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Historical Exklusiv Band 06

Historical Exklusiv Band 06

Titel: Historical Exklusiv Band 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caryn Cameron Merline Lovelace
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dass der ganze Flügel so verlassen wirkte. Entsprechend dem nächsten Schritt in ihrem Plan zog Nick ein Stück Strick aus der Tasche, um Shanks die Hände wieder auf dem Rücken zusammenzubinden. Als eine zusätzliche Vorsichtsmaßnahme verpasste er ihm auch wieder einen Knebel.
    "Wenn jemand einschreiten will, Rosalind, dann leiste keinen Widerstand! Du brauchst mich nur zu rufen, und ich werde sofort kommen. Hier, halte Shanks dieses Messer in die Seite, aber lass es nicht sehen! Und keine Eigenmächtigkeiten! Ich werde wiederkommen und unser Singvögelchen holen, so schnell es geht."
    Nick drückte rasch einen Kuss auf Rosalinds Lippen. Der Gedanke, er müsse eigentlich verrückt sein, Rosalind mit dem Schurken in den Gemächern des Königs allein zu lassen, beunruhigte ihn ein wenig. Doch sie war eine kluge Frau und würde die Lage schon meistern.
    Aber nun war keine Zeit mehr für weitere Schwüre oder gar Abschiedsszenen. Nick versuchte noch ein Lächeln, sein Gesicht jedoch blieb ernst. Er wandte sich um und klopfte zweimal an die Tür des Empfangszimmers. Es war noch recht früh am Morgen, und der König konnte noch in seinem Schlafgemach sein, das hinter dem Empfangsraum lag. Keine Antwort kam, kein Geräusch ertönte.
    "Ich bin's, Nick Spencer, Euer Majestät! Ich bringe wichtige Neuigkeiten, die keinen Aufschub dulden."
    Die Tür zu dem dämmrigen Gemach wurde geöffnet, und Nick sandte ein Stoßgebet gen Himmel, dass Cromwell nicht schon hier gewesen war und Unheil bringenden Schaden angerichtet hatte. Der Kammerdiener, der geöffnet hatte, schloss die Tür rasch wieder und zog sich eilig an das äußerste Ende des Raumes zurück.
     
    Henry Tudor saß in einem schweren geschnitzten Stuhl mit dem Blick zu den östlichen Fenstern und hielt eine große Karaffe in der Hand. Als Nick näher trat, bemerkte er, dass der König dieselbe Kleidung wie gestern Abend trug. In ehrerbietiger Entfernung standen drei Türhüter, zwei Diener und ein Sekretär bereit. Nick war darauf gefasst gewesen, ein tobendes Inferno vorzufinden, doch die Stimme, die sich jetzt hören ließ, klang bitter und teilnahmslos.
    "Es war sehr klug von dir zu verschwinden, als ich sie gestern Abend gesehen habe, mein Junge", sagte der König, ohne den Kopf zu wenden. Er hob sein gichtiges Bein von dem gepolsterten Schemel, schob ihn mit einer Handbewegung Nick zu und nahm einen tiefen Schluck aus einem prächtigen Weinpokal.
    Nick verneigte sich ehrfürchtig und nahm auf dem ihm zugewiesenen Sitz Platz. So weit, so gut – doch nun saß er viel tiefer als der König, und das schien ihm ein großer Nachteil zu sein. Andererseits klammerten sich seine Hoffnungen an die Tatsache, dass Heinrich "mein Junge" zu ihm gesagt hatte, obwohl ihn das vor wenigen Monaten noch mächtig gewurmt hätte.
    "Was für bedeutende Neuigkeiten gibt es denn?" fragte der König gleichmütig, obgleich er offensichtlich im Innern immer noch kochte. "Wenn es nicht die ist, dass Anna von Cleve bereits wieder ein Schiff zurück zur Mündung des Rheins bestiegen hat, wünsche ich nichts zu hören."
    Wieder nahm er einen Schluck und wischte seinen feuchten Bart mit dem Handrücken ab. Sein Gesicht sah zerknittert aus, seine Augen waren blutunterlaufen. Es war unübersehbar, dass der König von England in dieser Nacht nicht geschlafen hatte, und Mangel an Nachtruhe machte ihn immer ganz besonders ungenießbar.
    "Ich war sehr bekümmert, als ich sie zum ersten Male sah, Euer Majestät, denn ich wusste genau, dass sie keine Gnade vor Euern Augen finden würde, obwohl viele Euch das glauben ließen."
    "Weiß Gott!" presste der König zwischen den Zähnen hervor. Noch immer hatte er Nick nicht angeblickt.
    "Doch Eure Befehle sahen vor, dass ich sie sicher nach Greenwich zu bringen hatte …"
    "Und du hast dich meinen Befehlen immer gefügt, Nick."
    "So gut ich konnte, Euer Majestät. Und Euer Dank und Eure Fürsorge haben sich dafür reichlich über mich ergossen. Doch jetzt möchte ich Euch nicht länger über meine wahren Absichten im Unklaren lassen und Euch um einige Augenblicke Gehör bitten, wie bedeutsam dieser Tag auch immer ist."
    Heinrich VIII. schnaubte wütend. "Der Tag, an dem ich mein Haupt unfreiwillig auf den Richtblock des Ehebundes lege! Ich, der ich in allen Angelegenheiten das letzte Wort haben sollte! In einer Stunde werden meine Höflinge und mein Volk am Wegrand stehen, um einen Blick auf meine neue Königin zu erhaschen, auf eine Königin, die ich weder

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