Historical Exklusiv Band 06
König schreiben, wenn Wat gehängt werden sollte."
Nick runzelte die Stirn. "Putnam vertraust du also?"
"Nein, das habe ich eigentlich nie getan. Aber er tut mir Leid, und es schadet nichts, wenn man freundlich zu ihm ist." Ein Bild kam ihr plötzlich in den Sinn, eine Erinnerung an Mitleid für Percy, Mitleid, als er schrie und weinte und sein Vater ihn auf einem Tisch im Wirtshaus festhielt. Doch wann sollte das gewesen sein? Das schien wohl nur aus einem zusammenhanglosen Traum zu stammen.
"So wie du von Zeit zu Zeit freundlich zu mir warst?" hörte sie Nick fragen. Er streckte die Arme aus und legte seine Hände auf ihre Knie, doch dann besann er sich eines Besseren und lehnte sich wieder in seinen Stuhl zurück.
"Meine Freundlichkeit für dich war etwas ganz anderes. Ihr habt mir niemals Leid getan, Mylord! Doch wenn ich freundlich war, dann war es nicht immer gelogen."
Nick blickte sie versunken an, und die Spur eines Lächelns umspielte seine Lippen. Sie schienen beide den Atem anzuhalten. Die Erkenntnis, dass Rosalind ihn liebte, schwebte zwischen ihnen in dem goldenen Licht des verglühenden Feuers. Nick sah aus, als wolle er eine wichtige Mitteilung machen, doch dann sagte er nur: "Erzähle mir nun alles, Liebes, die ganze Wahrheit. Ich befehle nicht – ich bitte dich inständig. Lass uns zusammen den Weg finden aus dieser scheußlichen Lage, ohne dass dir ganz Deal in den Kerker folgt."
"Können wir denn einen anderen Weg finden, dass die Leute von Deal etwas Geld verdienen, um den Winter zu überstehen? Ich sage dir, Nick, wenn ich den König wirklich sprechen könnte, würde ich ihn um das Marktrecht bitten. Da es jetzt die Festung hier am Ort gibt, scheint mir das kein unerfüllbares Ansinnen."
"Glaub mir bitte, mein Liebes, genau das beabsichtige ich."
"Oh! Wirklich? Das ist gut! Dann könnten unsere Männer vielleicht auch die Erlaubnis als Lotsen bekommen, wenn die Schiffe wegen einer Flaute festliegen? Sie kennen die gefährlichen Downs und die ganze See bis hinüber nach Frankreich und noch weiter! Oder man könnte die Ortskenntnis der Leute für Erkundungsgänge entlang der Küste ausnutzen zum Schutz gegen die Franzosen?"
Und dann sprudelte alles nur so aus Rosalind heraus, und sie erzählte Nick alles über die Schmuggler von Deal, ihren "freien Handel" mit den Franzosen und wo sie ihre Ware versteckten. Sie schwor, dass niemals die Absicht bestanden habe, Verrat zu üben, und dass sie es auch zu keiner Zeit getan hätten.
"Ich versichere, es war einfach nur unser freier Handel!" erklärte sie und merkte, dass er ihr glaubte. Jedes Mal, wenn sie Nick wieder etwas offenbarte, schauderte Rosalind im Innern zurück, doch ihr weiblicher Instinkt sagte ihr, dass sie ihm nun vertrauen konnte. Die Last, die sie so lange getragen hatte, schien ihr leichter zu werden. Sie räumte ein, dass sie glaubte, Percy habe einmal etwas für sie übrig gehabt und sei deshalb wegen des Schmuggels so zurückhaltend zu Werke gegangen. "Aber ich habe ihm niemals nahe gestanden", schloss sie ihren Bericht.
"Ich denke, es wird sich jetzt einiges herausstellen", erwiderte Nick. "Ich traue dem Mann nicht über den Weg, leider habe ich noch keinen greifbaren Grund dafür in der Hand. Ich werde den Verdacht nicht los, dass er im eigenen Interesse Freundschaft geheuchelt hat."
Rosalinds Einstehen für Putnam als einen Freund der Ortschaft Deal hatte Nick beunruhigt. Dem Steuereinnehmer war ihm gegenüber eine Bemerkung entschlüpft, dass er sich bei den Leuten hier, die er eigentlich verachtete, nur eingeschmeichelt hatte, um sie besser beobachten zu können. Und er hatte ihm weiter erzählt, dass der Brief, den er vor drei Jahren an den König geschrieben hatte, keinen Protest enthalten habe, sondern Zustimmung zu der Zerstörung der Boote am Strand. Wer hat dann wohl, überlegte Nick, als Erster dem König von den Schmugglern berichtet und auf eine Strafaktion gedrängt?
Und es gab noch mehr Beweise gegen Putnam. Vorhin hatte Rosalind behauptet, Percy würde an den König schreiben, falls Wat gehängt werden sollte. Aber Putnam hatte selbst gesagt, dass er Wats Hinrichtung wünschte. Nick argwöhnte, dass der Steuereinnehmer Wat aus eigennützigen Gründen angestiftet hatte. Konnte Putnam nicht die Lebensrettung nur arrangiert haben, um Nick später auf seine Weise zu ruinieren? Aber zu welchem Zweck? Das hatte gewiss mit Cromwell zu tun. Schließlich war Putnam dem verschlagenen Berater Heinrichs VIII. treu
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