ich ein Dummkopf bin!"
Nick zerrte sie vorwärts. Tränen hingen in ihren Wimpern wie Eiskörner, aber sie versuchte nicht, sich loszumachen. Sie brauchte ihre Kraft, um bei seinem schnellen Schritt mithalten zu können und um die letzten Reste von Verstand und Mut zu bewahren, die ihr geblieben waren.
In dem dunklen Hohlweg vor der Ortschaft hörte Rosalind Hufschlag. Vier Bewaffnete tauchten auf und führten Nicks großes schwarzes Streitross mit.
"Helft den anderen mit den Weibern und der Beute", befahl Nick schroff und hob Rosalind auf das Pferd. Dann schwang er sich selbst hinauf. Sie konnte sehen, ja, sogar fühlen, wie sich Zorn, Verzweiflung und Triumph in ihm vermischten, da er sie nun überführt hatte.
"Bei dem geringsten Sträuben packe ich dich wie ein Bündel aufs Pferd", drohte er. "Wie ein geschmuggeltes Bündel!"
Aber Rosalind war zu niedergeschmettert und zu bestürzt, um sich zu wehren. Sie klammerte sich an der Mähne fest, als Nick um sie herum nach den Zügeln griff. Vergeblich versuchte sie zu verhindern, dass sie gegen ihn rutschte, als er das Tier über den Strand zu der vor ihnen aufgetauchten Festung antrieb. Sein Umhang flatterte in dem kalten, scharfen Wind.
"Wenn du mir nicht sagen willst, wer dazugehört, so frage ich dich nach dem Warum. Vielleicht wirst du mir wenigstens darauf eine Antwort geben!" tobte Nick inmitten einer Flut entmutigender Fragen und barscher Forderungen.
Rosalind saß auf dem Tisch in seinem Burgquartier, wo er sie schroff abgesetzt hatte, nachdem er sie über seiner Schulter durch die Gänge getragen hatte. Stattdessen war er wie ein Bär an der Kette ruhelos hin und her gestapft und hatte nur manchmal die Fäuste auf den Tisch gestützt, wenn er sie entweder überreden wollte oder wild schimpfte. Rosalind saß in ihrer Männertracht mit gekreuzten Beinen da, die Hände um die Knie gelegt. Sie bemühte sich um eine aufrechte Haltung, hielt den Kopf erhoben, doch sie war völlig zermürbt. Am liebsten hätte sie nur geweint über all das Gute und Schöne, das in dieser Nacht unwiederbringlich verloren war: Freiheit für die Leute von Deal, Lebensunterhalt in den kommenden harten Zeiten, ihr Trachten nach Rache und ihre Sehnsucht nach einer Zukunft in Nick Spencers Armen.
Mit aller Kraft bemühte sie sich, ihre Gefühle unter Kontrolle zu halten, denn sie fürchtete sich davor, alles zu gestehen, wenn sie ihnen die Zügel schießen ließ. Sie hätte wohl um Gnade bitten müssen, doch sie wollte dem Schuft nicht diese Befriedigung geben und auch nicht die Gelegenheit, sie hereinzulegen. Sicherlich würde er sie verspotten oder es gegen sie verwenden, wenn sie damit herausplatzte, dass sie ihn liebte, so wie sie es schon einmal getan hatte. Es war die Wahrheit gewesen und war es auch jetzt noch, verwünschter Kerl! Rosalind hatte ihm bis jetzt fast nichts verraten, doch die Frage nach dem Warum, die würde sie ihm beantworten.
"Mache doch die Augen auf, wenn du wissen willst, warum hier in Deal ein bisschen Handel gebraucht wird!" erklärte sie nachdrücklich. "Die Steuern der Tudors waren immer turmhoch! König Heinrich hat unsere dringliche Bitte nach dem Marktrecht einfach überhört. Stattdessen hat der König befohlen, unsere Fischerboote zu zerstören als Dank für die Rettung seiner Leute, die Männer von Deal mit ihrem Leben bezahlt haben! Schließlich hat er auch noch seine großartige Festung hierher gesetzt. Und mit Ausnahme meines Gasthofes lässt er den
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